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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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verwirklicht. Entlang der
Dachleisten sitzen Haken für Laternen, ein rot-weißes Zelttuch dient als
Himmel, und überall gibt es schlau konstruierte ausklappbare Abstellflächen für
Gläser und Flaschen.
    »Danke, Jens!«
    »Das war gar nicht schwer, es ist ja schon alles fertig, man muss es
nur ausklappen.«
    »Trotzdem schön, sehr schön. Die Laternen hängen ganz hinten im
rechten Seitenflügel des Schlosses, die holen wir später.«
    Josefin nickt zum Schloss hinüber und legt derweil ein paar
Lammfelle über die Baumstämme am Feuerplatz. Jens ruckelt noch ein letztes Mal
an dem Tanzboden, um zu prüfen, ob er auch fest steht, dann lässt er sich auf
einem der Lammfelle nieder und wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von
der Stirn. Josefin sieht ihn an.
    »Wie wäre es mit einem kalten Bier?« Auch ihr läuft der Schweiß in
Strömen herunter, das T -Shirt ist völlig durchgeschwitzt. »Ich
würde auch eins nehmen.«
    »In dem Fall sehr gern.«
    Josefin läuft zum Schloss hinauf. Trotz der Wärme, die gar nicht
aufhören will, geht sie mit leichten Schritten. Am Himmel ist keine Wolke zu
sehen, kein einziges kühles Lüftchen weht, da ist nichts als diese drückende
Hitze, und das, obwohl es schon bald Abend wird.
    Jens läuft der Schweiß in die Augen, und er reibt sich das Gesicht.
Sein lockiges Haar ist noch krauser als sonst, und die weißen Teile des
Oberkörpers werden langsam braun. Die selektive Arbeiterbräune verschwindet
nach und nach in der Sonne. Vom Pool ist ein Platschen zu hören. Das ist Karin,
die sich wahrscheinlich krampfhaft an der Stange festhält. Sie ist so
ängstlich, so stur und ängstlich. Nein, er wird nicht sofort nach Hause fahren.
Bald, aber noch nicht sofort.
    »So!«
    Eine kalte Bierflasche landet in seiner Hand, Josefin setzt sich
neben ihn auf den Baumstamm und trinkt mit großen Schlucken aus ihrer
beschlagenen Flasche. Jens drückt das kühle Glas erst noch ein wenig gegen
seine Stirn.
    »Weißt du was, ihr habt wirklich eine Goldgrube hier auf der Insel.«
    »Halt, halt, lass mich mal außen vor, ich arbeite hier nur. Das ist
die Insel von Pelle und Maja.«
    »Egal. All die Pflanzen und der Garten. Das ist wie ein Museum zu
einer Flora, die es gar nicht mehr gibt. Wenn sich aber niemand darum kümmert,
dann wird es bald weg sein. Das Unkraut verschlingt schon vieles, die Trauben
erdrücken sich gegenseitig, genau wie die Äpfel und Birnen, ganz zu schweigen
von dem Arboretum. Da gibt es inzwischen schon mehr Unterholz als Laubbäume. Es
tut richtig weh, das zu sehen, wirklich. Wenn man dieser Insel nicht hilft,
dann ist das fast so, als würde man jemanden umbringen. Genauso, wie man
Damhirsche schießen muss, muss man auch Pflanzen roden.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung. Ich habe auch schon versucht, Pelle
und Maja dazu zu bringen, die Sache in Angriff zu nehmen, hab ihnen meine Hilfe
angeboten und so, aber . . . Ich glaube, die haben genug mit sich selbst zu
tun.«
    »Kennst du sie gut?«
    »Ja und nein. Wahrscheinlich wissen sie nicht, wie gut ich sie
tatsächlich kenne. Wenn man bei Leuten zu Hause arbeitet, dann sieht man ihre
Gewohnheiten und wie sie reden und so, ja, man lernt sie kennen.«
    Jens nickt und nimmt einen Schluck Bier. Dann sitzen die beiden
schweigend nebeneinander, sehen über das stille Wasser und lassen das kalte Getränk
ihr Inneres kühlen. Jens sieht verstohlen zu Josefin hinüber. Sie ist so jung
und tatkräftig, an ihrer Arbeitshose hängt ein Hammer, in den Taschen stecken
Nägel, und eine Zange schaut heraus. Sie hat Sommersprossen auf den Wangen und
den Schultern, das braune Haar ist oben auf dem Kopf zu einem zerzausten Knoten
gedreht.
    »Und was hast du mit deinem Leben vor?«
    Josefin zuckt über die plötzliche Frage zusammen. Und ehrlich gesagt
ist er selbst etwas erstaunt über seine Impulsivität.
    »Was ich vorhabe? Tja, was habe ich vor? Ich will mich nicht
langweilen, will nicht still sitzen und auf irgendwas warten. Jetzt arbeite ich
fast den ganzen Sommer und verdiene Geld, von dem ich verreisen will. Und du?
Was hast du mit deinem Leben vor?«
    »Ich will Liebe. Wenn ich ehrlich bin, will ich nichts anderes, und
lügen will ich auch nicht mehr.«
    Wieder zuckt er erstaunt zusammen. Wie ehrlich er geantwortet hat!
Seltsam.
    »Was für eine Liebe?«
    »Das weiß ich wohl noch nicht so richtig. Das muss ich noch
herausfinden.«
     
    Drei Zimmer weiter liegt er nackt in seinem Bett.
Vielleicht hat er die Fenster

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