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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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das die anderen dringend meinen mitnehmen zu müssen. Vermutlich muss ich dafür einen Flugzeughangar anmieten. Aber das ist es mir wert.
    Plötzlich stehen allein für Beate neun Paar Schuhe vor der Tür.
    »Ich brauche diese Schuhe! Du nimmst ja auch deinen iPad mit.«
    Frauenlogik, aber es wird noch besser und ist nicht unbedingt geschlechtsspezifisch. Ryan bringt nicht nur besagten Traktor mit, nein, es müssen alle Plastik-Dinos, dreiundzwanzig Stofftiere, das Zelt (ich bitte Sie, wir wohnen im Hotel!), sein Roller und das Fahrrad mit, obwohl er noch gar nicht Fahrrad fahren kann …
    »Meine Güte, sei doch nicht so kleinlich. Wenn du meinst, das ist zu viel, nimm halt du nicht so viel mit. Auf Rügen braucht man nichts Großartiges.«
    Was natürlich die neun Paar Schuhe erklärt. Aber meine Tochter Clara verblüfft mich zunächst. Sie will nur Lulla mitnehmen. Zur Erklärung: Lulla ist unser, oder besser: Claras chinesischer Zwerghamster.
    Mir wird klar, dass ich jetzt knallhart reagieren muss, denn Lulla ist Elektro-Junkie. Was ich damit sagen will: Lulla knabbert jedes für sie erreichbare Elektrokabel an und hat in der Vergangenheit schon einige Hotels für Stunden lahmgelegt. Al-Qaida dürfte nie von der Existenz dieses Tiers erfahren: Wer diesen Hamster unter seiner Kontrolle hat, könnte damit das Pentagon ausschalten. Kein Strom, kein Computer, kein Licht und keine Heizung ging mehr, nachdem wir Lulla zehn Minuten unbeobachtet im Hotelzimmer ihrem Hobby haben nachgehen lassen. Ich versuche dies meiner Tochter klarzumachen, bin aber natürlich, wie Sie vielleicht schon vermutet haben, chancenlos. Knallhart funktioniert bei meiner Tochter einfach nicht. Zumindest nicht bei mir. Immer die gleiche Masche: Tränen steigen auf, und Clara beginnt zu schluchzen: »Wir können doch das arme kleine Tier hier nicht allein lassen! Lulla wird doch so ganz depressiv.« Dabei vergisst Clara natürlich, dass sie sich sowieso nie um Lulla kümmert. Außerdem frage ich mich, ob chinesische Zwerghamster überhaupt depressivwerden können. Am Ende verklagt mich Lulla noch beim Tierschutzverein.
    Also gut, Lulla darf mit, aber sie wird die Reise im Käfig verbringen, diesen Kompromiss ringe ich meiner Tochter ab. Wohin aber mit zwei Kindern, zwei Erwachsenen, einem Hund, Hamsterkäfig, Gepäck und einem Bagger? Als ich resignierend mit den Schultern zucke und die Reise absagen will, fällt mir auf, dass es ganz still im Raum geworden ist. Alle sehen mich an, selbst der Zwerghamster lässt von seinem Elektrokabel ab, das wir ihm zum Spielen in seinen Käfig gelegt haben, und glotzt mich ebenfalls an. Schlagartig dämmert mir, woran meine liebe Familie in diesem Augenblick denkt. Sie haben einen Plan, und Sekunden später wird mir klar, was für einen. Ein zweiter Wagen muss her, um das ganze Gepäck zu bewältigen, und wem dieser zweite Wagen gehört, ahne ich. Panik steigt in mir auf: Renate!
    »O nein, kommt überhaupt nicht in Frage! Nur über meine Leiche!«
    Lächelnd meint Beate: »Aber ja, mein Schatz, denk daran, was für einen großen Wagen meine Eltern haben. Da passt alles rein. Du könntest sogar das Aufladekabel für deinen iPad mitnehmen.«
    »Bitte, bitte, Papa«, tönt es von den Kindern, und es scheint mir, als könnte sich selbst Yuma ein Grinsen nicht verbeißen.
    Zwei Tage später ist es dann so weit. Es hupt, es läutet, die Schwiegereltern sind da, und wir beginnen, beide Wagen zu beladen. Das heißt, unser Wagen wird mit Hund, Zwerghamster, Traktor und den anderen von den Schwiegereltern als unbedingt lebensnotwendig eingestuftenGegenständen vollgepackt. Dazu gehören Butter, Marmelade, verdauungsförderndes Kleiebrot (dreißig Rollen Toilettenpapier), eine Hausapotheke, die für mindestens einen mehrmonatigen Ausflug nach Tibet gereicht hätte, und ein Feuerlöscher. Als ich zynisch meine Schwiegermutter frage, ob sie denn die Löschdecke und die Feuerwehrleiter vergessen hätte, zeigt sie mir nur den Vogel.
    Für die Kinder ist nun kein Platz mehr, und meine Stimmung erreicht in dem Moment ihren Tiefpunkt, als Renate nur schnippisch meint: »Kein Wunder, dass ihr keinen Platz in eurer überdachten Zündkerze habt, die du Auto nennst. Was müsst ihr auch diesen fetten Hamster unbedingt mitschleppen? Und überhaupt, der Käfig: Habt ihr euch den beim Großen Russischen Staatszirkus ausgeliehen?«
    Ich frage Sie: Haben Sie schon mal einen chinesischen Zwerghamster gesehen? Nein? Kein Wunder, der ist

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