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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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rührt sich. Als ich mich über sein Körbchen beuge, um den Toaster aus dem Regal zu holen, knurrt er mich wütend an, und das mit geschlossenen Augen.
    Nach dem vierten Weck-Anlauf haben Beate und ich unsere Kinder endlich im Bad. Am Frühstückstisch das große Gähnen. Bea reagiert ja oft eher genervt, wenn keiner den Mund aufkriegt. Ich kann das verstehen. Meine kommunikativen Fähigkeiten sind vor acht Uhr eher mit denen eines Kaninchens zu vergleichen. Der Umzug nach Hamburg war in dieser Hinsicht ein echter Gewinn. Seither sieht unser morgendliches Gespräch ganz korrekt wie folgt aus:
    »Moin.«
    Schweigen.
    »Moin, moin.« Lautes Gähnen. Der Hund hat sein Bett noch immer nicht verlassen.
    Dem ist nichts hinzuzufügen. Alles gesagt. Der Stress ist ohnehin heftig genug. Denn es ist ja nicht nur so, dass Sie morgens aus den Kindern nichts rauskriegen. Schlimmer ist, dass Sie auch nichts reinkriegen. Kein Frühstück. Jedenfalls keines, das den Namen verdient. Wenn’s nach dem Nachwuchs ginge, dürfte es immerfort eine Mischung aus »Poppy Super-Dupers« und »Mr Thunders Kick Beanies« sein, sprich: irgendwelches obskures Fertigzeug aus der Tüte, von dem man nicht wirklich weiß, was es eigentlich ist – und wenn man ehrlich ist, will man es auch lieber gar nicht wissen. Hauptsache, die Packung enthält Klebebilder, mit denen anschließend die Kinder den Kühlschrank zukleistern können.
    Selbst Cornflakes, Traum unserer Kindheit, sind inzwischen mega-out. So was isst man nur, wenn gar nichts anderes mehr im Haus ist. Dafür, dass etwas da ist, sorgen die lieben Kleinen aber bei jedem Einkauf, bei dem sie dabei sind. Da wird gequengelt und genervt, bis Mami endlich den Monster-Vorratspack im Wagen verstaut hat. Von Monstervorrat kann trotzdem keine Rede sein. Das Zeug ist so schnell weggefuttert, dass es einem vorkommt, als hätte es selbstauflösende Substanzen in der Rezeptur.
    Die Kinder essen also entweder gar nichts zum Frühstück oder schaufeln ungesundes Fertigfutter in sich hinein. Wenn wir unserem Erziehungsauftrag konsequent nachkommen, dann würgen sie noch eine Banane runter, als wär’s ein Riegel Hartgummi oder reines Gift. Immerhin bestehen sie noch nicht darauf, die Milch mit stark gezuckertem Schokopulver zu dopen, bis das letzte Vitamin daraus entwertet ist. Aber vielleicht liegt das auch bloß daran, dass sie sich zu so viel Reden um diese Zeit noch nicht aufschwingen können.
    Wir schubsen sie also nach einem Frühstück, das eher einem Ringkampf gleicht, wieder ins Badezimmer, damit sie sich die Zähne putzen. Was sie in den nächsten fünfundzwanzig Minuten dort machen, kann ich nicht sagen. Zähneputzen ist es jedenfalls nicht. Denn wenn sie irgendwann, kurz bevor wir eine Vermisstenanzeige aufgeben, endlich wieder rauskommen, ist zwar Mamis Shampooflasche leer und meine Tube Haargel auch – die Zahnbürsten aber sind trocken, als hätten sie im Windkanal gelegen.
    Inzwischen hat es in der Schule schon gegongt, und die Kindergärtnerin greift gerade zum Schlüssel, um die Tür ab- und uns auszusperren. Papa sitzt seit Ewigkeiten bei laufendem Motor hinter dem Steuer, Mami hetzt hysterisch die Treppen rauf und wieder runter, um die Kinder endlich zum Eingang zu scheuchen. »Schultasche? Ups, hab ich vergessen.« – »Gepackt? Wieso gepackt? Klar hab ich gepackt. Glaub ich.« – »Echt? Du hast mir ein Pausenbrot gemacht?«
    Bea macht jeden Tag Pausenbrote. Sie haben es bisher nur noch nicht gemerkt. Vor allem haben sie noch nicht kapiert, dass es in der Schule nicht auftaucht, wenn man’s zu Hause nicht einpackt. Entweder denken sie, dass Pausenbrote in der Schultasche entstehen, oder sie halten es für ein Wunder, dass sie plötzlich da sind. Falls es mal eine Schultasche mit eingebautem Pausenbrotgenerator geben sollte, wäre ich der erste Käufer. Bis dahin wäre ich schon dankbar, wenn die Kinder es selbst einstecken würden. Esliegt ja schließlich vor ihrer Nase, wenn sie an der Garderobe in die Schuhe schlüpfen.
    Wenn! Auch schon da gewesen: Sie laufen einfach so aus dem Haus. Ohne Schuhe.

    Kurz darauf rase ich mit hundert Sachen durch Hamburg (mittlerweile weiß ich, wo die Blitzer stehen), um dem Absperren des Kindergartens zuvorzukommen. Und Clara noch eben schnell in den Klassenraum zu schubsen, ehe die Lehrerin kommt und ihr schon wieder einen Verweis gibt.
    Letztlich ist in der Familie alles eine Frage der Organisation. Jetzt heißt es, schnell die eigenen Dinge

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