Fuer Wunder ist es nie zu spaet
Boot zur Insel gebracht hat. Und Maja, die immer gleichermaßen
freundlich ist, aber nicht zufrieden. Ihr Frust verbreitet sich wie Wellen über
den See.
Josefin führt ihre Teetasse zum Mund, überlegt es sich aber auf
halbem Wege anders, denn der Tee ist kalt geworden, und da gießt sie ihn lieber
weg.
»Alex, warte . . .«
Josefin wirft einen raschen Blick aus dem kleinen Küchenfenster über
der Spüle, von dem aus man den Schlosshof überblicken kann. Sie sieht Alex den
Weg hinunter zum Arboretum und zur Landzunge eilen, Maja dicht hinter ihm.
Josefin stellt sich auf Zehenspitzen, um das Grün überblicken zu können, in dem
Maja und Alex jetzt verschwinden. Doch das Gestrüpp schließt sich hinter seinen
Besuchern, einmal ging die Blättertür auf, ließ die beiden hinein, und nun ist
sie wieder zu.
Josefin starrt aus dem Fenster und denkt nach. Ach, genau! Das
Gespräch, das sie an Karins Handy angenommen hat! Das klang ganz so, als wäre
es etwas Wichtiges, was mit ihrem Vater zu tun hätte. Josefin nimmt die Schürze
ab, hängt sie an den Haken und geht in den Speisesaal, um Karin die Nachricht
zu überbringen.
26
K arin kann jetzt nicht mehr warten. Sie
hat keine Lust auf Umständlichkeiten und Überredungskünste und Verführen. Wenn
sie doch endlich zur Sache kommen könnten! Sie lässt sich rittlings auf Pelles
überkreuzten Beinen nieder, fährt mit ihren Händen durch sein lockiges Haar und
küsst ihn. Sie presst ihre Zunge in seinen halb geöffneten Mund, bohrt ihre
Fingernägel in seinen Nacken und drückt ihn mit aller Kraft an sich.
»Karin . . .«
Eifrig beginnt sie, an seinen Hemdenknöpfen herumzufummeln, die ganz
leicht aus ihren Knopflöchern fallen und sich öffnen. Dann mit den Händen
hinein und seinen Bauch, seine Brust und seinen Rücken streicheln.
Pelle packt sie an den Schultern und schiebt sie von sich. Erstaunt
wischt Karin sich mit dem Handrücken über den Mund und versucht sich zu
beruhigen. Pelle streicht ihr sanft übers Haar.
»Karin, Karin . . .«
»Was ist, willst du mich nicht, oder was?«
»Doch, doch. Du bist schön und klug, und du tanzt wie eine Göttin.
Meine Liebe, natürlich will ich dich. Aber ich bin mit Maja verheiratet.«
»Ja, und?«
»Ich will sie einfach nicht betrügen.«
»Das wird sie doch nie erfahren.«
»Nein, aber ich weiß davon, und das genügt.«
»Aber du hast Signale ausgesandt. Ich habe es genau gespürt.«
»Also, du bist eine interessante Frau, und ich bin gern mit dir
zusammen, aber ich liebe Maja. Und ich habe sie noch nie betrogen. Diese
Signale, die musst du falsch verstanden haben.«
»Nein, habe ich nicht, aber weißt du, dann ist es mir grad egal.«
»Nun sei doch nicht verletzt, Karin. Wenn ich Maja nicht hätte, dann
würde ich gern . . . Fass es bitte nicht falsch auf.«
»Also, ganz ehrlich, ich glaube, ich will auch nicht. Ich weiß
nicht, ich . . . ich wollte, glaube ich, einfach nur ein bisschen Nähe.«
»Komm. Komm her und setz dich neben mich. Komm!«
Pelle öffnet seine starken Arme und klopft auf sein Bein. Karin
kriecht zu ihm und legt ihren Kopf auf seinen Oberschenkel. Die Platte ist aus
und knackt in der letzten Rille. Knack, knack, knack. Schrapp, schrapp,
schrapp.
Pelle streichelt ihr sanft den Kopf. Ihre dunklen Haare sind dick,
glänzend und feucht vom Tanzen.
»Es ist alles gut, Karin. Ruh dich einfach ein bisschen aus. Du
musst dich ausruhen, du hattest einen anstrengenden Tag.«
Karin schließt die Augen. Und sie verschließt das Loch im Herzen,
hört auf, ihre Muskeln anzuspannen, und schläft ein.
Pelle atmet aus. Ein lang gezogener Seufzer. Mein Gott.
»Ähm, ich wollte Karin nur kurz was ausrichten . . .«
Josefin steckt den Kopf zur Tür herein. Schnell macht Pelle ein
Zeichen, dass sie flüstern soll, und zeigt auf Karin.
Josefin wispert: »Es hat jemand vom Krankenhaus in Duvköping
angerufen. Offensichtlich liegt Karins Vater im Sterben. Er will, dass sie
kommt, aber . . . ich weiß nicht recht, anscheinend will sie nicht. Aber
offenbar ist nicht mehr viel Zeit.«
»Okay. Ich sag es ihr morgen.«
»Gut, dann gehe ich jetzt schlafen.«
»Alles klar. Schlaf gut. Hast du übrigens Maja gesehen?«
»Wen? Nein . . . nein, keine Ahnung, wo sie ist.«
»Dann gute Nacht.«
Josefin geht leise in ihr Zimmer. Die Dämmerung senkt sich herab,
und Pelle sitzt da, mit einer tief schlafenden Karin auf den Knien.
Mensch, wie schnell er geht, ohne auch nur ein bisschen
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