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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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immerhin verheiratet
ist. Als wäre Pelle nur ein alter Sack, mit dem sie sowieso nicht schläft.
    Aber als sie vorhin zu Jens hinaufging, da ist irgendwas passiert.
Na ja, und schließlich hat er an sie gedacht, als er ausprobieren sollte, ob er
schwul ist. Das war es, was ihn . . . ja, da hat er an Maja gedacht. Er hat die
Augen zugemacht und sie vor sich gesehen. Wie sie auf ihn zukam, das lange,
glatte Haar offen und ganz nackt unter einem ihrer großen Herrenhemden. Sie hat
dieses freundliche Lächeln auf den Lippen gehabt, das ihm sofort durch und
durch geht. Sie haben geredet und gelacht, und dann hat sie ihn geküsst. Ihre
Lippen waren weich und warm. Sie hat sich über ihn gebeugt, sodass ihre Haare
wie ein Zelt über ihre Gesichter fielen, und dann kam er in sie hinein, und er
war dabei überhaupt nicht nervös oder unbeholfen, es hat sofort funktioniert.
    Das sind seine Phantasien gewesen. Und sie hat an ihn gedacht, und
auch bei ihr hat das funktioniert. Alex konnte an nichts anderes denken, es war
so, als würden sie zusammengehören. Er sah Maja überall und spürte sie und
wollte sie ganz und gar haben. Er hatte nicht einmal Angst! Die ganze Furcht,
die ihm die . . . ja, die gewöhnlichen Mädchen einflößten und die dazu führte,
dass er sich wie ein verdammter Versager vorkam und einfach nur abhauen wollte,
die gab es nicht mit Maja.
    Alex macht die letzte der Türen auf diesem Flur vorsichtig einen
Spaltbreit auf. Und da liegen sie im Bett. Jens und Maja.
     
    Pelle lacht etwas peinlich berührt und nimmt einen Zug von
seiner Zigarre. Karin versucht gierig, noch einen Schluck von dem Cognac zu
trinken, doch der ist offensichtlich alle.
    »Mehr Cognac solltest du vielleicht nicht trinken, meine Liebe.«
    Pelle schiebt sich an die Wand zurück, Karin rückt nach.
    Jetzt berühren sich ihre Nasen fast, ihr nach Cognac, Zigarre und
Knoblauch riechender Atem vermischt sich. Karin wendet den Blick nicht ab.
    »Soll ich für dich tanzen?«
    »Äh, doch, kannst du ruhig machen, aber Maja . . .«
    »Bitte sehr. Der Tanz hier ist nur für dich.«
    »Okay.«
    Trotz des vielen Alkohols gelingt es Karin, sich graziös zu erheben.
Mit wiegenden Hüften geht sie zum Plattenspieler. Vorsichtig nimmt sie die
Zappa-Platte vom Plattenteller, schiebt sie in die Hülle und stellt sie zu den
anderen Platten. Dann blättert sie nachdenklich den Stapel durch und holt
schließlich mit einem wiedererkennenden Lächeln »Giselle« von Adolphe Adam
heraus.
    »Dieses Ballett habe ich tatsächlich früher mal getanzt. Es handelt
von einem armen Bauernmädchen, das Giselle heißt. Sie liebt das Tanzen, obwohl
sie ein schwaches Herz hat, und außerdem ist sie noch in den Adligen Albrecht
verliebt. Es ist ein Ballett über unerwiderte Liebe und Betrug.«
    »Oha, spannend.«
    Pelle lächelt etwas verunsichert. Karin legt den Tonarm auf die
Platte, es kratzt ein wenig, und dann kommt die Musik. Geigen, Fagotte, Flöten
und Klarinetten ertönen und lassen Karin kreisen, und plötzlich hat sie eine
ganz andere Haltung in Rücken, Beinen und Füßen. Sie hüpft, sie schwebt, sie
wirbelt herum und lässt los. Pelle applaudiert höflich. Karin tanzt immer
weiter, obwohl ihr der Schweiß an Rücken, Armen, Brust und Stirn hinunterläuft.
Sie ist Giselle im Schloss. Pelle ist Albrecht und . . .
    Karin dreht sich in der Luft und landet direkt vor Pelle. Sie
keucht, und er bläst den Zigarrenrauch zur Seite. Karin packt seine Hände.
    »Komm mit und schlaf mit mir. Hol mich hier raus, Pelle.«
     
    In der Küche trocknet Josefin das letzte Geschirr ab. Bald
ist es elf Uhr. Aus dem Speisesaal dröhnt klassische Musik, und Karin tanzt wie
eine Besessene. Josefin hat sie gesehen, als sie hineingehen wollte, um noch
mehr Geschirr zu holen, aber dann ist sie doch in der Türöffnung stehen
geblieben, weil es sich irgendwie privat anfühlte.
    Seltsam, obwohl das Schloss so groß ist, sieht und fühlt man doch
alles. So als könne man hier nichts verbergen, als wären die Wände durchsichtig
und man könnte alles sehen. Josefin denkt an die vielen Gelegenheiten, bei
denen sie Maja und Pelle geholfen hat. Wie sie mit Einkaufslisten und
Sonderwünschen durch den halben Ort gerannt ist und dass sie immer alles
gespürt hat. Sie hat Pelles Wünsche gespürt, seine Visionen zum Leben auf
dieser Insel. Mit der schönen, begabten, jungen Frau, mit dem Schloss, den
Ateliers, dem guten Essen, den teuren Weinen und mit den Freunden, die sie so
oft mit dem

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