Fuer Wunder ist es nie zu spaet
Schwimmtruppe?«
»Immerhin ist dein Lieblingsschüler schon hier.«
Pelle zeigt mit dem Messer auf Alex. Nicht verbittert sein, er
wollte nicht verbittert sein. Jetzt schön still sein und aufhören, mit dem
Messer auf Leute zu zeigen.
»Und wo sind die anderen?«
Maja versucht so zu tun, als hätte sie Pelles Kommentar nicht
wahrgenommen. Sie schaut mit zusammengekniffenen Augen in die Runde, die Sonne
brennt genauso heiß wie immer, eigentlich sogar noch heißer.
»Die schlafen wahrscheinlich noch, lass sie doch. Meine Güte,
gestern war Party, da reicht es, wenn ihr heute Nachmittag trainiert. So
gründlich muss man doch nicht sein. Jetzt setz dich mal, und nimm was von
Pelles Pasta.«
Channa zeigt auf den leeren Stuhl neben Alex. Maja setzt sich und
holt tief Luft. Es riecht nach Alex, und sie sitzt da und saugt den Geruch ein,
während sie gleich die Nudeln essen wird, die ihr Mann gekocht hat. Mein Gott.
Es kneift gleichzeitig im Bauch und im Schoß vor Schmerz und vor Feuer. Ihre
Knie streichen ganz leicht an Alex vorbei. Oh Gott.
Es wird gegessen und mit Geschirr geklappert, auf den Tellern werden
Nudeln verteilt, Channa macht Witze und prostet allen zu, Alex reibt seinen
Ellenbogen an Majas, ganz sanft reiben sie aneinander. Maja führt eine Gabel
mit Nudeln zum Mund, und die ist voller . . . Parmaschinken. Maja isst so
ziemlich alles außer Parmaschinken, irgendwas hat sie gegen diese salzige, zähe
Konsistenz. Sie wirft Pelle einen Blick zu und versucht dann, den Schinken so
anmutig wie möglich auszuspucken.
»Supergut, aber schade, dass da Schinken drin ist. Du weißt doch,
dass . . .«
»Aber du bist nun mal nicht die Einzige hier. Es sitzen noch mehr
Leute um den Tisch, und die mögen Parmaschinken, oder?«
Oh ja, jetzt schwärmen alle von den Nudeln mit dem leckeren Parmaschinken.
Die alte Gang, Pelles alte Gang, redet, raucht und hat Parmaschinken zwischen
den Zähnen. Ist das wunderbar mit dem Parmaschinken, tu ruhig noch mehr rein,
Pelle! Sie muss hier weg. Wo steckt eigentlich Karin? Als Maja sie gestern sah,
war sie ziemlich zu, wahrscheinlich schläft sie ihren Rausch aus. Das wird
bestimmt noch ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Maja will weg, zusammen mit
Alex, weg von diesen grölenden Leuten.
»Heute werden wir im richtigen Wasser schwimmen, glaubst du, dass du
das kannst?«
Alex nickt eifrig.
»Wenn Karin auftaucht, dann sagt ihr doch bitte, dass ich am späten
Nachmittag mit ihr üben werde. Jetzt trainiere ich erst mal mit Alex im
Vänersee.«
Karin und Jens liegen nebeneinander im Sand, Karin in
ihrem grünen Unterkleid, das langsam trocknet, und Jens nackt und etwas
verlegen auf dem Bauch. Karin räuspert sich entschlossen.
»Erzähl nichts den anderen, versprich mir das, es darf niemand etwas
wissen.«
»Okay. Ich verspreche es.«
Sie schweigen. Die Sonne hat den Sand bereits aufgewärmt, und sie
liegen bequem da.
»Bist du jetzt traurig?«
»Wieso meinst du das?«
»Weil ich dich . . . rausgeholt habe.«
»Weiß nicht. Eigentlich fühle ich mich eher . . . leer.«
Wieder Schweigen.
»Ich habe keine Freunde, das war gelogen. Ich lüge ständig. Na ja,
natürlich habe ich Freunde, durchaus, aber . . . Nein, siehst du, jetzt
versuche ich schon wieder, mich rauszureden und es nach etwas klingen zu
lassen, was es gar nicht ist. Ich habe keine richtigen Freunde, nicht einen einzigen.
Weil das nämlich nicht geht, ich kann das nicht. Nicht einmal meine Tochter
kennt mich. Niemand kennt mich.«
»Ich kenne dich.«
»Das glaubst du nur.«
»Nein, ich kenne dich.«
»Wie war es mit diesem Pedro heute Nacht?«
»Wie meinst du das?«
»Siehst du! Da bin ich wieder, Karin, wie sie leibt und lebt.
Neidisch. Eifersüchtig! Kannst du dir vorstellen, dass ich eifersüchtig war,
als ich dich gestern mit dieser kleinen Tunte gesehen habe? Ich war so verdammt
eifersüchtig, weil du Liebe kriegst, obwohl du hässlich und dumm bist, aber ich
nicht, wo ich doch hübsch und klug bin.«
»Ich bin nicht hässlich und dumm.«
Karin blickt beschämt in den Sand.
»Ich weiß. Das bist du nicht. Ich weiß auch nicht, warum ich das
sage. Wahrscheinlich, um dich niederzumachen. Das ist so mies.«
»Aber ich bin doch schon unten.«
»Nein, du bist auf dem Weg nach oben, ich merke es genau. Ich bin
schon unten, und zwar ganz unten. Wie war es denn nun mit Pedro?«
»Da war nichts.«
»Warum denn nicht, es sah aber . . .«
Karin beißt sich auf die Zunge, um nicht etwas
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