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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Tuch abgeschrubbt.
    »Ich habe mit dir zu reden, Luderin«, sagte Hannah schroff.
    Die Hübschlerin drehte sich zu ihr um.
    Bruder Adilbert, der hinter Hannah in den Raum gekommen war, noch immer an deren Hand, öffnete den Mund, konnte aber die Augen nicht von der Frau wenden.
    Hannah fand, dass die Luderin immer noch einen wohlgeformten Körper hatte, der die Männer verwirren konnte.
    »Ihr geht besser hinaus, Bruder Adilbert«, sagte sie sanft, löste ihre Hand aus seiner, nahm den Mönch, dessen Gesicht feuerrot geworden war, bei den Schultern und schob ihn aus der Tür.
    Sie schloss die Tür und wandte sich wieder der Luderin zu.
    »Die Stadtschergen nehmen dein Haus auseinander«, begann sie sofort. »Magdalena hat dich verraten, ob freiwillig oder nicht, weiß ich nicht. Ich vermute aber, dass Aigen glaubt, du bist für all das ... Ungemach verantwortlich, das er in letzter Zeit hatte.«
    Spöttisch musterte die Luderin Hannah von oben bis unten. »Woher willst du wissen, dass sie mein Haus durchsuchen?«
    Sie deutete mit dem Daumen hinter sich zur Tür, durch die Adilbert hinausgegangen war. »Er hat mitgehört, wohin sie wollen. Aigen will zuerst dich aus dem Weg räumen. Jetzt, wo der Sonntagabend fertig geplant und beinahe durchgeführt ist, braucht er keine Helfer mehr, und er lässt sie verhaften.«
    »Du lügst«, zischte die Hübschlerin.
    Hannah zuckte mit den Schultern. »Mag sein, aber du wirst bald die Wahrheit erfahren können.« Streng gebot sie den Frauen: »Zieht der Luderin etwas über.«
    Während die Luderin sich fertig machte, begann es auf der Straße draußen zu rumoren. Befehle wurden gebrüllt, Fragen wurden geschrien, Holz splitterte. Dann kreischte eine Frauenstimme, zeterte – und verstummte so plötzlich, wie sie begonnen hatte. Man hörte leises Wimmern aus dem angrenzenden Haus.
    Die Luderin stand vor dem Zuber, so weiß wie eine gekalkte Wand, und musste sich an einer der Frauen festhalten, die sich um sie gekümmert hatten. Sie sah zu Hannah.
    »Willst du, dass ich dich zu den Stadtsoldaten bringe?«, fragte Hannah höhnisch. »Die Hexenlöcher sind ein wirklich netter Ort, um den Abend zu verbringen. Es sei denn ...« Sie brach ab.
    Die Luderin schluckte. »Ich würde euch verraten!«, blaffte sie.
    Hannah schüttelte den Kopf. »Das würdest du nicht. Wie ich Aigen einschätze, würdest du die erste Nacht in den Hexenlöchern nicht überleben. Durch dein Plappern würden die Stadtschergen auf den Palast aufmerksam – das könnte er sich nicht leisten. Aigen wird wohl seinen weißgesichtigen Mörder schicken. Das weißt du genau.«
    Das Gesicht der Luderin erstarrte zu einer Maske.
    »Du begleitest uns in den Palast, Luderin. Aigen soll sehen, dass nicht alle seine Pläne gelingen. Du bist auch unsere Sicherheit. Die Schwarze Liss und ein paar andere Frauen warten hier. Wenn der Weißgesichtige hier erscheinen sollte oder wenn wir nicht zurückkehren – mit meiner Tochter –, dann bekommen die Stadtschergen einen Hinweis. Ich bin mir sicher, dass der Stadtkommandant großes Interesse hat, den Mörder des Mannes zu finden, dem das Haus hier gehört hat.«
    Hannah fühlte in diesem Moment keinen Triumph. Sie sah nur, wie die Luderin sich wand, weil sie wusste, dass jede derEntscheidungen, die sie jetzt traf, auf sie zurückfallen würde. Aigen hätte sie für immer am Wickel.
    Hannah spielte ihren letzten Trumpf aus. »Ich werde Aigen vernichten, Luderin. Nur dann wirst du den Kopf aus der Schlinge nehmen können. Hilf mir, und du hilfst auch dir.«

8
    S chon in der Gasse zum Aigen-Palast erklang eine hinreißende Melodie. Das leise Jammern der Drehleier mischte sich mit dem näselnden Ton der Flöte, und zum hohen Zupfen der Laute ertönte ein dreistimmiger Gesang, der sich so mit dem Echo der Gasse und der schweren Feuchtigkeit des Abends vermischte, als webten sie ein Netz aus Tönen. Seelenfänger nannten Abergläubische diesen musikalischen Strang.
    Mit tänzelnden Schritten bewegte sich eine bunte Truppe junger Frauen die Gasse hinauf, bis sie vor dem noch nach feuchtem Lehm riechenden Mauerwerk des Aigen-Palastes stehen blieben. Die leicht bekleideten Frauen stimmten kurz ihre Instrumente nach und ließen dann eine Melodie über die Mauerzinnen hinweg erklingen, die selbst ein Herz aus Stein gerührt hätte.
    Schließlich pochte die vorweg gehende Musikantin mit ihrer Schelle gegen das Eichentor. Sie benutzte einen Rhythmus, der sich mit dem der Melodie zu

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