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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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und Hannah verfluchte sich, dass sie gegen Bruder Adilberts Rat gehandelt hatte. Sie hatte sich eine Feindin gemacht.
    Triumph lag in den Augen der Gedemütigten.
    »Ich will dir nichts, Luderin«, sagte Hannah. »Meinetwegen führ dein Haus, wo immer du willst. Aber wenn du mit Aigen Geschäfte machst, solltest du wissen, mit wem du dich einlässt.«
    »Du machst mir keine Angst mehr, Röttel«, antwortete die Luderin. Sie stand langsam von ihrem Stuhl auf und ging zur Wand. Dort ließ sie sich mit dem Rücken zu Boden gleiten, zog die Beine hoch und schlang die Arme darum. Ihre Blicke trafen sich.
    »Aigen hat den Weißgesichtigen geschickt«, setzte Hannah ihre Rede fort. »Du kennst den Weißgesichtigen?«
    Langsam nickte die Luderin. Mit einem Schlag war der Triumph aus ihren Augen gelöscht und einem unsteten Blick gewichen, in dem Furcht lag. »Weiß wie ein Laken. Ein Teufel der Nacht. Er hat ihn irgendwann auf einer seiner Reisen aufgelesen und ihn zum ... zum ...«
    »... zum Mörder gemacht?«, ergänzte Hannah den Satz der Luderin.
    Diese nickte und presste die Lippen aufeinander.
    »Dann hör gut zu. Magdalena ist zu ihm gelaufen, so wie sie zu dir gelaufen ist. Er hat sie am Glockenseil der Leprosenkapelle erhängt und ihr den Hals durchgeschnitten. Sie ist tot!«
    Obwohl sie nicht genau wusste, ob es sich tatsächlich so zugetragen hatte, hängte sie dem weißen Teufel die Untat an. Schließlich war dem Mädchen die Kehle durchgeschnitten worden – und das war ein eindeutiger Hinweis auf den Weißgesichtigen.
    »Du lügst!«, entfuhr es der Luderin. Die Furcht war zurückgekehrt. Sie zog die Beine an den Körper und legte den Kopf auf die Knie.
    »Ich lüge nicht. Die Frauen hier können es bestätigen. Sie haben keinen Grund zu lügen. Magdalena wusste zu viel, und sie war eine Verräterin. Das genügte dem weißgesichtigen Teufel.«
    Die Luderin riss den Kopf hoch und schrie. »Warum? Sie hat ihm doch nichts getan!«
    »Sie hätte bei mir bleiben sollen, Luderin, dann wäre ihr das erspart geblieben.«
    Die Luderin biss sich auf die Lippen und schlug mit dem Kopf immer wieder an die rückwärtige Lehmwand. »Sie war die Tochter meiner Schwester. Sie war wie mein eigenes Kind.«
    »Dann verstehst du vielleicht, wie es mir geht. Aigen hat ...« Hannah zögerte, weil die Preisgabe dieses Wissens auch gegen sie verwendet werden konnte. »... er hat meine Tochter in seiner Gewalt.«
    Verwirrt blickte die Luderin auf. Dann hellte sich ihr Blick etwas auf.
    »Deshalb machst du das! Wie eine Wölfin, die um ihr Junges kämpft. Du opferst die anderen Mädchen, um das Leben deines Kindes zu retten.« Der letzte Satz triefte vor Spott und Hohn.
    »Ich opfere niemanden – du schon. Du hast Magdalena in den Turm geschickt, damit sie die Verletzte tötet.«
    Die Luderin spuckte aus. »Die Kleine hätte erzählt, was im Palast passieren soll. Das hätte Aigens Machenschaften aufgedeckt. Sie musste zum Schweigen gebracht werden.«
    Hannah holte tief Luft. Die Kälte, mit der die Luderin ihr Handeln rechtfertigte, ließ sie frösteln.
    »Außerdem hast du Magdalena zum Weißgesichtigen geschickt, wenn ich das richtig verstanden habe. Nicht ich. Wäre sie bei mir geblieben, würde sie noch leben.«
    Die Luderin öffnete den Mund, als wollte sie antworten, doch dann schwieg sie. Sie setzte das Kinn auf den Knien auf. Tränen liefen ihr übers Gesicht und zogen neue Rinnsale in die schmutzigen Wangen.
    »Warum?«, flüsterte sie. »Sie hat doch alles richtig gemacht.«
    Hannah zuckte mit den Schultern. »Der Weißgesichtige hat in Aigens Auftrag noch viel mehr verbrochen.«
    Die Augen der Luderin schwammen in Tränen. Sie presste die Lippen aufeinander und fasste sich überraschend schnell wieder.
    »Wir brauchen dich, um in den Palast zu kommen«, fuhr Hannah fort. »Ich muss meine Tochter dort herausholen. Sie und mindestens acht weitere Kinder. Wir müssen Aigen sein schmutziges Handwerk legen.«
    Der Blick, den die Luderin zu Hannah hochwarf, war voller Mitleid. »In was für einer Welt lebst du, Röttel. Eine Bettlerin will Gerechtigkeit von Aigen? Seit wann gibt es eine Gerechtigkeit für jemanden wie uns? Die Oberen in dieser Stadt werden dich lehren, warum der Herr, unser Gott, ein Oben und ein Unten geschaffen hat. Sie werden dich leiden lassen.«
    »Ich leide bereits, Luderin. Mehr als du ahnst. Wirst du uns führen?«
    Die Luderin zögerte, dann entblößte sie ihre Zähne in einem hässlichen Grinsen.

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