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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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um.
    »Zu auffällig und zu unbequem. Vor zwei Uhr in der Nacht sollten wir nicht in der Davert auflaufen.«
    »Na schön.« Sie gähnte. »Dann eben noch ein Hotel. Am besten wir nehmen Zimmer im Erdgeschoss. Falls wir wieder fliehen müssen.«
    »Ich dachte an ein Doppelzimmer für ein Liebespaar.«
    »Wieso das?« Viola war plötzlich hellwach.
    »Weil sie nicht nach einem Liebespaar suchen. Du nennst mich Schatz und ich sage Mausi zu dir, meinst du, du kriegst das hin?«
    Sie mussten zweimal nachfragen, bis sie das Hotel fanden. Es lag in einem Waldgebiet namens Klatenberge, nördlich von Telgte. Auf das Anmeldeformular schrieb Geis einen Fantasienamen und eine ebensolche Adresse, zwinkerte dem Concierge komplizenhaft zu und bezahlte das Zimmer bar im Voraus.
    »Und Ihr Gepäck?«, fragte der Concierge.
    »Brauchen wir nicht«, antwortete Geis mit lüsternem Blick auf Viola.
    Endlich hatte der Mann begriffen. »Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Aufenthalt.«
    Das Zimmer besaß einen rustikalen Charme, wozu vor allem der grüne Märchenwald vor dem Fenster beitrug. Geis zog die Vorhänge zu.
    »War das nicht ein bisschen übertrieben?«, fragte Viola.
    »Er sollte es verstehen, ohne lange darüber nachzudenken.«

    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn mit geschlossenen Lippen auf den Mund. »Du bist mein Held.«
    Geis spürte, wie seine Erektion wuchs. »Weißt du, was ich möchte?« Er fasste sie an den Hüften und schob sie vor sich her, bis sie gemeinsam auf das breite Doppelbett fielen.
    Viola wurde steif. »Ich ahne es.«
    Seine Lippen pressten sich auf ihren Hals, während er versuchte, die Bluse aus ihrer Hose zu ziehen. »Ich möchte mit dir schlafen.«
    Viola griff nach seiner rechten Hand und hielt sie fest. »Nein. Bitte nicht!«
    »Warum nicht? Was ist das Problem?«
    »Darüber möchte ich nicht reden.«
    »Hast du einen Freund?«
    »Nein.«
    »Liegt es an mir?«
    »Nein.«
    Geis rollte sich auf den Rücken. »Du rufst mich mitten in der Nacht an; du sagst mir, dass du mich magst. Was, verdammt noch mal, willst du von mir? Ich finde, ich habe ein Recht, das zu erfahren.«
    »Wie oft in der Woche hast du mit deiner Frau geschlafen?«

    »Wieso?« Er stützte den Kopf auf die Hand.
    Ihre Augen glühten wie schwarze Edelsteine. »Ist es dir peinlich, darüber zu sprechen?«
    »Na klar. Es ist sehr intim.«
    »Das, was ich erlebt habe, ist zehnmal intimer. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe!«

27
Berlin, Innenministerium

    »Wie konnte das passieren?«, fragte Lange.
    Eigentlich war es keine Frage, sondern ein Urteil. Ein vernichtendes Urteil über den Mann, der das Glück hatte, nicht körperlich anwesend zu sein. Lange sprach mit dem Monitor auf seinem Schreibtisch, der die mehr oder minder scharfen Bilder einer Computerkamera im Einsatzwagen von Kriminalrat Goronek projizierte.
    Goronek machte einen angeschlagenen Eindruck, auf seiner Nase klebte eine Gipsschiene, beim Sprechen atmete er hektisch durch den Mund und um seine Augen lagen dunkle Ringe, so breit wie Teetassenuntersetzer. Der Kriminalrat hätte Heiner Stegebach leidtun können, wäre Stegebach nicht damit beschäftigt gewesen, seine eigene Lage zu reflektieren. Denn diesmal saßen sie nicht im großen Konferenzraum, es gab keine Bildschirmgalerie an der Wand und auch keine doppelte Sitzreihe mit wichtigen und weniger wichtigen Menschen. Außer Lange und ihm selbst waren nur noch der George-Clooney-Verschnitt und der LKA-Mann Oppolt aus Niedersachsen anwesend. Und Stegebach fragte sich, wieso ihm die besondere Ehre zukam, zu diesem erlauchten Kreis zu gehören. Wobei ihm die Ehre eher wie eine Strafe anmutete. Liebend gern hätte er darauf verzichtet, Details über die Jagd nach Viola und ihrem Kripo-Freund zu erfahren. Zumal es ihm stank, dass Lange und die anderen über Viola redeten, als sei sie eine Verbrecherin. Sicher, sie hatte Mist gebaut, es war nicht clever, auf eigene Faust Recherchen anzustellen, und schon gar nicht, sich damit an die Presse zu wenden. Aber all das, davon war er überzeugt, tat sie in dem festen Glauben, etwas Gutes zu bewirken. Und nicht, weil sie dem Land schaden wollte.
    Tief unten, in seinem grummelnden Magen, spürte Stegebach Angst. Er fürchtete, zu nah an den Kern der Affäre zu geraten, in einen Mahlstrom aus Geheimnis und Geheimnisverrat gezogen zu werden, der ihn selbst zu einem Sicherheitsrisiko werden ließ. Was gingen ihn die polizeilichen Maßnahmen überhaupt an? Er war

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