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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Es waren allesamt Leprakranke, alles Frauen. Die Verstümmelungen konnten nicht von der Verwesung stammen, zudem auch an einigen der Leichen wohl schon Tiere genagt hatten.
    »Die Raben haben wir eben vertrieben«, sagte eine der Frauen.
    »Das sind nicht die, die wir suchen«, sagte der Mönch matt. »Gott sei ihrer Seele gnädig.« Er trat auf die Frauen zu. »Sie sind getötet worden wie die Ratten. Offenbar waren sie Aigens Plänen im Weg.«
    »Aber wer tut so etwas?«, fragte Hannah.
    In diesem Moment begann die dünne Glocke der Kapelle zu läuten. Es war ein einsamer Klang, der da in die Luft wehte.
    Alle fuhren zusammen und drehten sich zu der Kapelle um.
    »Der Teufel spricht zu uns!«, flüsterte eine der Frauen.
    »Oder die letzte Überlebende!«, entgegnete Bruder Adilbert, dann lief er mit Hannah zum Gotteshaus hinüber.
    Die Tür zur Kapelle war verschlossen. Die Klinke ließ sich zwar herunterdrücken, doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
    »Für was um alles in der Welt braucht eine Kapelle ein Schloss?«, fragte er ratlos und sah Hannah an.
    Hannah spähte durch einen Spalt im Holz ins Innere und sah undeutlich eine Gestalt.
    »Dort drinnen ist jemand«, flüsterte Hannah dem Mönch zu. »Los, suchen wir den Schlüssel.«
    Adilbert schlug mit der Faust gegen die Tür. »Wenn der Schlüssel drinnen ist, öffnet die Tür!«, rief er hinein, doch er bekam keine Antwort. Nur die Glocke läutete erneut mit schwachem Wimmern.
    Die Frauen schwärmten aus, um den Schlüssel zu suchen, doch Hannah gab sich keiner Hoffnung hin. Wenn jemand die Kapelle versperrt und den Schlüssel mitgenommen oder gar weggeworfen hatte, würden sie einen Schlosser brauchen.
    Hannah trat neben Bruder Adilbert, als er ebenfalls versuchte, durch die Ritzen im Holz der Tür ins Innere zu sehen.
    »Ob meine Gera da drin ist?«, fragte sie leise.
    »Ich weiß es nicht, Röttel. Ich weiß noch nicht einmal, ob der oder die da drin ein lebendes Wesen ist.«
    Hannah sah in den Himmel hinauf, als suchte sie dort oben Beistand.
    »Die Leprakranken sind tot«, erwiderte der Mönch, »und Anzeichen dafür, dass man hier Kinder eingesperrt hätte, habe ich nicht entdecken können.«
    »Dann öffnet endlich diese verfluchte Tür.«
    »Wir sind dabei, Röttel«, sagte Bruder Adilbert. Er hatte endlich einen ausreichend großen Spalt entdeckt, der es ihnen ermöglichte, genauer ins Innere der Kapelle zu spähen. Die Kapelle bekam nur durch zwei Oberlichter etwas Helligkeit, aber es genügte, um einen Eindruck vom Innenraum zu gewinnen. Mitten im Raum stand ein Stuhl, und darauf saß eine Gestalt, die sich nicht bewegte. Wer genau das war, konnten sie nicht sagen. Was sie allerdings sehr wohl erkennen konnten, war, dass an den Wänden entlang Decken lagen.
    Hannah und Adilbert blickten sich an. Womöglich hatten sie das Lager der Kinder entdeckt.
    »Wir brauchen den Schlüssel!«, murmelte er und sah sich um. Wenn man ihn mitgenommen hatte, dann war ihre Mühe vergebens. Aber niemand nahm einen Schlüssel mit, wenn er hier gebraucht wurde. Unvermittelt drehte Bruder Adilbert sich um und lief zum Leprosenhaus zurück. Hannah rannte hinter ihm her.
    Sie betraten den scheunenartigen Bau, und der Mönch griff nach einem unförmigen metallenen Haken neben der Tür. Triumphierend hielt er ihn hoch.
    »Der Schlüssel!«, sagte er nur und war schon wieder draußen. Hannah folgte ihm wie ein Schatten.
    Er steckte den Schlüssel ins Schloss der Kapellentür. Er passte. Nach wenigen Versuchen ließ der Riegel sich innen heben, und sie konnten die Tür nach außen aufziehen.
    Hannah stürmte an ihm vorbei und schrie: »Gera!« Dann blieb sie wie vom Donner gerührt stehen.
    Bruder Adilbert betrat hinter ihr das Kapelleninnere. Der Anblick, der sie erwartete, war grauenvoll: Das Kapelleninnere war grau und leer, an den Wänden hingen wahre Fahnen aus staubig schwarzen Spinnweben – und mitten im Raum saß ein Mädchen auf einem Stuhl. Um ihren Hals war das dünne Glockenseil gebunden. Sie war offenbar tot. Nur weil wohl ihr Kopf nach vorn gefallen war, hatte sich das Seil gestrafft und so die Glocke geläutet.
    »Magdalena!«, entfuhr es der Röttel entsetzt. »Das ist Magdalena.«
    Magdalena saß in einer bereits getrockneten Lache aus Blut. Erst jetzt sahen sie, dass man ihr die Kehle durchgeschnitten hatte – wie auch den anderen Mädchen. Das Seil hatte sich in die klaffende Wunde gedrückt.

7
    S treut Gerüchte über den Handel mit Kindern, der

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