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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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mich.«
    »Nein, das tue ich nicht.«
    Sie wurde ein bisschen böse auf Martin. Nur ein kleines bisschen, aber es genügte, um den Pistolenlauf auf Wanderung zu schicken, von der Schläfe über die Wange bis zum Mund. Sie schob ihm den Pistolenlauf in den Mund, ganz tief hinein. Er sagte etwas, was sie nicht verstand.
    Die blöde Hartweg rüttelte an der Tür.
    »Zieh die Hose aus!«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Martin, ich sage es dir nicht zweimal: Zieh die Hose aus!«

    Tritte gegen die Tür. Wann begriff die Hartweg endlich, dass sie unerwünscht war?
    Die Hose fiel und sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. Was zwischen seinen Beinen baumelte, entsprach ganz und gar nicht ihren Erwartungen. Wie war das möglich?
    »Was ist mit dir, Martin? Kannst du nicht? Bist du impotent?«
    Er würgte.
    »Schon gut.« Sie zog die angesabberte Pistole aus seinem Mund. »Entspann dich!«
    Martin krächzte so stark, dass sie sich den Sinn seiner Worte zusammenreimen musste: »Legen Sie die Pistole auf den Schreibtisch. Sofort!«
    Die Tür flog aus den Angeln. Saskia federte herum und richtete ihre Waffe auf Britta Hartweg. Im selben Moment spürte sie seine starken Hände. Endlich, endlich fasste er sie an. Ein Schuss löste sich, dann lag sie auf dem Boden. Und Martin auf ihr. Das hätte er einfacher haben können.
    »Das glaube ich einfach nicht.« Die Hartweg. »Was ist denn hier los?«
    »Fischer ist durchgedreht«, keuchte Martin in ihr Ohr. »Sie wollte mich zwingen, mit ihr zu schlafen.«
    Zwingen? Ja, nur weil du so feige warst.
    »Haben Sie Fieber?«
    Fieber? Ihr war heiß, schon den ganzen Morgen. Weil sie sich so auf ihn gefreut hatte.
    »Sind Sie in letzter Zeit von einer Zecke gestochen worden?«

    Zecke? Schon möglich. Sie liebte die kurzen Radlerhosen. Lange Uniformhosen waren total unsexy. Manchmal musste sie Zecken von ihren Beinen entfernen. Was spielte das für eine Rolle?

17
Berlin, Kreuzberg

    Daniel Felsenburg lebte in einer WG. Altbauwohnung im Hinterhof, dritter Stock. Viola hatte ihn nie besucht, aber sie konnte sich vorstellen, wie es im Inneren der Wohnung aussah. Während ihrer Studienzeit hatte sie selbst ein paar Jahre in Kreuzberg verbracht, Kachelofen und Kohlenschleppen inklusive.
    Viola postierte sich in der Nähe des Durchgangs zum Hinterhof und schlug den Kragen ihres Trenchcoats hoch. Gegen Abend war es windiger geworden. Auf der anderen Straßenseite stand eine Gruppe von jungen türkischen Männern und gaffte zu ihr herüber. Viola vermied den Blickkontakt. In letzter Zeit hatte sie sich eine Menge zugetraut, Stück für Stück ihren Lebensraum erweitert. Noch vor wenigen Wochen wäre sie nicht einmal auf den Gedanken gekommen, nach Kreuzberg zu fahren. Und doch – ein kleines Erlebnis genügte, um die alte Spinne Angst auf den Plan zu rufen, die sie mit ihren langen Fäden Befürchtung, Horrorvorstellung und Albtraum einwickeln würde, bis sie sich nicht mehr von der Stelle rühren konnte. Eingeschnürt in ihrer Wohnung und bereit für den Giftstoß Panik, der ihren Herzschlag und die Atmung beschleunigte. Schließlich das Gefühl, dass der Kopf im nächsten Moment platzen musste. Viola hatte das so oft erlebt, dass die Angst vor der Angst fast genauso schlimm war wie die Angst selbst. Ein perverser Kreislauf.
    An den sie jetzt nicht denken mochte. Sie schaute zur U-Bahn-Station. Vor dem Institut hätten zu viele mitbekommen, wie sie Daniel abfing. Deshalb wartete sie hier auf ihn. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie die Türken, die sich nicht vom Fleck rührten. Gott sei Dank, da kam Daniel.
    Als er sie entdeckte, verlangsamten sich seine Schritte. Das personifizierte schlechte Gewissen.
    »Viola! Was machst du hier?«
    »Ich will mit dir reden.«
    »Ehrlich, es tut mir leid …«
    »Mir auch.«
    Daniel blickte zum Hinterhaus. In seinen Augen glomm eine Hoffnung, die Viola nicht gefiel. »Kommst du mit zu mir?«

    »Ein Café wäre mir lieber. Es gibt bestimmt eins in der Nähe.«

     
    Es gab eins, mit harten Holzbänken, Rüblikuchen und Kaffee aus Nicaragua.
    »Erzähl!«, forderte Viola ihren Mitarbeiter auf.
    Daniel befingerte seine schwarzen Locken. »Du warst doch bei Blechschmidt.«
    »Ich möchte es von dir hören.«
    Er kam ihr fremd vor, fremder, als ein paar Tage Abwesenheit bewirken konnten. Der Rauswurf, wie sie ihren unfreiwilligen Urlaub insgeheim nannte, hatte ihr Gefühl zum Institut verändert. Es war nicht länger ihr Lebensinhalt. Und Daniel gehörte

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