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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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von Aigen betrieben wird!«, fauchte Hannah.
    »Es ist zu spät!«, warf der Mönch ein. Er sah zur Stadt hinüber, deren rote Backsteinmauer den Blick begrenzte. So sah sie uneinnehmbar aus, diese Wehr, und im heraufziehenden Unwetter färbte sich die Wand allmählich schwarz. »Wir hätten früher anfangen sollen.«
    Hannah lief hin und her, wühlte in den zerknüllten Decken in der Kapelle, als suchte sie etwas. Immer wieder stöhnte sie gequält auf.
    »Wo haben sie Gera hingebracht? Und warum haben sie Magdalena getötet?«, stieß sie hervor und raufte sich die Haare.
    »Das wisst Ihr genau, Röttel«, sagte Bruder Adilbert leise. Er hielt sie fest, als sie an ihm vorüberwollte. Sie wehrte sich, schlug um sich, bis sie schließlich aufgab und sich in die Arme des Mönchs sinken ließ. Sie zuckte vor Schmerz, aber Tränen kamen keine.
    »Ich töte ihn, wenn er Gera auch nur ein Haar krümmt.« Hannah schluchzte tief auf.
    »Wenn Gera noch lebt. Wenn sie und die Kinder noch leben, Röttel, sind sie vermutlich schon ...«
    Hannah sah auf. »... im Lusthaus!«, ergänzte sie tonlos.
    Bruder Adilbert nickte, dann wandte er sich an die Frauen. »Wir müssen unseren Plan umsetzen, auch wenn Aigen von Magdalena informiert worden ist.«
    Hannah beruhigte sich langsam in seinen Armen. Dann löste sie sich von dem Mönch, dessen Habit ein wenig bitter roch, was ihr dennoch nicht unangenehm war.
    »Schon gut«, sagte sie. »Es geht wieder.« Sie wischte sich über die Augen und warf einen traurigen Blick auf das Mädchen. »Sie haben Magdalena einfach umgebracht.«
    Hannah straffte sich, holte tief Atem und besah sich die Leiche des Mädchens. Ihr Gesicht war geschwollen und blau angelaufen. An den Armen und an den Handgelenken waren rote Striemen zu erkennen. Man hatte sie offenbar gefesselt und geschlagen. Sie erzählte den Frauen von einem Bild, das vor ihrem inneren Auge emporstieg, das Bild, das das Mädchen zeigte, wie es mit einem Strick hierher gezerrt wurde. »Sie hat zu viel gewusst. Und sie hat Aigen verraten. Sicher hat sie ihm von uns erzählt. Ihm – oder seinen Handlangern.«
    Hannah strich sich das Haar glatt und wischte sich wieder über die Augen. Ihre Lippen bebten noch immer, ihre Hände zitterten. Sie trat aus der Kapelle ins Freie und blickte zum Lusthaus, dessen Dach von hier aus zu sehen war.
    Donner rollten in langen, grollenden Wellen über die Ebene auf sie zu. Noch nie hatte sie die baumlose Umgebung der Stadt so trostlos empfunden wie in diesem Moment. Nur mannshohes Buschwerk, keine kräftigen Stämme, kein Geruch von Nadeln und Laub. Die Gegend wirkte so eunuchenhaft kahl, und vor dem heraufziehenden Gewitter bot sie keinerlei Schutz.
    »Ich weiß nicht mehr weiter«, sagte sie und hielt ihr Gesicht in den Wind, der langsam aufkam. Er trocknete ihre Tränen. Tränen des Zorns und der Verzweiflung.
    Sie blickte hinauf in den Himmel. Graue Wolkentürme reckten sich ins Blau, mit grauen Hauben und tiefschwarzen Unterseiten. Von Göggingen herüber wehten bereits die ersten Regenvorhänge. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde dasUnwetter, das sich seit ihrem Aufbruch angekündigt hatte, über sie hereinbrechen.
    »Sie werden uns erwarten«, sagte Bruder Adilbert. »Magdalena wird ihnen unsere Absicht verraten haben, die Kinder zu befreien.«
    »Was ratet Ihr uns demnach?« Hannah sah den Mönch an, als müsste er die rettende Idee haben.
    Doch Bruder Adilbert kaute auf seiner Unterlippe und starrte nur über die Ebene hinweg auf das Dach des Lusthäuschens.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er endlich in einen Windstoß des heraufziehenden Gewitters hinein.
    »Wir gehen in die Stadt«, schrie sie in den Sturm hinein, der sich allmählich zu seiner vollen Stärke erhob. »Wir nehmen Magdalena mit, legen sie vorerst in der Nähe des Fischertors ab. Wir brauchen sie noch.«
    »Was habt Ihr vor mit dem Mädchen?«, fragte Bruder Adilbert.
    Im Westen unter den Wolken leuchtete es. Schwerer Donner wehte mit dem Wind zu ihnen heran und ließ den Boden vibrieren. Wieder begann die Glocke zu läuten und schickte ihr dünnes Stimmchen gegen den mächtigen Ruf des Donners. Hannah sah in das Zucken der wilden Entladungen, die grell aufblitzten. Genau so ein Inferno würde sie in Aigens Stadthaus entzünden.
    Plötzlich zupfte ein Gedanke an ihrem Bewusstsein, zart und vorsichtig noch, doch sie wusste, dass daraus eine Idee, eine große Idee entstehen konnte. Sie erhob die Stimme. »Sie erwarten,

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