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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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vergnügen, ist es ganz still, nur in Karins Zimmer liegt das Handy
voller verpasster Anrufe und Nachrichten auf der Mobilbox.
    Pelle sitzt im nördlichen Atelier und trinkt Wein. Er hat einen
Zigarillo im Mundwinkel, ein Weinglas in der einen Hand und den Hammer in der
anderen. Sein Blick ruht auf der Skulptur, seiner unmöglichen Kreation, für die
es keine Rettung mehr gibt. Soll er den ganzen Schrott einfach kurz und klein
schlagen? Oder soll er . . . In diesem Moment beginnt ein ganz neuer Gedanke,
in seinem Kopf Bilder zu malen, aber der ist dreist. Verrückt. Aber vielleicht
möglich.
    Maja liegt allein in dem großen Bett. Pelles Seite ist trostlos
leer, und Maja schläft unruhig. Im Schlaf sucht sie nach Pelle, wacht auf, sie
will ihn umarmen, will getröstet werden, weiß nicht so recht, warum, aber sie
will einfach nur . . . Trost. Vielleicht, weil die Schwimmschule aus dem Ruder
läuft. Dann schläft sie wieder ein und sieht Alex im Wald, er hält ein kindlich
nacktes schlagendes Herz in den Händen. Sie hätte niemals dieses Spiel mit ihm
spielen und ihn aus der Reserve locken sollen. Warum hat sie das nur gemacht?
Was ist bloß passiert? Sie hat onaniert, dabei an ihn gedacht und es ihm dann
erzählt. Klar, dass er das in den falschen Hals kriegt und das als Einladung
betrachtet. So ein unsicherer junger Typ. Maja wälzt sich in ihren verschwitzten
Betttüchern und denkt an Alex.
    Jens hat sich in seinem Bett vergraben und weint. Leise schluchzend
liegt er in dem nur vom Mond erleuchteten Zimmer und spürt, wie sich eine große
Trauer gleich einer dicken Decke über ihn senkt. Die alte, schmuddelige Decke
der Einsamkeit. Wenn man um eine Umarmung betteln muss und wenn der einzige
Mensch, mit dem man als Junge befreundet war, einen als Erwachsener anspuckt.
    Alex hat 728 Liegestütze gemacht. Und wenn er bei achthundert
angekommen ist, wird er wieder zu den Situps übergehen, und das alles so lange,
bis er vornüberfällt. Bis er einschläft. Bis dieses entsetzliche Gefühl von
Scham sich legt und er wieder er selbst ist. Dann wird er aufhören, aber erst
dann.
    Josefin schläft tief und fest. Der nächste Tag wird lang, das weiß
sie. Und in ein paar Tagen kommen auch noch die ganzen Gäste zum Maskenball,
und bis dahin muss der Tanzboden aufgestellt werden, das gegrillte Schwein muss
vorbereitet werden, und außerdem muss sie unten am Wasser das Gras auf der
alten Naturbühne mähen.

     
    27
    K nusper, knusper, Knäuschen.
Käsescheiben werden ge hobelt. Jemand beißt in ein Stück Paprika. Ein kleiner
Löffel Honig wird im Tee versenkt, warme Milch wird in den Kaffee gegossen.
Geklapper, Schmatzen.
    Alex, Maja und Jens essen schweigend. Vor allem Alex schweigt. Unter
den Schweigsamsten der Schweigsamen ist Alex der Allerschweigsamste, wenn das
überhaupt möglich ist. Auch Karin sagt nichts, nur ihr schwerer Atem geht
seufzend durch den Raum. Sie hat einen entsetzlichen Kater, und es ist ihr
dermaßen übel, dass nichts sie mehr retten kann. Obwohl sie sich gekämmt hat,
stehen ihr die Haare vom Kopf ab, und ihr Körper bebt vom Schüttelfrost, den
sie zu verbergen sucht.
    Pelle ist verschwunden, Maja weiß nicht, wohin. Sie weiß nur, dass
er, als sie ihn zuletzt sah, mit Karin auf dem Schoß im Speisesaal saß und ihr
übers Haar strich und ihr irgendwas zuflüsterte. Und dass er dabei so innig und
sanft aussah wie mit Maja schon lange nicht mehr.
    Alex nimmt sich eine Handvoll Kirschtomaten und wirft sie sich eine
nach der anderen in den Mund, ohne Maja anzuschauen.
    »Also, das klingelt schon den ganzen Morgen, es muss was Wichtiges
sein.«
    Josefin hält Karins klingelndes Mobiltelefon in der Hand und sieht
die Tischgesellschaft fragend an.
    »Das ist meins, ich nehm es.«
    Karin nimmt mit zitternder Hand das Telefon, verdammt, sie hätte vor
dem Runtergehen ein Glas Wein trinken sollen, dann wäre ihr dieses Zittern
erspart geblieben. Es ist so demütigend, zwischen all den anderen dazusitzen
und zu zittern und bloß noch brechen zu wollen.
    »Ja, hallo?« Karin schluckt, um ihre Übelkeit zu verringern.
    »Hier ist Nadja Berg.«
    »Nadja, wer?«
    »Nadja Berg. Ich soll die Fotos zu deinem Artikel machen!«
    Karin schluckt wieder. Die anderen sitzen schweigend da und hören
zu.
    »Eigentlich sollte doch Claes die Fotos machen, das hatten Maggan
und ich schon entschieden.«
    »Nein, Claes hat Urlaub, also mache ich es. Du kannst mit Maggan
reden, wenn du irgendwelche Fragen hast, ich habe

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