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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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unter seinem Herzschlag zitterte.
    Der Raum begann sich um mich zu drehen. Vor meinen Augen tanzten schwarze Punkte und mir wurde speiübel. Reiß dich zusammen, Vi …
    »Neely«, flüsterte ich. »Tu das nicht, Neely. Brodie versucht euch auszutricksen. Das ist alles nur ein Trick. Lass das Messer fallen. «
    Neely blutete. Eine feine Blutspur zog sich über seine linke Wange, genau wie bei Jack.
    Er sah mich an, als ich seinen Namen sagte, doch in seinen Augen lag derselbe leere Ausdruck, den ich auch schon bei Cassie und Sam gesehen hatte. Und bei Gianni. »Da bist du ja, Violet«, murmelte er. »Ich hab diesen Jungen erwischt, als er gerade ins Haus eingebrochen ist. Er wollte dich entführen und zu seinen Kumpanen verschleppen, um dich zu vergewaltigen. Er und seine Bande von Dieben und Mördern treiben hier schon seit Jahren ihr Unwesen. Aber jetzt hab ich ihn erwischt. Lauf schnell in die Stadt und hol den Sheriff, ja? Irgendwas ist mit mir los, ich kann meinen Arm nicht bewegen. Ich muss das Messer weiter an seine Kehle halten, verstehst du, sobald ich den Arm sinken lassen, tut es zu weh …«
    Ich streckte beschwörend die Hand aus. »Neely, lass das Messer fallen. Das ist kein Bandit. Das ist River, dein Bruder. Du musst das Messer fallen lassen … «
    Brodie schloss die knochigen Finger um meinen Arm und riss mich zurück. »Tu das lieber nicht.« Die Worte sickerten aus seinem Mund wie zähflüssiger Sirup. »Die Leute, die ich blitze, reagieren extrem unangenehm, wenn sie bei dem gestört werden, was sie glauben, tun zu müssen.«
    Ich schrie auf, aber Brodie ließ mich nicht los. River sah mich über die Klinge des Messers hinweg an. Seine Augen waren nicht leer wie die von Neely – sie leuchteten und waren wie immer voller Leben.
    »Mach keine Dummheiten, Vi«, sagte er, und dadurch, dass sich sein Kehlkopf bewegte, drang die Klinge noch tiefer in die Haut seines Halses ein. Blut tropfte auf seinen Hemdkragen und saugte sich wie eine aufblühende Rose in den Stoff.
    Ich ließ mich vor Brodie auf die Knie fallen. »Hör auf damit«, flehte ich. »Weck Neely aus seinem Wahn.«
    Brodie sah mich ganz ruhig an. Die Sekunden verstrichen, während er langsam ein- und ausatmete. Er grinste. »Gefällt mir, wie du vor mir kniest«, sagte er schließlich achselzuckend.
    Ich hörte, wie hinter mir das Messer zu Boden fiel, und fuhr herum. Neely rieb sich die Augen. River stand ganz langsam auf. Er tastete nach der Stelle, wo Neely ihm die Klinge an den Hals gepresst hatte, und wischte das Blut weg. Dann streckte er mir die Hand hin und zog mich auf die Füße. Er sah dabei aber weder mich noch Neely an, sein Blick war auf Brodie gerichtet.
    »Wie hast du das eben gemacht?«, fragte er seinen Halbbruder. Seine Stimme zitterte. Nur ein bisschen, aber seit ich River kannte, war er immer vollkommen gelassen gewesen. Diese Ruhe war das, was ihn ausmachte. Er war ruhig wie ein Sommertag. Ruhig wie ein Mittagsschlaf in der Sonne. Nicht einmal, wenn Mädchen ohnmächtig wurden oder Männer sich vor aller Welt die Kehle aufschlitzten, verlor er seine Ruhe. Er war während des Gewitters nervös gewesen, traurig wegen seiner toten Mutter, beunruhigt, weil er nicht gewusst hatte, ob er im Schlaf seine Gabe bei mir benutzt hatte, aber er hatte niemals Angst gehabt. Jedenfalls nicht so wie jetzt.
    Und wenn River – River! – Angst hatte, dann …
    »Sag mir, wie du das gemacht hast, du Scheißcowboy.« Er wollte Brodie am Kragen packen, aber der wich ihm geschickt aus, die Knie leicht gebeugt und auf den Zehenspitzen tänzelnd wie eine dünne, spöttisch blickende Marionette.
    »Wie ich was gemacht habe? Willst du wissen, wie ich den Blitz zurückgenommen habe?« Brodie rieb sich das spitze Kinn. »Hm, mal sehen. Entweder schütteln meine Opfer ihn von selbst ab, aber das kann Stunden dauern, oder ich reiße ihnen den Blitz sozusagen von Hand aus dem Kopf. Das ist nicht schwerer, als einen Apfel von einem Baum zu pflücken, alter Junge. Gar kein Problem.« Er sah River lauernd an. »Wenn du willst, kann ich dir zeigen, wie ich es mache.«
    River starrte ihn stumm an.
    Brodie nahm seinen Cowboyhut ab, legte ihn auf den Tisch und fuhr sich durch die roten Haare. Die Geste erinnerte mich so sehr an River und Neely, dass sich mir der Magen umdrehte und ein widerlicher Geschmack in meinen Mund trat.
    Die drei waren tatsächlich Brüder.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, mich vorzustellen«, sagte Brodie, als River immer noch

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