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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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Karin.

     
    30
    W ie geht es ihm?«
    »Wer sind
Sie? Wir dürfen über den Zustand der Patienten ausschließlich mit den
Angehörigen sprechen.«
    »Ich bin mit Karin, seiner Tochter, verheiratet. Die ganze Sache ist
sehr schwierig für sie, deshalb rufe ich an. Wie geht es ihm?«
    »Wie heißen Sie?«
    »Äh, Jens, Jens Björg.«
    »Okay, Herr Björg, es geht ihm nicht gut. Wie Sie wahrscheinlich
wissen, hat er Leberkrebs.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und es geht nur noch um Tage. Als er zu uns in die Klinik kam, war
es bereits zu spät, deshalb ist alles, was wir noch für ihn tun können, seine
Schmerzen und seine Angst zu lindern. Manchmal ist er halb bei Bewusstsein, und
dann ruft er nach Karin, also nach Ihrer Frau.«
    »Was ruft er denn?«
    »Er hat große Panik. Es würde ihm sicher viel bedeuten, wenn er sie
sehen könnte. Ich kann mir vorstellen, dass er dann loslassen könnte, und das
wäre gut für ihn, davon bin ich überzeugt.«
    »Für seine Tochter, also meine Frau, wäre es sicher auch gut, wenn
sie ihn sehen würde, aber sie will nicht.«
    »Ja, so ist das manchmal. Der Tod ist eine schwere Angelegenheit.«
    »Sie haben doch Erfahrung mit so etwas. Wie könnte ich sie denn dazu
bewegen hinzufahren? Was meinen Sie?«
    »Bringen Sie sie her, halten Sie ihre Hand. Das hilft meistens.«
    Jens dankt für das Gespräch und legt auf. Er sitzt auf der Halbinsel
und schaut über das Wasser. Auf einmal bemerkt er ein Boot, das langsam auf die
Insel zutuckert. Und er wählt eine neue Nummer.
     
    »Außerdem ist es sehr wichtig, auch die
Mund-zu-Mund-Methode zu beherrschen. Geradezu lebensnotwendig. Und die stabile
Seitenlage! Einen Moment, ich zeige es dir!«
    Ohne Vorwarnung klettert Maja von Alex’ erwartungsvollem Körper und
dreht ihn herum. Sie verdreht ihm Arme, Beine und Kopf, sodass er auf der Seite
liegt.
    »Wenn du Wasser in der Lunge hattest, dann kommt es spätestens jetzt
raus. So, das war’s. Hallo, Karin, sag mal, was stehst du denn im Gebüsch rum?«
    Alex legt sich, so schnell er kann, auf den Bauch, um seine frisch
entzündete Freude zu verbergen, die mit dem plötzlichen Wetterwechsel nicht so
richtig mitgekommen ist. Karin schaut die beiden ein wenig dämlich an.
    »Komm her, das kann ich dir auch gleich zeigen, das sind wichtige
Sachen.«
    Maja klopft sich die sandigen Knie ab und bedeutet Karin, aus dem
Gebüsch hervorzukommen. Alex nickt eifrig und murmelt, wie toll das mit der
stabilen Seitenlage doch sei.
    Die Brombeerdornen kratzen über Karins nackte Haut, während sie
rückwärts aus dem Gestrüpp geht. Nicht im Traum waren die zwei dabei,
irgendwelche Lebensrettungsübungen abzuhalten, nie im Leben. Aber wenn jemand
einen Lebensretter braucht, dann Karin.
    »Rette mich«, sagt sie.
    »Na klar.« Maja versucht, enthusiastisch zu klingen. »Leg dich her,
du kannst den Schal als Unterlage nehmen, Moment.«
    Maja breitet den roten Schal im Sand aus, und kaum hat sie ihn
hingelegt, da liegt Karin auch schon darauf, stocksteif und mit den Kratzern
von den Brombeeren wie kleine rote Ausrufezeichen auf der Haut.
    »Erst muss man herausfinden, ob die Person noch einen Puls hat.«
    Maja drückt sanft zwei Finger an Karins Hals. Karin schließt die
Augen. Nein, meine Liebe, da wirst du keinen Puls finden, ich bin schon lange
tot.
    »Wenn ich keinen Puls spüre, dann muss ich eine Herz-Lungen-Massage
durchführen. Dazu lege ich meine Hände über deinen Brustkorb, genau da, wo die
Rippen zusammenkommen, und dann drücke ich. Zweimal pro Sekunde.«
    »Dann drück mal.«
    »Aber das tut richtig weh.«
    »Drück!«
    »Okay, okay.«
    Maja drückt. Karin liegt wie tot da.
    »Wenn du dreißigmal gedrückt hast, ist es Zeit für die Beatmung.«
    »Mach das, genauso wie bei Alex.«
    Maja wirft Alex einen Blick zu und dreht Karins Kopf in den Nacken,
streicht ihr sanft über die Stirn und kneift ihr dann die Nase zusammen. Und
dann atmet sie. Sie bedeckt Karins Mund mit ihren Lippen und bläst ihren Atem
und ihren Sauerstoff in Karin hinein. Das macht sie zweimal, und dann drückt
sie weitere dreißig Male ihren Brustkorb.
    »So, das wär’s, jetzt hast du überlebt.«
    Das glaubst du vielleicht, dass das so einfach ist. Nur ein bisschen
pusten und drücken, und dann fängt ein Mensch schon an zu leben. Karin hat die
Augen immer noch geschlossen.
    »Wo steckt eigentlich Jens? Wolltet ihr nicht zusammen üben?«
    »Daraus wird nichts. Tut mir leid, dass ihr zwei bei euren kleinen
Übungen jetzt

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