Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
Vom Netzwerk:
behalten.«

     
    Viola war stolz auf sich. Obwohl Daniel sie beschimpft und mit herablassender Geste ein paar Euromünzen auf den Tisch geworfen hatte, bevor er sich an ihr vorbeidrängte, war sie cool geblieben. Kein Anflug von Panik. Auch nicht, als sie durch die nachtdunkler werdenden Straßen zum Taxistand neben der U-Bahn-Station marschierte.
    Zurück in ihrer Wohnung, dachte sie daran, Martin Geis anzurufen. Zu gern hätte sie von ihm persönlich gehört, was vorgefallen war. Nach einem Glas Rotwein entschied sie sich dagegen. Möglicherweise würde Geis nicht verstehen, dass sie sich aus rein wissenschaftlichem Interesse erkundigte.
    Am nächsten Morgen wachte sie um sieben Uhr auf. Nicht einmal ihr Biorhythmus akzeptierte den unfreiwilligen Urlaub. Viola überredete sich, zum Bäcker zu gehen, eine Zeitung zu kaufen und länger als üblich zu frühstücken. Anschließend erledigte sie all die Arbeiten, die selbst in einem spartanischen Single-Haushalt irgendwann anfielen, vom Fensterputzen über Staubsaugen bis zum Bügeln von selten getragenen Blusen. Am frühen Nachmittag war sie damit fertig. Als sie anfing, überflüssige E-Mails auf ihrem PC zu löschen, wusste sie definitiv, dass sie sich langweilte. Viel zu früh stand sie am Küchenfenster, von dem aus sie die Straße vor ihrem Haus beobachten konnte.
    Daniel Felsenburg kam spät. Aber das war egal und vergessen, sobald sie den USB-Stick in den Computer steckte und die ersten Datenreihen auf ihrem Monitor erschienen. Endlich konnte sie sich mit etwas Sinnvollem beschäftigen.

18
Berlin, Innenministerium

    Die Temperatur war immer noch arktisch und die Sicherheitsexperten rund um den ovalen Konferenztisch musterten ihn genauso skeptisch wie beim letzten Mal. Der Unterschied bestand darin, dass Heiner Stegebach nicht alleiniger Gast war. Professor Blechschmidt saß neben ihm. Und der Professor schwitzte. So schnell die Klimaanlage die Luft auch umwälzte, sie konnte nicht verhindern, dass in regelmäßigen Abständen Schwaden beißenden Körpergeruchs zu Stegebach vordrangen. Angstschweiß, nahm der Sprecher des Gesundheitsministeriums an. Der Gedanke beruhigte ihn. Dass selbst ein erfahrener Wissenschaftler wie Blechschmidt sich in dieser Umgebung unbehaglich fühlte, machte sein eigenes Einknicken verständlicher. Dabei hatte er doch lediglich versprochen, mit Viola zu reden. Auch wenn das Gespräch, falls man es so nennen wollte, total in die Hose gegangen war. Mit dem Ergebnis, dass Viola jetzt glaubte, er hätte bei ihrer Ausbootung mitgewirkt. Mehrmals hatte er in den letzten Tagen bei ihr angerufen und Bitten um einen Rückruf aufs Band gesprochen. Ohne Ergebnis. Die ohnehin dünnen Fäden, die ihn noch mit Viola verbunden hatten, waren endgültig gerissen. Und das hatte Heiner Stegebach in erster Linie dem Mann zu verdanken, der erneut an der Stirnseite des Raumes thronte: Abteilungsleiter Winfried Lange.
    Über Langes Kopf war die bekannte Satellitenaufnahme von Norderney zu sehen, diesmal jedoch flankiert von drei weiteren Standfotos. Das erste zeigte die nackte Leiche von Hannah Berends in der Rechtsmedizin, das zweite den mit einer Plastikplane bedeckten Körper des Jungen, der sich vom Norderneyer Leuchtturm in den Tod gestürzt hatte. Das dritte Foto war die Porträtaufnahme einer lebenden Person. Saskia Fischer, die junge Polizistin, die ihren Chef mit der Waffe bedroht hatte, lag in einem Krankenhaus auf dem Festland und befand sich, nach Aussagen der behandelnden Ärzte, auf dem Weg der Besserung.
    Die drei Fotos standen für den Tagesordnungspunkt, den Professor Blechschmidt bereits abgehandelt hatte: die Bestätigung, dass alle drei Abgebildeten mit dem FSME-Virus infiziert waren.
    George Clooney, der seinem Hollywood-Vorbild mit einem Dreitagebart noch ein Stück nähergekommen war, meldete sich zu Wort: »Gibt es eine Erklärung, warum die FSME ausgerechnet auf Norderney in Erscheinung getreten ist?«

    »Nein«, stöhnte Professor Blechschmidt. »Im jetzigen Stadium ist es viel zu früh für Erklärungen. Wir sammeln Fakten …«
    »Und Fakt ist«, unterbrach ihn Clooney, »dass alle drei Erkrankten auf Norderney gelebt haben. Zufall oder nicht?«
    »Das weiß ich nicht«, gab Blechschmidt patzig zurück. »Aus drei Erkrankungen lässt sich keine Kausalität konstruieren.«
    »Wie viele Tote brauchen Sie denn?«, wurde Clooney im Ton schärfer.
    »Darum geht es doch gar nicht. Die drei Erkrankungen sind deshalb gesichert, weil

Weitere Kostenlose Bücher