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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein lockeres Spiel, lief er wieder nach unten und huschte an uns wie ein Schatten vorbei. Der nächste Sprung brachte ihn wieder bis an die Wand, an der er vor seinem Lauf noch gelegen hatte. Auch hier prallte er nicht ab, sondern lief mit zuckenden Schritten locker in die Höhe, bis er die Decke erreicht hatte.
    Er hing mit seinem Kopf nach unten und hätte einfach fallen müssen, aber die Decke schien ein Magnet zu sein und seine Füße aus Eisen.
    Delany fiel nicht.
    Nur lief er auch nicht weiter.
    Etwa in der Deckenmitte blieb er hängen. Seine Arme baumelten dabei nach unten und schwangen wie zwei lange Uhrpendel hin und her. Er hielt den Mund weit offen und produzierte Laute, die auch zu einem Raubtier gepaßt hätten. Sein Gesicht war naß. Schleim drang aus dem Mund und aus den Nasenlöchern, und in seiner Brust wuchs plötzlich ein tiefes Röhren. Wir waren zur Seite getreten, um nicht von den schwingenden Händen getroffen zu werden.
    Judas Delany blieb nicht lange in dieser Position. Plötzlich bewegte er sich wieder. Seine Beine zuckten zuerst, dann trampelten die Füße wieder über die Decke und bewegten sich auf eine Wand zu.
    Wenig später lief er sie hinab, ohne sich umgedreht zu haben. Er nahm den Weg rückwärts, erreichte den Fußboden, gab sich noch einmal Schwung und fiel nach hinten.
    Mit dem Rücken zuerst klatschte er auf die harte Fläche und rutschte sogar noch auf uns zu. Bevor sein Kopf meine Fußspitzen berührte, kam er zur Ruhe.
    Marcella und ich waren zur Seite getreten. Judas Delany lag jetzt zwischen uns. Sein Mund stand offen, als wären seine Kiefer zur Seite gedreht worden. Sein Gesicht war schweißnaß, und kleine Perlen rannen an seiner Halshaut nach unten.
    Ich schaute ihn an.
    Er lebte noch, aber er nahm mich nicht mehr wahr. Seine Augen waren verdreht. Er mußte in einer anderen Welt versunken sein. Aus dem Mund war nicht nur Schleim gedrungen, sondern auch heller Schaum, der dicht unter der Unterlippe am Kinn klebte.
    Ich rüttelte ihn.
    Nichts passierte. Er war wie eine Puppe. Er war weggetreten. Ein Mensch und trotzdem keiner. Ein vierfacher Killer, der plötzlich so harmlos aussah.
    Ich richtete mich auf und hörte Marcellas Stimme. »Aus ihm bekommen Sie nichts heraus, John.« Sie deutete auf den reglosen Körper. »Er ist in ein Koma gefallen und befindet sich in der Gewalt einer anderen Kraft. Vielleicht in der seines Unterbewußtseins.« Sie hob die Schultern. »So genau weiß ich es nicht. Wir müssen schon mit der Tiefenhypnose arbeiten, um das herauszufinden. Doch auf diesem Gebiet kenne ich mich nicht aus. Sie?«
    »Nein, auch nicht.«
    »Was tun wir dann?«
    Ich zuckte die Achseln. »Zunächst mal nichts. Wir warten ab, bis er wieder zu sich kommt.«
    Marcella zog ein bedenkliches Gesicht. »Das kann dauern, wie ich aus Erfahrung weiß.«
    »Haben wir keine Zeit?«
    »Ich schon.«
    »Und ich auch.«
    Sie war einverstanden, fragte aber noch, ob wir hier in der Zelle warten sollten.
    »Nein, das nicht. Lassen Sie uns nach draußen gehen. Hier ist er wohl sicher.«
    Da mußte sie lachen. »Wissen Sie, John, was ich soeben erlebt habe, das hat einiges bei mir auf den Kopf gestellt. Da brauche ich bald selbst einen Psychiater, um es begreifen zu können. Von nun an traue ich ihm alles zu, auch daß er einfach aus dieser geschlossenen Zelle verschwindet.«
    »Ich denke, das werden wir zu verhindern wissen.«
    »Hoffentlich.« Sie drehte sich um und schloß die Tür, die von innen keine Klinke besaß, wieder auf. Mit der Schulter drückte Marcella sie nach außen.
    Ich war stehengeblieben und ließ meinen Blick über Delanys Gestalt gleiten. Vor mir lag ein vierfacher Mörder. Nein, er besaß kein Engelsgesicht, aber er sah trotzdem ungefährlich aus. Wie jemand, der sich zum Schlafen niedergelegt hatte.
    Er schlief nicht wirklich. Zumindest war es kein normaler Schlaf, sondern einer, den ich ihm zugefügt hatte.
    Marcella wartete an der offenen Tür auf mich. Sie war sehr blaß geworden und kämpfte noch immer mit dem, was wir beide erlebt hatten. Hinter mir drückte sie die Tür wieder zu und lehnte sich gegen die Wand. »Tut mir leid, aber das muß ich erst verdauen.« Sie sprach und lachte dabei. »Das war einfach Wahnsinn. Ich habe viel in meinem Beruf erlebt, doch so etwas nicht.«
    »Das kann ich Ihnen nachfühlen, Marcella.«
    Sie faßte nach meiner Hand wie eine Ärztin, die meinen Puls fühlen will. »Sie haben das so geschluckt, John. Sie müßten

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