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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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karrten. Es gab noch Flecken, an denen er relativ allein war und in sich gehen konnte.
    Uferauen, die sich bei normal hohem Wasser als Spazierwege eigneten.
    Die Stadt erstrahlte bereits in weihnachtlichem Glanz. Mit unzähligen Tricks wurde versucht, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Man drückte auf die Gefühlsdrüse. Da dudelte die weihnachtliche Musik, da liefen die Weihnachtsmänner durch die Kaufhäuser, verteilten kleine Geschenke, die den Beschenkten ein schlechtes Gewissen aufdrückten, so daß sich die meisten gezwungen sahen, auch etwas zu kaufen, das dann im Preis wesentlich höher lag als das erhaltene Geschenk.
    Überall flimmerten die Lichter. Gelb, weiß oder bunt. Die City hatte sich verkleidet, und der allein im Wagen sitzende Mann fühlte sich von dieser Lichterfülle irritiert.
    Rankin hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Die kleinen zuckenden und manchmal grellen Sonnen lenkten ihn zu stark ab, und nicht nur ein Fluch rutschte über seine Lippen.
    Im Strom der Fahrzeuge schwamm er dahin. Er stoppte an Ampeln, rollte in die kreisförmigen Verkehrsführungen hinein, sah die hellen Tannenbäume überall stehen und auch den leichten Nebel, der daran vorbeizog, weil die Abgase der Fahrzeuge sich nicht so schnell verflüchtigten.
    Rankin konnte nur langsam fahren. Auf die Zeit achtete er nicht. Hin und wieder erschien innerhalb der Helligkeit das düstere Bild aus der Kirche. Dieser Altar, die tote Frau, die in die Gewalt eines Wahnsinnigen geraten war.
    Sein Job als Profiler war es, sich in den Killer hineinzuversetzen. Sich ihn zu erarbeiten und dann die richtigen Schlüsse zu ziehen, um das Täterprofil erstellen zu können.
    Das hatte bisher auch recht gut bei ihm geklappt, aber bei dem letzten Killer biß er auf Granit. Irgendwas lief anders. Es war ihm unmöglich, sich dieser Bestie zu nähern. Da hatte sich eine Wand aufgebaut, zu dicht, um sie durchdringen zu können. Er wußte einfach zu wenig über den Täter, der angeblich bekannt war. Und genau das war der springende Punkt. Wie konnte ein Mensch, der hinter Gittern saß, so etwas durchziehen? Es war nicht möglich, auch wenn alles darauf hindeutete, daß Judas Delany die Taten begangen hatte. Rankin stimmte auch zu, daß es kein Nachahmer war, zu viele Details stimmten überein, und trotzdem konnte er Delany nicht als Täter akzeptieren.
    Etwas war faul. Etwas lief aus dem normalen Ruder. Wobei er seine Arbeit schon nicht als normal ansah. Es gab immer etwas, was noch schlimmer war, und davor stand er jetzt.
    Offiziell hatte er den Fall abgegeben. Sinclair und Suko sollten sich darum kümmern. Inoffiziell wollte Rankin weiter daran arbeiten. Dazu war er einfach viel zu neugierig. Natürlich hatte er schon von den beiden Geisterjägern gehört. Deren Job ließ sich mit seinem nicht vergleichen. Sie beschäftigten sich mit einer Materie, die für ihn einfach nicht zu fassen war. Mit unglaublichen Dingen und Vorgängen, die die Grenzen des Normalen sprengten.
    Wenn das der richtige Weg war, um die Bestie zu stellen, war Rankin froh. Er wollte den Kollegen keine Steine in den Weg legen und sich nicht einmischen. Wenn sie seinen Rat benötigten, okay. Dann war er der erste, der helfen würde. Es zählte nur der Erfolg und nichts anderes. Dabei spielte es keine Rolle, wer ihn errang.
    Der Trubel lag hinter ihm. Rankin lächelte zum erstenmal seit Verlassen des Büros. Er war einfach nur gefahren. Er hatte automatisch reagiert und war dem breiten Strom immer näher gekommen. Auch die weihnachtlichen Dekorationen und Reklamen waren wie ein Spuk verschwunden. Vor ihm lag die Chelsea Bridge, die er von Norden kommend überquerte, um dann in den Battersea Park einzubiegen, der ziemlich dicht bewaldet war und eine der vielen grünen Londoner Lungen bildete.
    Der Betrieb des Sommers war hier nicht mehr vorhanden. Um diese Jahreszeit verirrten sich nur die echten Freaks in den Park, um die frische Luft zu tanken und dem Rauschen des Flusses zu lauschen, dessen Musik so ewig war.
    Zwischen der Straße und dem Ufer gab es einen Parkplatz. Direkt gegenüber und nur durch die Straße getrennt ein öffentliches WC, das um diese Zeit ebenfalls verlassen war.
    Er fuhr langsam. Das Licht der Scheinwerfer kam ihm so kalt und bleich wie die Klinge eines Messers vor. Über ihm lag der dunkle Himmel. Bewölkt und sternenlos.
    Rankin rollte auf den Parkplatz. Nur wenige Autos waren hier abgestellt worden. Vor einem standen ein junger Mann und eine Frau.

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