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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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an
Tempo zu verlieren. Maja hat nicht vor zu laufen. Und so wird Alex vor ihr
immer kleiner und kleiner. Aber sie weiß, dass die Insel bald zu Ende ist.
Nicht mehr lange, dann kommt die lange, schmale Halbinsel, die direkt ins Meer
hinausführt, und von der kommt er nicht runter. Sie kann also ganz gelassen
bleiben, denn er muss umdrehen, und dann werden sie einander sowieso begegnen.
Es beginnt zu dämmern, die Vögel sind schon verstummt, und die Abenddüfte
schlagen ihr entgegen.Gartenveilchen und griechische Levkojen, die nach Vanille
und Banane riechen. Am Seerosenteich quaken die Frösche in einer Art Sinfonie,
und Maja spaziert das letzte Stück zur Halbinsel in aller Ruhe.
    Alex kommt ihr entgegen, er ist schon umgekehrt. Hinter ihm glüht
der rosafarbene Abendhimmel. Die Shorts rascheln an den Beinen, und das
blondierte Haar steht in alle Richtungen ab. Er wirft Maja einen raschen Blick
zu und geht dann an ihr vorbei, doch sie schafft es gerade noch, sein
Handgelenk zu packen.
    »Alex, bleib stehen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich es sage!«
    Alex versucht, seine Hand wieder an sich zu ziehen, doch Maja lässt
ihn nicht los, denn jetzt wird sie langsam wütend. Sie packt Alex mit beiden
Händen und hält ihn ganz fest.
    »Jetzt bist du mir eine Erklärung schuldig, ich kapiere nämlich gar
nichts, und es war ein verdammter langer Tag, und meine Geduld ist langsam am
Ende. Was ist eigentlich los hier? Warum reißt du Türen auf, knallst sie wieder
zu, rennst weg und bist plötzlich so sauer?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Ich habe keine Ahnung! Ich begreife gar nichts. Dieser ganze Tag
ist ein einziges Durcheinander. Und was ist mit dir los? Warum stehen wir hier
im Wald und schreien uns an? Warum?«
    Alex sieht Maja an. Da steht sie vor ihm in einem dieser
Herrenhemden, den viel zu großen Jeans, barfuß, und das lange, blonde Haar wie
eine wilde Explosion um sie herum. Die grünen Augen blitzen, und der Brustkorb
hebt und senkt sich. Sie lässt sein Handgelenk los, aber sie stehen sich immer
noch gegenüber.
    Ringsherum ist alles still. Abgesehen von den Fröschen, dem sanften
Plätschern des Wassers und dem hohen Gras, das sanft hin- und herwiegt. Keiner
von beiden senkt den Blick. Sie stehen einfach da im Halbdunkel und warten. Auf
etwas. Auf jemanden.
    »Tut mir leid, dass ich dich anschreie, Alex, aber ich bin völlig
fertig.«
    »Was habt ihr da im Zimmer gemacht?«
    »Jens und ich? Ich habe ihn getröstet.«
    »So sah das aber nicht aus.«
    »Ach nein? Wie sah es denn aus?«
    »Als ob ihr . . . Ich weiß nicht.«
    »Also, Alex, jetzt mach mal halblang. Ich habe einen wirklich
traurigen Menschen getröstet. Und du öffnest eine Tür, siehst zwei Menschen,
die sich umarmen, und ziehst daraus eine Menge Schlussfolgerungen!«
    »Ich hab gesehen, was ich gesehen habe.«
    »Nein, das hast du nicht. Du hast gesehen, was du zu sehen glaubtest , das ist ein himmelweiter Unterschied. Und außerdem,
was geht dich das eigentlich an?«
    »Ich bin doch nicht blöd.«
    »Das hab ich auch nicht behauptet. Aber ich verstehe deine Reaktion
nicht. Warum bist du denn so wütend? Hab ich irgendwas verpasst?«
    Die Schultern von Alex sacken ein wenig herab. Ein Seufzen ist zu
hören, aber keine Antwort. Maja spürt, wie es in ihrem Körper zu pieksen
beginnt, winzig kleine Nadelstiche der Wut. Was für ein beschissener Tag! Und
jetzt auch noch so was! Ein eifersüchtiges pubertierendes Monster, das
Ansprüche an sie stellt! Verdammt noch mal!
    »Also, ganz ehrlich, mit solchen Teenagersperenzien kann ich nicht
umgehen. Geh schlafen, das werde ich jetzt auch tun.«
    Maja macht kehrt und geht zum Schloss zurück. Schweigen. Nur noch
das Sirren des Grases ist zu hören. Es riecht nach den nächtlich duftenden
Blumen, die im Halbdunkel leuchten. Maja geht mit raschen Schritten zum Schloss
hinauf. Alex lässt sich ins Gras sinken und legt die Hände auf die Augen.
    »Verdammte Scheiße. Ich bin so blöd«, murmelt er.
     
    Die Nacht senkt sich herab, bringt aber keine Abkühlung.
Die Lüfte, die sich zaghaft bewegen, sind warm. Diese ewige, unendliche Wärme,
die so weit entfernt von Schatten und Regen ist.
    Karin schläft wie eine Tote im Speisesaal, sie schnarcht laut, und
in ihrem Kopf kreisen chaotische Träume. Pelle hat sie allein gelassen, nachdem
er anstelle seines warmen Beines ein Kissen unter ihren Kopf gelegt und sie mit
einem Betttuch zugedeckt hat. Abgesehen von ein paar Grillen, die sich vor dem
Fenster

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