Fuer Wunder ist es nie zu spaet
kann ihn nicht finden.«
Es ist, als würde sie Alex gar nicht sehen, sie rennt einfach an ihm
vorbei, durch den Flur und wieder zum Schlosshof hinaus.
Alex ruft hinter ihr her: »Ich kann keinen Schlauch finden, ich weiß
nicht, wie . . .«
Maja antwortet, indem sie auf dem Kies kehrtmacht und wieder ins
Schloss läuft und den Putzschrank in der Küche aufreißt.
»Eimer! Wir brauchen Eimer!«
»Aber Eimer helfen doch bei so was nicht. Maja! Komm zurück, wir brauchen was . . . Verdammt!«
Maja findet einen Eimer, stellt ihn ins Spülbecken und füllt ihn mit
Wasser.
»Da ist noch ein Eimer, nimm mal!«
Dann rennt sie wieder raus und kippt das Wasser ins Feuer, das nur
desinteressiert schnaubt.
Alex dreht den Hahn ab und läuft zu Maja, die dasteht und ins Feuer
starrt, das sich von kleinen Wassereimern nicht beeindrucken lässt. Vorsichtig
legt er den Arm um ihre Schultern. Er spürt, wie sie zittern.
»Du kannst das Feuer nicht löschen, Maja. Das geht nicht. Das kannst
du nicht. Bleib jetzt hier draußen.«
53
J ens sitzt im Sessel und hält Karin
fest. Er spürt eine Welle von Schluchzern durch ihren Körper laufen. Seine
Schulter ist total durchnässt. Verstohlen sieht er zu Kjell hinüber. Es rasselt
nicht mehr. Er hat aufgehört zu röcheln.
Jens streicht Karin übers Haar und räuspert sich.
»Karin, ich glaube, er ist nicht mehr da.«
»Was?«
»Ich glaube, Kjell ist eben gerade gestorben.«
Karin dreht sich um, wischt die Nase an Jens’ durchnässtem Pullover
ab und sieht zu ihrem Vater. Das Gesicht ist entspannt, die rot aufgedunsenen
Wangen hängen herab, die Augen zucken nicht mehr, der Mund ist schlaff und
ruhig. Fragend sieht Karin Jens an.
»Du hast ihm geholfen, Karin.«
»Meinst du?«
Karin betrachtet ihren Vater, während Jens fortfährt.
»Ja. Er hat gehört, was du gesagt hast.«
»Glaubst du?«
»Ganz sicher. Er hat gehört, dass du ihm verzeihst, und da konnte er
loslassen.«
Karin wischt sich wieder die Nase ab, diesmal mit ihrem eigenen
Pullover.
»Dann ist er also jetzt tot?«
Jens nickt.
»Es ist vorbei?«
»Ja.«
Karin lehnt sich zurück und schläft ein, gegen Jens gelehnt. Und
Jens macht es so wie immer. Er wartet. Hellwach sitzt er da und wartet.
»Mein Gott, es verbrennt alles! Das Schloss brennt ab! Und
wo ist Pelle? Er ist doch nicht im Haus, oder? Alex? Er wird doch nicht im Haus
sein? Alex! Pelle! Pelle!«
»Ich weiß es nicht, Maja. Ich weiß es doch nicht!«
Alex versucht, Maja zu folgen, die verwirrt hin und her rennt. Der
Wind tost, die Damhirsche schreien, und die Wellen vom See rauschen. Es ist
wahnsinnig laut, der Lärm einer totalen Katastrophe.
Doch dann verstummt der Himmel plötzlich. Die Winde legen sich, das
Wasser wird spiegelglatt, die Vögel hören auf zu singen, und die Damhirsche
entspannen ihre Kehlen. Alles schweigt.
Maja hält im Laufen inne, bleibt zehn Meter vor dem brennenden
Schloss stocksteif stehen und horcht einfach. Man hört nur noch das Knistern
des Feuers, sonst gar nichts. Sehr sonderbar. Alex macht ein paar vorsichtige
Schritte auf Maja zu und stellt sich dicht neben sie.
Er flüstert: »Was ist denn jetzt?«
Maja sieht sich um und lauscht. »Keine Ahnung.«
Ganz still stehen sie auf dem Schlosshof, blicken zu den Flammen,
die am Haus lecken und sich langsam an der Rasenfläche entlangarbeiten.
Peng! Da knallt es. Zwei Fensterscheiben von
Pelles Atelier sind von der Hitze gesprungen. Peng, peng! Glassplitter stieben bis zum Pool.
»Mein Gott!«
Alex zieht an Majas Schwimmweste, und sie gehen langsam vom Schloss
zum Wasser hinunter. Nun herrscht wieder ohrenbetäubende Stille.
Dann kommt ein Donnern, ein lautes Rollen vom Wasser wie ein
riesiger brüllender Drache, der auf die Insel zureitet. Alex und Maja halten
sich die Ohren zu. Peng! Jetzt hat es so geknallt, dass
die ganze Insel erzittert und der Boden unter ihnen bebt. Zwischen den Wolken
kann man einen grauen Himmel erahnen, da sind hellgelbe Blitze und eine Wand,
die sich öffnet. Die Wolken teilen sich, eine Lücke tut sich auf, und Wasser
schießt heraus. Es regnet. Aus der Wolkentür wird Wasser geschüttet, das wie Hagel
über die Insel hereinbricht. Ein steinharter Regenguss, als hätte jemand
einfach nur den Hahn aufgedreht. Pflaumengroße Wassertropfen donnern aus dem
Himmelsgewölbe.
Der Regen peitscht so heftig und brutal, dass es wehtut, wenn die
Tropfen auf die Haut treffen. Seit Wochen und Monaten hat der Regen
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