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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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    »Puh!« Er rollte mit den Augen. »Okay, ich habe dich hintergangen. Gleich an dem Tag, als du nach Norderney gefahren bist. Ich dachte, im Interesse der Wissenschaft …«
    »Spar dir den Senf! Wie hat Blechschmidt reagiert?«
    »Zuerst recht gelassen. Er hat sich die Aufnahmen angeguckt und kritische Fragen gestellt. Er schien sogar Verständnis dafür zu haben, dass du dich nicht gleich an ihn gewandt hast.«
    »Und dann?«
    »Am nächsten Morgen musste ich bei ihm antanzen. Blechschmidt war wie ausgewechselt. Total mies drauf. Irgendwer hatte ihm offenbar die Hölle heißgemacht. Er hat mich ausgefragt, wie es dir geht, psychisch und so. Und wie du wohl reagieren würdest, wenn man dir die Zuständigkeit entzieht.«
    »Das hat er dich gefragt?« Viola brach ein Stück von dem trockenen Kuchen ab. Eine Handvoll Krümel verteilte sich auf der Tischplatte.
    »Ja. Und mich hat er auch eingenordet. Ich solle bloß die Klappe halten. Andernfalls wäre die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nach Ende des derzeitigen Vertrages gefährdet.«
    »Und wer arbeitet jetzt an der Sache?«
    »Blechschmidt selbst und Björn Meyer, seine rechte Hand. Außerdem ein Typ vom Friedrich-Loeffler-Institut in Jena. Und ich.«
    »Habt ihr schon was rausgefunden?«
    »Viola, ich darf nicht darüber reden. Schon gar nicht nach dem, was sich gestern auf Norderney abgespielt hat.«
    »Was denn?«
    »Hast du das nicht gelesen? Eine junge Polizistin hat ihren Chef mit einer Pistole bedroht.«
    Viola spürte, wie das Blut aus ihrem Kopf abfloss. Ihr wurde kalt und heiß. »Was ist mit ihm?«
    »Ist das der, von dem du mir …«
    »Nun sag schon!«
    »Die Polizistin konnte überwältigt werden. Sie hat einen Schuss abgegeben, aber der ging in die Decke und es wurde niemand verletzt. Stell dir vor, sie war halb nackt. Und der Kommissar auch. Sie wollte ihn zwingen, mit ihr zu vögeln. Verrückt, was?«
    »FSME?«
    Daniel nickte. »Die ersten Tests sprechen dafür.« Er grinste. »Weißt du, wie wir ihn intern nennen, den neuen Typ? Monti . Nach dir. FSME Typ Monti . « Als Viola nicht reagierte, zog er theatralisch die Augenbrauen hoch. »He! Findest du das nicht witzig?«
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte Viola barsch. »Ich denke an die Menschen auf Norderney. Mit der Polizistin haben wir höchstwahrscheinlich die dritte Erkrankung an FSME Typ Monti . Darauf bin ich überhaupt nicht stolz. Vor allem, weil die übrigen Bewohner nichts von der Gefahr ahnen, in der sie sich befinden.«
    »Das stimmt doch nicht«, empörte sich der junge Mikrobiologe. »Wir haben über die Zeitungen und den Rundfunk vor Zecken gewarnt. Und seit heute Morgen läuft eine große Impfaktion.«
    »Mit dem alten Impfstoff.«
    »Der gegen die drei bekannten FSME-Subtypen schützt. Nun mach mal keine Panik, Viola. Wir haben die Sache im Griff. Auch ohne dich.«
    Das Letzte war eine unverhohlene Kampfansage. Sie war draußen, hieß das. Von Daniel konnte sie keine Unterstützung erwarten. Einen Moment lang kämpfte sie gegen die Tränen, die sich hinter ihren Augen stauten. Dann kam die Wut zurück. Die Wut auf die anonymen Mächte, die sie von ihrer Arbeit fernhielten.
    Viola räusperte sich. »Hör zu, Daniel! Ich möchte auf dem Laufenden bleiben.«
    »Das geht nicht.«
    »Du lieferst mir sämtliche Daten. Alles, was an Forschungsergebnissen gespeichert wird.«
    »Hast du den Schuss nicht gehört, Viola? Bei aller Liebe. Ich bin nicht so selbstlos, mich ans Messer zu liefern.«
    »Erinnerst du dich an den Mann, der im letzten Jahr an Hämorrhagischem Fieber gestorben ist? In der Charité.«
    Daniel entglitten die Gesichtszüge. Viola war erstaunt, wie hässlich der junge Mann aussehen konnte.
    »Damals ist ein Foto des Sterbenden der Presse zugespielt worden«, fuhr sie fort. »Der Fotograf hat vermutlich ein sattes Honorar kassiert.«
    »Na und?«
    » Du warst seinerzeit im Krankenhaus.«
    »Ich hatte den Auftrag, ein paar Tests durchzuführen.«
    »Und dabei hast du Fotos gemacht. Ich habe sie zufällig auf deinem PC entdeckt. Darunter das Bild, das von einer großen Boulevardzeitung gedruckt wurde. Was glaubst du, wie wird Professor Blechschmidt reagieren, wenn ich ihm das erzähle?«
    »Du Aas!« Daniel schnaubte. »Das wirst du nicht tun!«
    »Nein. Weil du mir jeden Abend einen USB-Stick mit der täglichen Datenausbeute in den Briefkasten werfen wirst. Keine E-Mails und keine Telefonanrufe, verstanden? Wir wollen doch beide unseren Job

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