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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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»Nein!« Die Luderin stieß das Wort aus sich heraus wie Spucke.
    Hannah schloss die Augen. Sie hatte es versucht und verloren. Hätte sie nur besser auf Bruder Adilbert gehört. Nachdem sie die Luderin gedemütigt hatte, war die ihr entglitten. Wer schon ganz unten war, der konnte nicht tiefer sinken. Diese Lehre hatte die Luderin ihr gerade beigebracht.
    Müde befahl Hannah den Frauen: »Lasst sie baden und kleidet sie frisch an. Wir nehmen sie trotzdem mit.«
    »Ich habe Nein gesagt!«, schrie die Luderin.
    Hannah stand auf. Sie musste zu Bruder Adilbert. Sie musste ihn suchen, wenn er das Haus verlassen hatte.
    »Das mag sein, Luderin«, sagte sie. Sie fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. »Aber du wirst uns den Zugang zum Palast verschaffen, und wenn ich dir zuvor die Zunge herausreißen muss, damit du uns nicht verrätst. Dann übergebe ich dich dem Weißgesichtigen. Soll er mit dir machen, was er will. Ich muss in den Palast.« Den letzten Satz schrie sie der Luderin ins Gesicht.
    Sie ging zur Tür, zögerte jedoch auf der Schwelle. »Liss. Kommst du?«
    Die Schwarze Liss humpelte hinter Hannah hinaus. Hannah stieg vor ihr her in den ersten Stock hinauf und setzte sich auf den Treppenabsatz.
    »Das war unklug, Liss. Ich habe alles falsch gemacht, alles.«
    Die Schwarze Liss klopfte ihr auf die Schulter. »Jetzt verfall nicht gleich in Selbstmitleid, Röttel. Wichtiger ist jetzt, dass wir vier Musikerinnen finden. Sie müssen nämlich nicht nur die Instrumente beherrschen, sondern auch etwas Vernünftiges von sich geben.«
    Hannah nickte und lächelte die Liss an. »Was würde ich nur ohne dich machen? Ich wäre völlig hilflos.«
    »Da hast du recht«, sagte die Schwarze Liss und grinste sie an.
    Plötzlich schlug die Tür unten. Stimmen waren zu hören. Hannah erkannte die Stimme des Mönchs darin, die sich fast überschlug. Sie konnte nichts verstehen. Dann stand Bruder Adilbert plötzlich vor ihnen unter dem Treppenabsatz.
    »Stadtsoldaten!«, stieß er hervor. »Sie sind auf dem Weg hierher.«
    Bruder Adilbert war wiedergekommen, was mehr war, als sie erwartet hatte.
    »Also, ich bin über diese feisten Kerle gestolpert, die sich vor dem Rathaus sammeln. Sie haben wegen des Wetters geflucht und sich unter den Traufen zusammengedrängt, damit sie nicht nass werden. Ich hab mich einfach dazugestellt. Wir standen so eng beisammen, dass ich jedes Wort hab mithören können. Einer hat gesagt, jetzt räuchern wir das Weibsstück und ihre Hurenbande aus.«
    Hannah legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
    »Das Weibsstück und ihre Hurenbande. Wer ist damit gemeint?«
    Verblüfft sah Bruder Adilbert sie an. Dann murmelte er ein paar unverständliche Worte und holte tief Luft. »Sie haben von der Luderin geredet«, fuhr der Mönch hastig fort. »Sie sagten etwas über die Brandanschläge und dass man jetzt wüsste, wer dahintersteckt. Die Soldaten unterhielten sich über das Hurenhaus der Luderin in der Unterstadt. Dort sollte das Gesindel wohnen. Das habe ich auf uns bezogen. Und dann bin ich gerannt, um Euch zu warnen.«
    »Hurenhäuser innerhalb der Stadtmauern sind verboten. Sie meinen also tatsächlich die Luderin!«, mischte sich die Schwarze Liss ein. »Da will wohl jemand reinen Tisch machen. Schließlich hat sie bislang unter dem Schutz einer starken Hand ihrem Gewerbe nachgehen können.«
    Auch Bruder Adilbert nickte. »Sie können es nur von jemandem wissen, der mit der Luderin zu tun hatte.«
    »Aigen?«, sagte die Schwarze Liss, und Hannah und Adilbert nickten. »Wenn er ihr anbietet, den Palast zu führen, muss er sie kennen.«
    Hannah saß da und presste die Hände gegen die Schläfen. »Das muss nicht schlecht sein. Das muss alles nicht schlecht sein. Wir müssen es nur ausnützen und den Besuch der Stadtschergen bei der Luderin und die Eröffnung des Palasts miteinander verbinden. Das geht nur alles zu schnell. Ich weiß ... nicht ... was ...!«
    Sie schwiegen alle drei.
    »Ich weiß, wie wir es machen müssen, Liss!«, sagte sie.
    »Das wird ein interessanter Eröffnungssonntag für Aigen werden.«
    Als hätte Hannah Flügel, huschte sie an Bruder Adilbert vorbei und die Treppen hinunter, dabei zog sie den Mönch an der Hand hinter sich her, sodass dieser mehr stolperte als lief.
    Sie öffnete mit einem Ruck die Tür. Im Zimmer stand ein niederer Zuber, in dem die Luderin stand, mit dem Rücken zur Tür, splitternackt. Sie wurde von zwei Frauen mit Wasser übergossen und mit Bürste und

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