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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Beides warf er dem Frauenzimmer zu, das sich Bluse und Rock rasch überzog. Die Schürze stopfte sie sich unter das Kleid. Bruder Adilbert stürzte, jetzt wieder als Bürgerlicher gekleidet, hinter Stolzhirsch her.
    Ein unterdrückter Schrei, das dumpfe Fallen eines Körpers auf den Boden und das erschreckte Aufatmen eines Mannes zeigten dem Mönch an, dass bislang alles so ablief wie geplant.
    »Was habt Ihr gemacht?«, fuhr der Mönch den Bürgermeister an, nachdem er den Gang hinter dem Stadtpfleger wieder betreten hatte. »Warum habt Ihr die Frau getötet?«
    Stolzhirsch fuhr zu ihm herum, völlig verwirrt und mit panisch geweiteten Augen. »Ich habe ... nichts getan. Ich habe ... niemanden getötet!« Seine Stimme war völlig tonlos.
    »Das ist nicht wahr. Er hat zugestochen«, vernahm Bruder Adilbert hinter sich. Beinahe hätte er sich ein Grinsen nicht verkneifen können. »Mit dem Messer, das da vorn neben der Frau liegt.«
    »Ihr seid überführt!«, sagte der Mönch in nüchternem Ton.
    Aller Augen richteten sich auf das mit Blut verschmierte Messer in der Ecke des Gangs.
    »Das ist ... das ist mein Messer!«, hauchte der Stadtpfleger. »Aber ich schwöre, ich habe es nicht in der Hand gehabt.«
    Bruder Adilbert vernahm noch gedämpft das Schlagen der Eingangstür. Die junge Frau von eben hatte sich umgekleidet und das Zimmer verlassen. Jetzt gab es nur noch eine Frau, die so gekleidet war wie das Mädchen, mit der Stolzhirsch sich vergnügt hatte. Und die lag tot vor ihm.
    »Außerdem ist Eure Hand blutig von Eurem Werk!«, sagte Bruder Adilbert. Der Stadtpfleger streckte die Arme aus, um sich zu vergewissern. Bruder Adilbert trat rasch auf Stolzhirsch zu, packte ihn am Arm und schlang eine Seilschlinge um seine Arme, mit er sich eben noch den Rock umgebunden gehabt hatte. Der oberste Magistrat der Stadt Augsburg wehrte sich nur schwach.
    »Ihr müsst mir glauben, ich habe das Messer nicht in der Hand gehabt. Ich bin unschuldig.«
    »Das sagen sie alle«, entgegnete Bruder Adilbert spöttisch. »Aber der Galgen wird Euch die Zunge schon lösen. Stadtpfleger Stolzhirsch: Ich nehme Euch fest wegen der Ermordung dieser Frau.« Der Mönch deutete auf die am Boden liegende Magdalena. »Ihr werdet dem Galgen nicht entkommen!« Er ging zurück in das jetzt leere Liebesnest und zog dabei seinen Gefangenen hinter sich her. »Ihr werdet uns eine Erklärung geben müssen. Leugnen wird Euch nichts nützen. Wir haben nämlich einen Zeugen für Eure frevelhafte Tat: den päpstlichen Nuntius!«

12
    D as Drachenmaul gähnte ihr entgegen, als wollte es sie verschlingen. Hannah traute sich nicht, das Licht ganz aufzudecken, sodass nur ein trüber Schein den letzten Raum erhellte. Sie musste zum Lusthaus hinausgehen, denn abzuwarten, bis die Kinder hier hindurchgetrieben wurden, dazu hatte sie keine Zeit mehr. Ihre Angst wuchs mit jedem Schritt, den sie machte. Sie versuchte sich selbst Mut zuzusprechen, doch mit jedem Fuß, den sie dem Drachenmaul näher kam, nahm ihre Furcht zu.
    Welcher Teufel hatte sie nur geritten, dass sie glaubte, sie könnte es allein mit Aigen und dem Weißfuchs aufnehmen? Diese Anmaßung hatte sie hierher und vermutlich in ihr Verderben geführt.
    Dennoch trieb eine Gewissheit sie vorwärts, die Gewissheit, dass sie es nicht für sich und wegen ihrer Rachegelüste tat, sondern um das Leben ihrer einzigen Tochter zu retten. Gera – sie konnte an nichts anderes mehr denken.
    Mit weichen Knien betrat sie den Tunnel und blieb wie angewurzelt stehen. Eine Bohlenwand versperrte ihr den Weg. Sie trat näher und entdeckte zwar eine Tür in der Wand, doch von dieser Seite war sie nicht zu öffnen. Hannah suchte mit den Fingerspitzen nach einer Druckvorrichtung, tastete den Boden ab, ob irgendwelche Hebel oder Erhebungen verborgene Sperrvorrichtungen entriegelten, suchte nach einem Zug oder nach einer Klinke. Doch nichts dergleichen war zu finden, noch nichteinmal ein Schlüsselloch. Obwohl die Verzweiflung sie fast übermannte, begriff sie plötzlich Sinn und Zweck dieser Vorrichtung.
    Ein Schauer überlief sie. Selbst dafür hatte dieses Scheusal von Aigen also vorgesorgt. Sollte eines der Kinder entkommen und den Weg zurück nehmen wollen, war ihre Flucht hier zu Ende. Niemand würde diese Tür öffnen können.
    Sie würde nicht weiterkommen. Diese massiven Bohlen trennten sie endgültig von ihrer Tochter. Die Röttel hatte letztlich versagt. Am liebsten hätte sie losgeheult und mit den Fäusten

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