Fuerstin der Bettler
und das Geschäft weiterführen konnten, zahlten dafür einen hohen Preis: den der Ehelosigkeit. Nahmen sie sich dennoch einen Mann ins Bett, galten sie als Huren. Wehrten sie sich dann noch gegen eine neue Heirat, drohte ihnen die Zwangsverheiratung durch die Zunft selbst. Frauen waren schwach. Zumindest redete man es ihnen ein.
Hannah zermarterte sich den Kopf darüber, was sie tun könnten, doch ihr fiel beim besten Willen nichts ein. Aigen baute ein neues Haus, einen kleinen Palast. Frauen sollten dort vermutlich eine besondere Rolle spielen. Aber Bettlerinnen?
Schadete sie womöglich Gera, wenn sie versuchte, Aigen das Handwerk zu legen? Er wusste vermutlich, wer Gera war. Aber er wusste nicht, wer sie, Hannah, war. Solange er zwischen derRöttel und der Apothekerin keinen Zusammenhang herstellen konnte, musste Hannah nur verhindern, dass Gera einem Mann zugeführt wurde. Das gelang ihr jedoch nur, wenn man diese Begegnungen zu einem Wagnis für die Männer machte.
»Wenn ich nur wüsste, was wir tun sollen«, seufzte sie. »Und welches Interesse hatte eigentlich die Luderin, die dich beauftragt hat, am Tod des Mädchens?«
Magdalena schwieg. Dann sagte sie leise: »Ich weiß, was wir tun können.«
Hannah war sofort hellwach. »Was ... was meinst du?«, stotterte sie. »Erzähl schon!«
Hannah drängte Magdalena, obwohl sie nicht glaubte, das Mädchen könnte eine Lösung haben, wo sie doch selbst keine gesehen hatte.
Obwohl ihr das Aufrichten im Bett Schmerzen bereitete und ein leichter Schwindel sie schon bei der ersten Bewegung überkam, setzte sich Hannah mit Hilfe der Kleinen auf. Sie bat Magdalena auch, ihr ein weiteres Kissen in den Rücken zu schieben. Mit einem Mal war das fiebrige Gefühl vergessen.
»Was können wir also tun, Kind?«, fragte Hannah, sobald das Gefühl nachließ, als würde sie durch den Raum gedreht werden.
»Wir müssen in den Palast gehen und uns dort umsehen«, sagte Magdalena.
Hannah sah sie zuerst verblüfft an, dann schlug sie mit beiden Handflächen auf die Bettdecke und musste losprusten. »Natürlich. Ich klopfe dort an die Tür und sage einfach: ›Entschuldigt, Exzellenz, ich bin die Röttel, darf ich mich mal umsehen?‹ Nie und nimmer wird das gehen, Kindchen.«
Magdalena zuckte mit den Schultern. »Wisst Ihr, warum uns die Luderin zu Euch geschickt hat?«
»Nein.« Hannahs Neugier war geweckt.
»Ihr wisst es wirklich nicht?«, fragte Magdalena weiter.
Hannah schüttelte erneut den Kopf.
Magdalena spitzte die Lippen. »Niemand hat erwartet, dass das Kind überlebt. Die Luderin wollte, dass Ihr versagt. Eure Heilkunst macht Euch gefährlich. Sie kann es nicht gebrauchen, dass irgendeine andere Frau zu mächtig wird. Schließlich will die Luderin das Haus führen, das dort gebaut wird.«
»Das Haus?« Hannah wusste sofort, was gemeint war. Der Palast sollte also doch ein Lusthaus werden, wie das Häuschen neben dem hier, in dessen Mauern sie gerade wohnte. Gegen die Bestimmungen der Stadt. Sie hatte also richtig vermutet. Hübschlerinnen durften ihre Dienste sonst nur außerhalb der Mauern anbieten. Was allerdings den Nachteil hatte, dass jedermann über einen Besuch und dessen Dauer Bescheid wusste. Schließlich musste man durch das Tor nach draußen. Das störte so manchen Ratsherrn und Domprobst. Jedermann ahnte, dass die Schwarzröcke und hohen Herrn nicht zum Luftschnappen vor die Mauern gingen. Das gab ein unchristliches Gerede.
Hannah atmete tief durch. Die Luderin sollte also das Haus mit ihren Hübschlerinnen führen.
»Ich sollte verhindern, dass das Mädchen überlebt. Nur so, glaubte die Luderin, könnte sie Euren Erfolg bei den Frauen zunichte machen.« Mit jedem Satz war Magdalena leiser geworden, bis ihre Stimme kaum noch zu hören war.
Hannah pfiff leise durch die Zähne. Statt zusammen an einem Strang zu ziehen, versuchten die Frauen hinterrücks, sich gegenseitig Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
»Du hast ihr ja dabei geholfen!«, sagte Hannah scharf. Magdalena senkte den Blick. Es hatte den Anschein, als schämte sie sich, doch Hannah hatte das trotzige Aufblitzen in Magdalenas Augen sehr wohl gesehen. Magdalena hatte demnach immer noch nicht aufgegeben. Doch Hannah hoffte inständig, sie habe sich getäuscht. »Was schlägst du jetzt vor?«
»Sie brauchen Frauen, die ihre Reize anbieten – und sie brauchen Frauen, die die Gäste einfach nur bedienen«, fuhr Magdalena fort.
Hannah schloss die Augen. »Kommen wir damit nicht
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