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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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sinken sehen.«
    Es krampfte ihm das Herz zusammen, wenn er an die Kinder dachte, die irgendwo vor der Stadtmauer in diesem Haus hockten, zusammengesunken und verängstigt, statt sich an diesem Schauspiel, das der Herrgott ihren Augen gönnte, zu ergötzen. »Wirst du uns helfen, Kind?«
    »Sie ist die Röttel? Wirklich die Röttel?«, hauchte es neben ihm.
    »Ja, Gallina. Das ist sie. Kennst du sie etwa?«
    Bruder Adilbert hörte das Mädchen neben sich tief durchatmen. Er sah sie nicht an, damit sie ihre Tränen fortwischen konnte, bevor sie redete.
    »Was wollt Ihr wissen?«, flüsterte Gallina, und der Mönch schlug in Gedanken ein Kreuz.
    »Zuerst einmal, wie ich von diesem verdammten Dach wieder herunterkomme.«
    »Wenn wir der Bettlerfürstin helfen wollen, dann sollten wir uns beeilen.«
    »Der ... was?«, fragte Bruder Adilbert verblüfft.
    »Da seid Ihr wohl der Einzige, der ihren neuen Namen noch nicht erfahren hat: Fürstin der Bettler. Man weiß um ihre Wohltaten.«
    »Die Frage muss lauten, woher weißt du von ihren Wohltaten, Gallina?«
    Adilbert setzte sich kerzengerade auf. Fürstin der Bettler  – das klang gut. Aber woher hatte das Mädchen diesen Namen?
    »Woher weißt du das?«, hakte er nach.
    »Der Weißfuchs. Er hat geschimpft. Auch die Männer wussten es von den Beobachtern. Sie wollen die Röttel hierher locken und sie in eine Falle tappen lassen.«
    Jetzt war Bruder Adilbert sprachlos. Das konnte doch nicht sein. Das Mädchen wusste von der Falle und floh vor ihnen? Er wollte schon wieder ansetzen, doch dann kam ihm ein ganz anderer Gedanke. Das Mädchen war nicht vor ihnen geflohen. Es hatte von der Falle gewusst und wollte nicht zusammen mit der Röttel hineintappen.
    Sein Mund war ganz trocken, als er sprechen wollte. Doch in diesem Augenblick zog der Klang einer Messingglocke durch den Palast und lenkte ihn ab. Bald darauf hallte der Innenhof wider von den Rufen und Pfiffen der Männer und vom Gekicher der Frauen.
    »Die Liss!«, entfuhr es ihm. »Sie tappt ebenfalls mitten hinein.«
    Bruder Adilbert drehte sich zu Gallina und packte sie am Handgelenk. »Worin besteht die Falle, die der Weißfuchs der Röttel gestellt hat? Weißt du etwas davon?«
    Gallina sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und nickte. »Deshalb wollte ich nicht mit.« Schließlich begannen ihre Augen in Tränen zu schwimmen. »Ihr tut mir weh.«
    Erschrocken ließ der Mönch ihr Handgelenk los.
    »Was für eine Welt! Um dich selbst zu retten, lässt du die Röttel ins Verderben laufen. Dafür sollte ich dich wieder dem Nuntius ausliefern.«
    Gallina schlug die Hände vors Gesicht und brach in lautes Schluchzen aus. Doch ein heulendes Mädchen konnte er im Augenblick nicht gebrauchen.
    Manchmal, dachte er bei sich, manchmal ist es angenehmer, ein Mönch zu sein. Da bleiben einem gewisse Beschwernisse erspart.
    Er legte den Arm um Gallina und zog sie an sich. Das Mädchen wehrte sich zuerst, aber Bruder Adilbert war sanft und bestimmt. Er strich ihr über das Haar und summte eine Melodie, die er in einer der Kaschemmen aufgeschnappt hatte, die er vor Kurzem aufgesucht hatte.
    Gallina fing plötzlich an zu lachen.
    Der Mönch war völlig ratlos. Zuerst hatte das Mädchen noch erbärmlich geflennt, und jetzt kicherte sie mit tränenüberströmtem Gesicht.
    »Wisst Ihr ...«, lachte sie, unterbrochen von krampfhaftem Aufschluchzen. »Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da summt?«
    Erstaunt hob Bruder Adilbert die Augenbrauen.
    »Nein«, erklärte er.
    »Das Lied, zu dem die Melodie gehört, handelt von einem Mann, der spätnachts nach Hause kommt. Sein Weib wartet mit dem Stock hinter der Tür, weil sie denkt, er hätte wieder den Wochenlohn ins Wirtshaus getragen. Aber er hat etwas anderes gemacht. Er hat ihr für ihren zehnten Hochzeitstag einen Ring anfertigen lassen. Aus Liebe zu ihr. Doch sie drischt auf ihn ein, als sie ihn sieht, und ihm fällt der Ring aus der Hand. Erst als sie innehält, weil sie merkt, dass er gar nicht betrunken ist, kann er ihr erklären, womit er sie hatte überraschen wollen. Jetzt suchen sie alle beide den Ring auf dem Boden, und er schaut ihr unter den Rock und findet dort ... weiter will ich nicht erzählen.«
    Gallina sah den Mönch an, und der senkte verlegen den Blick. Er konnte sich sehr wohl denken, wie es zwischen den beiden auf dem Küchenboden weitergegangen war, auch wenn er darin keine große Erfahrung hatte.
    »Lassen wir diese Geschichten. Erzähl mir, welche Falle die

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