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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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schweigend auf ihren Frühstücksbrötchen herum und
scheppern verlegen mit ihren Kaffeetassen. Pelle räuspert sich und steckt sich
eine Himbeere in den Mund.
     
    »Sehr gut! Ich halte dich jetzt unterm Rücken fest, und
dann sehen wir mal, ob du dich traust.«
    Maja streckt ihre Hände aus und legt sie fest unter Karins bebenden
Rücken. Karin klammert sich mit den Händen an der Stange fest und liegt
ausgestreckt da, den Bauch nach oben. Das Wasser gluckert bedrohlich unter
ihrem Rücken.
    »Jetzt lass mal die Stange los, Karin.«
    »Nein.«
    »Doch, lass sie los. Vertrau mir.«
    »Nein!«
    »Doch! Lass los!«
    Karin lässt los, aber sie entspannt sich nicht. Ihr Körper ist steif
wie eine Leiche und schaukelt kantig gegen Majas Hände. Nein, so geht das
nicht.
    »Fass die Stange wieder an. Jetzt.«
    Maja schließt die Augen. Zum Teufel, die Sache läuft mir aus dem
Ruder, denkt sie. Der ganze Kurs läuft mir aus dem Ruder. Die Wogen schlagen
über mir zusammen, wie habe ich nur glauben können, dass das funktionieren
würde?
    Maja sieht Karins Angst und ihre Verschlossenheit. Jetzt sollte sie
ihre Hand nehmen, sie auf die Liege packen, ihre Füße massieren und ihre Waden
streicheln. Sie sollte mit ihr tanzen, sie etwas weich machen und diese verkrampften
Glieder in formbare, furchtlose Kraftpakete verwandeln.
    Sie spürt den Blick von Alex durch die Haut. Aber das Einzige, was
ich will, das Einzige, woran ich denke, ist, wie ich es schaffen könnte, mit
einem neunzehnjährigen Jungspund zusammen zu sein. Ich will mich mit ihm
irgendwo einschließen, seine Waden massieren, ihm diese lächerlichen Shorts
ausziehen und einfach nur schreien. Ich will seine Hände auf meinem Körper
spüren, und zwar nicht mehr weich, sondern hart. Dabei war es doch so eine gute
Idee, dass Jens Karin das Schwimmen beibringen könnte, aber irgendwie will er
nicht. Und er muss auch nicht, schließlich hat Karin dafür bezahlt, dass Maja
ihr hilft und niemand anders.
    Mein Gott, was macht sie hier eigentlich gerade? Fühlt es sich so an,
wenn einem alles entgleitet und man verrückt wird? Jetzt reiß dich mal
zusammen, Maja. Reiß dich zusammen. Und sieh zu, dass du die Situation in den
Griff kriegst. Sei mal erwachsen.
    »Alex, du kannst jetzt eine Weile an Land üben, ich muss ein
bisschen mit Karin reden.«
     
    »Mensch, das wird gut, richtig gut sogar.«
    Pelle wirft den letzten Schwung Kleider über das drei Meter lange
Sofa, auf dessen teakglänzenden Armlehnen Kandelaber thronen. Den ganzen Tag
lang hat er aus den verschiedenen Ecken des Schlosses Kleider, Schuhe und
Perücken eingesammelt und sie in die Bibliothek gebracht.
    Heute ist ein großer Tag. Seine Freunde kommen, es wird tolles Essen
geben und ein Fest. Jetzt kann er seine Lieblingsrolle spielen und das Gefühl
verdrängen, dass er eigentlich etwas ganz anderes ist, was er nicht sein will.
    Die Köpfe mit den Perücken stehen in einer Reihe an der Wand
entlang. Eine dramatischer und phantasievoller als die andere.
    »Man sollte sie vielleicht ein wenig abstauben, sehe ich gerade . .

    Pelle pustet über eine Perücke hinweg, in deren Meer von weiß
gepudertem Haar ein kleines, aber protziges Segelboot befestigt ist, und es
wirbelt hundert Jahre alter Staub durch die Luft. Märchenstaub.
     
    Verdammt, die Pfefferminzbonbons überdecken den Alkoholgeruch
nicht. Karin merkt, dass sie nach altem Suff stinkt und nach ein paar frischen
Gläsern Wein, die sie morgens in ihrem Zimmer gekippt hat. Hier ist einfach zu
viel los, zu viele Gefühle, zu viel Druck, zu viel Seltsames. Und dann noch
dieser Maskenball heute Abend. Karin hasst Verkleiden, und jetzt soll sie sich
in eklige alte Kleider zwängen und spielen. Karin kann nicht spielen,
jedenfalls nicht so. Sie will nach Hause, und zwar sofort.
    Und überall schleicht Jens herum, zupft an Blättern und Knospen und
schaut sie nicht an. Wenn sie im Wasser liegt, steigt die Panik in ihr auf. Die
Zehen reichen bis auf den Grund, ihre Hand ist an der Stange, Maja steht direkt
neben ihr, und trotzdem kommt diese wahnwitzige Panik angerollt.
    Heute wird auch noch die Fotografin auf die Insel kommen. Sie kennt
diese Nadja noch gar nicht. Verdammt, die Bilder müssen schön werden. Sie will
nach Hause, und zwar sofort. Nichts anderes.
    Karin hält die Stange fest, kämpft mit den Beinen gegen das Wasser
an und sieht zu Alex und Maja hinüber, die gerade eine ausgesprochen
merkwürdige Übung absolvieren.
     
    Ich darf! Ich

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