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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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schmal und in seinem Aussehen fast ein Mädchen. Sie waren schrecklich entstellt. Beide hatte man im Stadtgraben abgelegt. Beim Fischertor. Das war vor ungefähr vier Wochen. Dort hat man schon vor sieben Wochen eine Kinderleiche gefunden und davor auch schon.«
    »Vor vier Wochen?«, wiederholte Bruder Adilbert tonlos.
    Im Kopf rechnete er nach. Vier Wochen. Vor eben dieser Zeitspanne hatte er Giberta fortgeschickt, das Mädchen, das ihm der Fremde hatte aufdrängen wollen. Giberta, sein Geschenk. »Ertötet mich«, hatte sie ihm verängstigt gesagt – und er hatte diesen Satz nicht beachtet. Jetzt war sie womöglich tot, denn Celantes Beschreibung des schmächtigen, blonden Mädchens passte genau zu Gibertas Erscheinungsbild.
    »Aber es könnte sich auch um einen natürlichen Tod gehandelt haben.«
    »Wenn eine durchtrennte Kehle ein natürlicher Tod ist, dann ja.«
    Wieder stieß er die Luft aus den Lungen. »Sie war blond, sagst du?«
    »Ja!« Jetzt war sie es, die sich aufrichtete. »Du hast doch nichts damit zu tun?«
    Bruder Adilbert schüttelte den Kopf, aber er musste sich hinlegen. Ihm war schwindlig. »Mein Gott«, sagte er. »Mein Gott, das arme Kind.«
    Celante sprang unvermittelt auf, ein Messer in der Hand.
    Bruder Adilbert staunte, woher sie es genommen haben konnte, schließlich war sie genauso nackt wie er selbst.
    »Was willst du? Mich erstechen? Bist du die Mörderin der beiden Kinder?« Bruder Adilbert war überrascht über die Wendung, die das Gespräch genommen hatte.
    »Ich? Du hast gesagt: ›Mein Gott, das arme Kind‹.«
    »Leg das Messer weg, Celante. Ich mag vielleicht gegen das Keuschheitsgelübde verstoßen, aber ich bin kein Mörder. Von Kindern schon gar nicht.«
    Stockend begann er zu erzählen, wie er Giberta kennengelernt und wieder fortgeschickt hatte, in der Hoffnung, dass er sich irrte. In vier Wochen starben viele Menschen, viele Kinder und Halbwüchsige. Er berichtete, wie ihm das Mädchen zugeführt worden war und dass er gern mehr über den Auftraggeber gewusst hätte. Jetzt umso mehr, als er vermutete, dass der Fremde mit dem Tod des Mädchens zu tun hatte.
    Celante legte das Messer weg – und jetzt sah er, wo es sich befunden hatte: unter der Kline. Es steckte dort in einem Futteral, offenbar damit die Mädchen es zur Hand hatten, wenn sie es brauchten.
    Celante setzte sich neben ihn und streichelte ihn über die Wangen. »Ich hätte dir das gar nicht zugetraut, Mönch«, sagte sie. »Aber erzähl mir von dem Auftrag, für den du entlohnt werden solltest.«
    Bruder Adilbert genoss die Zärtlichkeiten und begann erneut von den Umständen zu erzählen, unter denen sein Auftrag stattgefunden hatte. Er vermied dabei von Urkundenfälschung zu reden, sondern stellte es so hin, als hätte er nur eine verloren gegangene Urkunde neu geschrieben – und letztendlich wusste er schließlich immer noch nicht, wie es nun genau mit dem Dokument stand.
    »In der Frauenvorstadt, sagst du, liegt das Haus?«
    Der Mönch nickte und zog Celante näher zu sich heran. Ihr Körper war warm, und jede Berührung ließ seine Haut zittern. Adilbert wollte Celante zu sich herab auf die Kline ziehen. Doch die stützte sich mit den Händen ab und verhinderte so, dass er seinen Willen bekam. Lange betrachtete sie ihn und forschte mit leicht gerunzelter Stirn in seinem Gesicht.
    »Du solltest dich unbedingt mit jemandem unterhalten«, sagte Celante ernst. »Mit einer Frau. Und zwar bald.«

4
    H annah überlegte, was genau sie sagen wollte. Die Stadt war nicht sehr groß. Die Viertel der Stadtarmen waren auf Oberkönige und Unterkönige verteilt. Allesamt waren es Männer. Der Rote war für das Viertel zuständig, in dem der Fledermausturm lag. Das jedenfalls hatte ihr die Schwarze Liss erzählt.
    Wenn sie verhindern wollte, dass die Frauen weiter drangsaliert wurden, wenn sie die Tyrannei des Roten brechen wollte, dann mussten vier Dinge geschehen. Einmal musste sie das Vertrauen der Frauen gewinnen. Das war ihr mit ihrer Aktion gegen den Dürren Karl bereits weitgehend gelungen. Sie vertrauten ihr, manche fürchteten sich vielleicht sogar vor ihr. Allerdings musste sie dieses Vertrauen jetzt in Zuversicht verwandeln, Zuversicht in die eigene Stärke. Das war ein schwieriges Unterfangen, und ob es ihr wirklich gelingen würde, wusste sie nicht zu sagen. Daneben galt es, den Roten auszuschalten. Auch das musste sie mit der vorherigen Aufgabe verbinden. Schließlich kam die letzte und sicherlich

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