Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
Vom Netzwerk:
Schmerz außer dem Brennen an den Handflächen, durch die das Seil gerutscht war.
    Hannah fühlte sich elend. Sie kroch von der Leiter weg, weil sie befürchtete, der rasende Teufel über ihr würde zu ihr herabsteigen und sich rächen für den Schrecken, den sie ihm zweifellos eingejagt hatte.
    Das tiefere Geschoss war nicht ganz so dunkel, wie sie befürchtet hatte. In einer Ecke flackerte etwas Licht, und als sie darauf zukroch, sah sie, dass dort eine abgedeckte Laterne stand. Sie zog die Abdeckung herunter, nahm die Lampe und ließ den Lichtschein über den Boden streichen. Dort, direkt neben der Treppe, lag ihr Messer. Sie sprang hin, doch bevor sie es zu fassen bekam, hing der schwarzhaarige Teufel über ihr an der Leiter und kreischte und schrie wie ein Tobsüchtiger. Er entblößte seine Eckzähne, und die waren gewaltiger, als Hannah sie in Erinnerung hatte. Fieberhaft überlegte Hannah, was sie tun sollte. Sie brauchte das Messer, um sich zu schützen. Hannah schloss die Augen und begann erneut zu singen, in der Hoffnung, das Satanswesen damit zu beruhigen, wie es ihr eben schon einmal gelungen war. Doch es beruhigte sich nicht. Jedes Mal, wenn Hannah versuchte, nach dem Messer zu greifen, hangelte sich das Wesen ein Stück weiter die Leiter hinab, bleckte die Zähne und kreischte. Doch es griff sie nicht an, sondern starrte nur auf ihren Mund. Hannah sang um ihr Leben – und langsam schien sie Erfolg damit zu haben. Die Wut des aufgebrachten Ungeheuers begann zu schwinden. Das wütende Kreischen klang ab.
    Während sie sang, hatte sie versucht, den Mechanismus zu erkunden, der ihren Sturz abgefangen hatte. Neben dem Abstieg ins nächste Kellergeschoss, dessen Luke geschlossen war, stand ein Eisenkäfig. Dessen Fallgitter war mit einem Seil verbunden. Dieses Seil hatte das Käfiggitter hochgezogen. Das Seil lief durch die Bodenöffnung nach oben und war dasselbe, mit dem man die Luderin gefesselt hatte. Langsam begann Hannah zu begreifen, wie das Spiel abgelaufen war. Mit dem Gewicht ihres ohnmächtig zusammensackenden Körpers hatte die Luderin das Käfiggitter hochgezogen und das Teufelswesen befreit. Offenbar gab es eine ähnliche Konstruktion, die daraufhin die obere Falltür zum Keller schloss. So war sie hier eingesperrt worden und dem Teufelswesen ausgeliefert.
    Was sie nicht verstand, war, warum man die Laterne zurückgelassen hatte. Hatte man womöglich nicht damit gerechnet, dass es jemand bis hier herunter schaffen würde. Wem gehörte die Laterne? Womöglich dem Weißfuchs?
    Während sie diese Überlegungen anstellte, hangelte sich der schwarze Teufel in eigenartig schwingenden Bewegungen die Leiter hinab, wobei er sich auch mit den Zehen an Sprossen und Holmen festhielt. Langsam, als wäre er seiner Rolle müde, kletterte er zurück in den Käfig, in dem eine Schale mit Früchten lag, und schnappte sich einen Apfel.
    Hannah hörte nicht auf zu singen und kroch dabei langsam zu ihrem Messer hin. Schließlich konnte sie es greifen. Das Wesen sah ihr dabei zu, als sei es erschöpft oder einfach zu müde, immer nur den Tobsüchtigen zu spielen. Mit einem Art höhnischem Grinsen biss es in den Apfel. Hannah hatte mittlerweile das Seil in die Hand bekommen und schnitt es mit einigen raschen Bewegungen durch. Mit einem Scheppern fiel das Gitter herab und schloss das Satanswesen wieder ein. Das zuckte nur kurz zusammen vor Schreck, setzte sich dann aber mit dem Rücken zu ihr auf den Käfigboden und kaute an seinem Apfel.
    Mit einem raschen Sprung griff sie nach dem Riegel, der auf dem Boden lag, und schob ihn durch die beiden Eisenschlaufen. Jetzt konnte das Gitter von dem schwarzen Teufel nicht mehr geöffnet werden.
    Erst jetzt bemerkte Hannah, wie ihre Hände zitterten. Ihre Kleidung war schweißnass. Sie hockte sich nieder und zog die Arme um die angewinkelten Beine und sah sich nachdenklich in dem Raum um. Das alles war nicht zufällig hier aufgebaut worden. Als sie mit der Liss vor wenigen Wochen hier unten gewesen war, hatten sie nichts dergleichen gesehen.
    Der Aufbau war eindeutig eine Falle.
    Bei diesem Gedanken fasste sie ihr Messer fester und starrte auf die Luke, die weiter hinab zum Verbindungstunnel führte und die man geschlossen hatte. Es gab keine weitere Leiter mehr im Raum, also hatte man die Leiter nach unten gezogen.
    Wer immer die Luke geschlossen hatte, war nach draußen gegangen in Richtung des Lusthauses. Hannah fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Obwohl sie

Weitere Kostenlose Bücher