Fuer Wunder ist es nie zu spaet
kriegen. Klar, Pelle hat Kims
Mailadresse, dürfte gar kein Problem sein.
Und dann wurde Wein nachgeschenkt, und Karin und Pelle wurden immer
angeheiterter, und Jens ging schlafen, und Alex ging schlafen, und Maja blieb
sitzen und betrachtete ihren Mann und Karin, die überhaupt nicht aufhören wollte,
von Pelle zu reden.
Es war schon ein komisches Gefühl, sich nach dieser Vorstellung
neben einen völlig schweigenden Mann zu legen. Maja versuchte, sich ihm zu
nähern und zu sagen, komm, lass uns drüber reden, oder lass uns miteinander
schlafen und einfach alles vergessen. Fühlst du dich jetzt unter Druck gesetzt?
Das musst du nicht, kein Problem, wie kannst du dich überhaupt von etwas unter
Druck gesetzt fühlen, das doch einfach nur schön ist? Und was willst du denn
mit noch einer Frau, wenn du sie doch kaum anfasst, oder hättest du etwa Lust,
wenn Karin hier liegen würde und nicht ich? Das hättest du? Und ja, dann war
der Streit wieder in Gang, und sie lagen stocksteif nebeneinander und taten so,
als würden sie schlafen, während Maja auf all die japanischen Paare starrte,
die an den Wänden Sex hatten.
Also wanderte Maja eine weitere Nacht durchs Haus. Aus
Karins Zimmer hörte sie Schritte, auf und ab, Gemurmel, Schluchzen und Stille.
Jens schien sich unruhig im Bett herumzuwälzen. Nein, der schlief ganz
sicher nicht. Wahrscheinlich versuchte er es, doch in der Hauptsache drehte er
sich nur von einer Seite auf die andere und seufzte tief. So tief, wie nur
einer seufzen kann, der wach ist, aber viel lieber schlafen würde.
Und . . . und was war da aus dem Zimmer von Alex zu vernehmen? Maja
stand ganz dicht an der Tür. Lauschte angestrengt. Was in aller Welt . . . War
das ein Stöhnen? Tatsächlich! Lag der da in ihren gemangelten Laken und holte
sich einen runter? Sofort machte sie kehrt, mein Gott, das ist seine
Privatsache, lass ihn doch in Ruhe. Leise schlich sie zur Treppe, machte einen
ersten Schritt, aber . . . Dann drehte sie doch um, schlich ebenso leise wieder
zurück und drückte das Ohr an die hohe Tür. Leise kleine Stöhner von drinnen.
Woran er wohl dachte? Welche Phantasien flossen ihm jetzt gerade
durchs Gehirn, während er in dem grasgrünen Himmelbett lag, auf dem Nachttisch
drei rosafarbene Rosen in einer kleinen Vase? Maja blieb stehen. Sie atmete
kaum und horchte auf das nach innen gewandte Stöhnen aus dem Jungenzimmer.
Hörte nicht auf ihr eigenes Gehirn, das vorsichtig darauf hinwies, wie gestört
und höchst integritätsverletzend es ist, an den Türen onanierender Menschen zu
lauschen. Nein, trotz dieses Wissens blieb sie in einer Art inspirierter
Anspannung stehen. Worüber er wohl phantasierte?
Mit dieser Frage im Körper schloss Maja sich in ihr Atelier ein.
Holte Bleistifte und Papier heraus. Zeichnete fieberhaft. Phantasien. Billige,
schäbige pornografische Phantasien. Und als die Phantasien ausgeschöpft waren,
ging sie zu nackten Frauen über, die auf Pferden und Hirschen ritten oder auf
Seeadlern umherflogen. Und während der Flugkünste der Pornodamen auf den
Seeadlern schlief sie irgendwann ein. Auf ihrem Affendiwan.
»Wie lange müssen wir diese Beinschläge üben?«
Karin, die auf dem Bauch liegt und, so gut es geht, mit den Beinen
schwimmt, reißt Maja aus ihren Betrachtungen.
»Leider kommt es in erster Linie auf die Beine an. Erst wenn der
Beinschlag richtig gut sitzt, kann man anfangen zu schwimmen. Die Arme sind
hauptsächlich dazu da, um zu lenken und dafür zu sorgen, dass man oben bleibt,
aber auf die Beine kommt es an. Ihr solltet den Beinschlag auch abends vor dem
Einschlafen noch mal üben. Fünfzig Beinschläge im Bett, ehe ihr euch richtig unter
die Decke kuschelt, danach schläft man auch besser ein.«
Alle schwimmen weiter, platt auf der Erde und das Kinn auf die Arme
gestützt. Alex setzt sich auf und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
»Ich will es im Wasser probieren.«
»Glaub mir, du bist noch nicht so weit.«
»Aber ich will. Ich spüre, dass ich es kann.«
»Du bist kräftig, Alex, aber die Beinschläge sitzen noch nicht
richtig, du bist ein wenig zu steif.«
Alex sieht enttäuscht aus. Der Arme, er erinnert sie an einen
Kühlschrank. Breit und kantig und steif. Er hat so viele Muskeln und ist
gleichzeitig so wenig geschmeidig.
»Aber klar, wenn du es probieren willst, dann los.«
Maja erhebt sich aus ihrem Liegestuhl, legt die Sonnenbrille ab und
zieht sich ihr Top aus. Alex ist schon im Pool, er hüpft auf und
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