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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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müssen.
    »Glaubst du, du bist schwanger?«
    »Wenn ich es wäre, könnten Sie mir helfen, es nicht zu bekommen?«, fragte sie.
    »Wieso fragst du mich das?«, sagte ich.
    »Ich kann einfach nicht noch ein Baby bekommen«, sagte sie.
    »Aber warum denn nicht, in Gottes Namen?«, fragte ich. »Ein Baby bekommen ist doch was Schönes, Mädchen. Davor musst du doch keine Angst haben.«
    »Ich kann es nicht bekommen«, sagte sie.
    »Wieso nicht?«, fragte ich.
    »Weil ich Angst habe, es könnte noch mal passieren.«
    »Dass was passieren könnte?«, fragte ich.
    »Dass es so wird wie Christopher«, sagte sie.
    »Du liebe Güte, Julie«, sagte ich. »Das ist doch kein Grund, es loszuwerden. Christopher ist ein prima Junge, und du weißt, du liebst ihn doch nicht weniger, als du ihn lieben würdest, wenn er anders wäre. Und sieh dir Jess an. Du hast zwei prima Jungs, und an keinem von beiden ist irgendwas auszusetzen.«
    »Aber der Pastor meint, es könnte noch einmal passieren«, sagte sie. »Und ich glaube, er könnte recht haben.«
    »Wie kommst du denn darauf, dass der Mann irgendwas vom Kinderkriegen versteht?«, fragte ich. »Er ist keine Frau, und ein Prophet ist er auch nicht. Auch wenn er noch so sehr will, dass ihr ihn für einen haltet.«
    »Er weiß es einfach«, sagte sie. »Und ich glaube ihm, wenn er das sagt.«
    »Was meint Ben dazu?«, fragte ich.
    »Ich hab’s ihm noch nicht erzählt«, sagte sie. »Und das werd ich auch nicht.«
    »Einem Mann muss so was erzählt werden«, sagte ich. »Ich finde, ein Vater hat bei so was ein Wörtchen mitzureden.«
    »Wenn Sie es nicht machen werden, dann sagen Sie es jetzt, damit ich Bescheid weiß«, sagte sie. Ihre Augen blickten zu Boden, und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich hab sowieso schon selbst versucht, es wegzumachen.«
    »Was? Wie denn das?«, fragte ich. Sie wandte das Gesicht ab und blickte über die Bäume, die sich hinter dem Haus runter bis ins Tal erstreckten. Als sie mich wieder ansah, standen ihr Tränen in den Augen. Sie setzte an, etwas zu sagen, aber dann stockte sie, als würde sie gleich losweinen.
    »Ich hab alles Mögliche versucht«, sagte sie schließlich. »Wasser im Topf gekocht und mich dann über den Dampf gekniet, bis ich’s nicht mehr aushalten konnte.« Sie schaute wieder zur Straße, und dann blickte sie nach unten auf ihren Bauch. Sie hob die Bluse mit einer Hand und zog mit der anderen am Rockbund. Zum Vorschein kamen lila Blutergüsse, die so dunkel waren, als hätte sie sich die Haut mit Brombeeren gefärbt.
    »Großer Gott, Mädchen«, sagte ich. »Wer hat das getan?«
    »Ich war das«, sagt sie. »Ich hab mich so oft auf die Kante von der Veranda geworfen, bis ich nicht mehr aufstehen konnte.«
    Dann fing sie an zu weinen, und ich trat zu ihr und nahm sie in die Arme, und als ich das tat, spürte ich, wie ihr Körper erzitterte, als wäre schon jede Berührung zu schmerzhaft für sie. Sie schlang wieder die Arme um den Bauch und legte den Kopf an meine Schulter und schluchzte haltlos.
    »Es wird alles gut«, sagte ich. »Du musst keine Angst haben.«
    »Ich wollte Rizinusöl trinken, aber ich hatte keins da«, sagte sie.
    »Wer hat dir denn erzählt, das würde damit gehen?«, fragte ich.
    »Der Pastor«, sagte sie. Als ich das hörte, lehnte ich mich nach hinten, um sie anzusehen, und sie trat von mir weg und wischte sich die Tränen ab.
    »Der Pastor hat gesagt, du sollst das alles machen?«, fragte ich.
    »Er hat mir auch gezeigt, wie ich es machen soll«, sagte sie. »Und er hat gesagt, wenn ich sie diesen Monat nicht kriege, dann soll ich zu Ihnen gehen. Er hat gesagt, Sie könnten das vielleicht in Ordnung bringen, wenn Sie wollen. Er hat gesagt, Sie würden es auch niemandem erzählen.«
    Es gefiel mir nicht, dass Chambliss für mich sprach, erst recht nicht, wenn es um so eine Sache ging, erst recht nicht, wo wir seit vielen Jahren höchstens zwei Worte gewechselt hatten. Und es gefiel mir nicht, dass eine erwachsene Frau ihrem Pastor erzählte, dass sie schwanger war, ehe ihr eigener Mann Bescheid wusste. Und dass besagter Pastor sie zu mir schickte, nachdem er ihr gezeigt hatte, wie sie das Kind selbst loswerden könnte. Dann dämmerte es mir plötzlich, und ich werde nie den Blick in Julies Gesicht vergessen, als ich ihr die Frage stellte.
    »Ist das Baby von Ben?« Sie sah mir in die Augen, und wir standen da und starrten uns an.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ist das Baby von Ben?«, fragte ich noch

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