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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Sonderkommission aus Hannover unter den Nagel gerissen.
    »Mit welcher Begründung?«
    »Mit keiner. Frau Habibi sagt, die Beamten hätten auf entsprechende Fragen nicht reagiert und damit gedroht, ihrem Mann Handschellen anzulegen, falls er nicht freiwillig mitkommt.«
    »Irgendeinen Grund muss es doch geben.« Der Hauptkommissar drehte eine Runde um die Schreibtische. »So verrückt ist nicht einmal Goronek, willkürlich Festnahmen anzuordnen.«
    »Frau Habibi glaubt, es hängt damit zusammen, dass ihr Mann Palästinenser ist.«
    »So ein Schwachsinn!« Geis blieb vor Britta stehen. »Der Mann ist niedergelassener Arzt in …«
    »Osnabrück.«
    »Und kommt seit wie vielen Jahren mit seiner Familie zum Urlaub auf die Insel?«
    »Seit mindestens zehn.«
    »Ziemlich lange Vorbereitungszeit für einen terroristischen Anschlag.«
    »Mich musst du nicht überzeugen«, gab Britta wütend zurück. »Dr. Habibi ist der friedlichste Mensch, den ich kenne. Er hat mir mehr als einmal geholfen. Erst zuletzt …« Sie stockte.
    »Wo hat man ihn hingebracht?«
    »Nicht hierher. Ins Hotel Niedersachsen. «
    Geis nickte. Da die Polizeistation für die achtzehnköpfige Soko viel zu klein war, hatte Goronek zusätzlich Konferenzräume in dem Hotel angemietet, in dem die Mehrzahl der Polizisten auch wohnte – Goroneks Hauptquartier. Die Räume in der Polizeiwache wurden nur für Schreibarbeiten und den üblichen Bürokram genutzt.
    »Ich rede mit Goronek.«
    »Martin!« Britta stoppte ihn mit ihrer erhobenen rechten Hand. »Lass dich nicht zu emotionalen Äußerungen hinreißen!«

    »Ich werde ganz sachlich bleiben.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Das schaffe ich schon allein.« Geis rang sich ein Lächeln ab. »Dass ich Goronek bei unserer letzten Auseinandersetzung verprügelt habe, hat mich meinen Job gekostet. So einen Fehler macht man nicht zweimal.«
    Bevor Britta etwas erwidern konnte, ließ er sie stehen und ging schnell durch den Flur nach draußen. Der frische Wind kühlte seine Wut. Goronek war zwar ein arrogantes Arschloch, aber auch ein guter Polizist. Er musste etwas gegen Dr. Habibi in der Hand haben. Anders war die Festnahme nicht zu verstehen. Also tat Geis gut daran, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Er würde höflich nachfragen, nichts weiter.

    Das Hotel Niedersachsen befand sich nur wenige Fußminuten entfernt. Trotzdem hatte Geis Goronek erst einmal gesehen, beim Antrittsbesuch des Kriminalrats in der Polizeistation vor zwei Tagen. Die Männer hatten sich die Hände geschüttelt und dabei so freundlich geguckt wie zwei Profiboxer vor dem Gong zur ersten Runde. Eiskalt. So hatte Britta später die Begegnung bezeichnet. Und genauso kurz wie das Gespräch selbst war die offizielle Erklärung gewesen, die Goronek für den Einsatz der Sonderkommission lieferte: Es gelte, terroristische Bedrohungen auszuschließen, deshalb würden die FSME-Fälle noch einmal genauer untersucht.
    Geis hätte kotzen können. Wenn überhaupt, waren das seine Fälle. Er kannte die Erkrankten, er kannte die Insel. Und wieso hatte man ihm ausgerechnet Goronek vor die Nase gesetzt? Entweder arbeiteten im Innenministerium bürokratische Autisten oder der Plan stammte von einem besonders perfide denkenden Menschenfeind. Jeder, der Personalakten lesen konnte, musste wissen, dass Goronek nicht nur Geis’ Familie, sondern auch seine Karriere zerstört hatte.
    Als Fokke Janssen ihm die Nachricht telefonisch übermittelte, hatte Geis spontan um seine vorübergehende Versetzung gebeten.
    Doch der Auricher Kriminalrat hatte abgelehnt. Und sogar gelacht, als Geis das Wort Urlaub in den Mund nahm. Bis zum Ende des Gipfeltreffens werde jeder Mann auf Norderney gebraucht, Geis solle sich gefälligst zusammenreißen und Goronek als Vorgesetzten akzeptieren. Er müsse ja nicht gleich ein Bier mit dem Mann trinken, ein vernünftiges Arbeitsverhältnis reiche vollkommen.
    Geis hatte kommentarlos aufgelegt. Ein vernünftiges Arbeitsverhältnis mit dem Mann, der mit Michaela im Bett lag und bei Annika den Stiefvater spielte?

     
    »Wo finde ich die Sonderkommission?«
    Der Mann an der Rezeption schaute gelangweilt auf. »Rechts den Flur runter, an den Toiletten vorbei.«
    Gleich hinter der Tür zur Herrentoilette blockierte ein Schreibtisch den Durchgang. Kein besonders schöner Arbeitsplatz für die Sekretärin, die etwaige Besucher abfangen sollte. Geis kannte sie nicht, sie musste neu sein.
    »Ich möchte zu Kriminalrat

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