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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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schwitzte, waren ihre Lippen so trocken wie Papier. Langsam ahnte sie, dass man sie bewusst hierher gelockt hatte. Magdalena hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, und den Rest hatte offenbar die Luderin besorgt.
    Wäre das Satanswesen nur halb so wild gewesen wie an dem Tag, als sie es zum ersten Mal gesehen hatte, dann wäre diese Begegnung ihr Tod gewesen. Sinnend betrachtete sie die geschlossene Luke.
    Niemand erwartete also, dass jetzt die Luke nach unten geöffnet wurde, dass jemand dort hinuntersteigen und nach draußen vor die Mauer gehen wollte. Allerdings konnte unten jemand warten, bis ...
    Mit einem erneuten Anflug von Furcht ging sie zum Käfig und betrachtete ihn prüfend. Den Riegel musste jemand abgezogen haben, sonst hätte sich das Gitter nicht nach oben geöffnet.Sie schlug zweimal mit der flachen Hand gegen die Gitterstäbe. Das Tier erschrak und begann zu schreien. Hektisch suchte sie nach etwas, das sie in der Hand halten, mit dem sie zuschlagen konnte. Aber die einzige Waffe war die Lampe. Doch die konnte sie nicht benutzen, denn sie brauchte das Licht.
    Zufällig fiel ihr Blick auf das Seil. Sie nahm ihr Messer und schnitt ein doppelt körperlanges Stück ab. Dann begann sie damit, an einem Ende des Seils einen mehrfachen Knoten zu knüpfen, so dass man es als eine Art Keule schwingen konnte.
    Als sie damit fertig war, schlich sie hinter die Lukenöffnung, hockte sich auf die Fersen, bedeckte die Lampe wieder mit dem Blendschirm und wartete. Doch nichts geschah. Sie harrte vergeblich auf eine Bewegung der Lukenklappe. Hannah kämpfte mit sich. Wenn sie sich nun irrte? Sie konnte ihre wertvolle Zeit besser verbringen. Gera wartete irgendwo da unten auf ihre Befreiung.
    Wie sie so dahockte und auf die Luke starrte, kam ihr plötzlich das Krachen wieder in den Sinn, das sie gehört hatte, bevor der schwarze Teufel erschienen war. Was, wenn doch jemand durch die Luke hinabgestiegen war? Irgendjemand musste schließlich die Laterne zurückgelassen haben. Sie stellte sich vor, wie einer der Männer die Falle aufgebaut hatte und von ihrem Erscheinen ein Stockwerk darüber überrascht wurde. Er hätte Hals über Kopf fliehen müssen, um nicht selbst angegriffen zu werden.
    Sie saß da und dachte über ihre Lage nach – und je länger sie so dasaß, das Ende des verknoteten Seils in der Hand, mit dem sie ausholen und zuschlagen konnte, desto mehr musste sie innerlich über ihre lächerlichen Gedanken schmunzeln. Warum sollte jemand im Dunklen darauf warten, dass sich hier oben alles beruhigte? Das war mehr als lächerlich, das war widersinnig, ihrem überreizten Gehirn entsprungen. Sie durfte sich nicht aufhaltenlassen, musste weiter, sie musste zu Gera. Die Zeit drängte, jedes Zögern konnte sie das Leben kosten – und sie hockte vor einer verschlossenen Luke.
    Sie war schon so weit, aufzustehen und selbst die Luke zu öffnen, als sie ein leises Knirschen vernahm und sah, wie die Klappe sich ganz langsam nach oben bewegte. Die Lukenklappe öffnete sich, und Hannah war von einem Moment auf den anderen hellwach.
    Sie griff nach ihrer Lampe und fasste mit der anderen das Seil mit den Knoten noch fester. Die Luke öffnete sich kaum wahrnehmbar. Hannah sah, wie sich der Blick des Satanswesens aufmerksam auf die Öffnung richtete, als erwartete es eine besondere Belohnung. Zwei Holme schoben sich durch die Öffnung nach oben. Der Kerl lehnte die Leiter an. Dann geschah eine ganze Weile nichts. Offenbar vergewisserte sich der Unbekannte unter ihr, wo sich das Satanswesen befand. Nachdem klar war, dass der Käfig geschlossen war, hob sich die Lukenklappe rascher.
    Hannahs glaubte, ihr Herz poche so laut, dass man es hören müsste. Die Finger einer Hand erschienen am Rand der Klappe und hoben sie vorsichtig weiter an. Dann wurde ein Unterarm seitlich herausgeschoben, und schließlich sah sie, wie dieser Unterarm sich aufstützte. Die Hand, die sie erkennen konnte, hielt ein Messer. Endlich hob sich die Lukenklappe so weit, dass sie schütteres langes Haar sehen konnte. Trotz des Dämmerlichts erkannte sie einen der Kerle aus dem Lusthaus.
    Hannah zögerte nicht. Wenn sie etwas gelernt hatte auf der Straße und unter dem Bettelvolk, dann war es, dass nur rasches Handeln Erfolg brachte. Sie holte mit ihrer selbst gefertigten Seilkeule aus und ließ den schweren Knoten auf die Schläfe des Mannes niedersausen. Die Wirkung war jedoch eine andere, als sie erwartet hatte. Zwar hatte sie den Kerl hart

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