Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
Quälgeister haben werden, die ihnen ebenfalls Löcher in den Bauch fragen. Dann wird es auch für sie darauf ankommen, stets die richtige Antwort zu finden. Sie können es ja machen wie ich. Ich halte mich dann an meinen Lieblings-Cartoon-Helden, Hägar den Schrecklichen. Der hat auf die Frage seines Sohnes »Papa, wo kommen eigentlich die kleinen Babys her?« sehr richtig geantwortet: »Hauptsächlich aus China.«
Und ein befreundeter Vater meinte, als er die hundertste Frage seines Sohnes nicht beantworten konnte: »Frag nur weiter, mein Sohn, du sollst ja was lernen…«
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Tagebucheintrag: 24. April,
20:15 Uhr – Schlafzimmer
Ich gebe zu, meine Kinder haben mein Leben positiv verändert. Ich denke inzwischen viel mehr über die Abläufe des Lebens nach. Zum Beispiel: Was passiert, wenn ich die Klospülung betätige? Wo geht das alles hin? Oder: Wenn ich mich anstelle – warum stehe ich immer in der falschen Schlange? Kürzlich habe ich Beate gefragt, ob sie denn wüsste, wo das Licht hingeht, wenn man es ausschaltet. Sie meinte nur, das sei eine blöde Frage und blöde Fragen würde sie grundsätzlich nicht beantworten.
Ich fand das eine gute Antwort und nehme mir vor, in Zukunft alles blöd zu finden, was ich nicht weiß. Besser, als wenn die Leute glauben, ich sei blöd.
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Urlaub für die ganze Familie - Teil 1
Wenn ich zurückdenke, habe ich mir mein Leben lang eine große, glückliche Familie gewünscht. Groß geht ja, würde ich auch hinkriegen, aber glücklich? Ich kenne einige glückliche Familien, aber ich weiß auch, dass in den meisten sehr oft das große Chaos herrscht. Aber was weiß man schon vorher? Und mit vorher meine ich in einer Beziehung, bevor man Kinder hat. Nehmen wir doch einfach mal die Urlaubsplanung. Ist ja an und für sich schon in einer Partnerschaft relativ schwer. Sie will shoppen, er will Abenteuer.
Dann gibt es den Familienurlaub. Ein so harmonisches Wort, und doch so krisengefährdet.
Nichts ist wichtiger für ein gesundes Familienleben als ab und zu ein entspannter Urlaub. Die Seele baumeln lassen, den Alltag abstreifen, ganz füreinander da sein – dachte ich bisher.
Denn so einfach, wie man sich das vorgestellt hat, ist es nicht. Klar, die ersten Urlaube zu zweit, die sind unkompliziert: Ein schönes Ziel Last Minute aussuchen, ins Flugzeug springen, vor Ort rein in die Badeklamotten und in den Pool springen und dann raus aus den Badeklamotten und rein in die Kiste … Doch diese Phase der Partnerschaft geht leider oft schnell vorbei. Ich bin der festenÜberzeugung, dass Frauen (und vor allem meine Bea) ein angeborenes Luxus-Shopping-Konsum-Gen haben. Denn was nach einiger Zeit folgt, ist, dass die Ansprüche steigen. Natürlich hauptsächlich die der weiblichen Mitreisenden. Bei uns Männern ist das alles einfacher und simpler.
»Um nicht zu sagen: primitiver! Ihr habt einfach keine Qualitätsansprüche«, wirft Bea mir gerne vor.
Na ja, zugegeben. Mir reicht es, wenn das Bier kalt ist, das Schnitzel und die Pommes heiß sind und keiner mich in einer fremden Sprache anlabert.
Kaum hat Bea gehört, dass ihre beste Freundin in einem Fünfsternehotel in der Karibik ihren Urlaub verbringt, werden im Reisebüro nur noch Schickimicki-Hochglanzkataloge angefordert. So was wie früher, eine gemütliche, sternenlose Pension, mitten in Palma gelegen, ist nun plötzlich mega-out! Dabei war das so praktisch. Die Kneipen waren in der Nähe.
»Klar, und die laute Musik hat uns die ganze Nacht wach gehalten!«
»Dich. Mich nicht. Ich konnte prima schlafen.«
»Ja, weil du jeden Abend so besoffen warst, dass du bereits im Lokal eingeschlafen bist.«
»Ich weiß gar nicht, was du hast. Die Pension lag auch zum Shopping genau richtig. Nebenan gab es zum Beispiel einen Fischladen und auf der anderen Seite einen Gemüseladen – du stehst doch auf Vitamine.«
Aber was rede ich? Fisch oder Gemüse stehen auf der Shoppingliste unserer Frauen nicht ganz oben. Es müssen schon die teuren Läden sein. Wobei ich mich da korrigieren muss. Teuer heißt heutzutage auf Neudeutsch nicht mehr kostenintensiv, sondern »schick«, »trendy« oder schlicht »in«.
Aber flexibel, wie wir Männer nun mal sind, passen wir uns an. Ein Mehrsternehotel wird gebucht.
Bereits am ersten Tag teilt man mir diskret mit, dass Badelatschen im Speisesaal nicht geduldet werden. Zum Ausgleich guckt man in der Hotelhalle die Vitrinen des örtlichen Juweliers an (und zwar jeden Abend, obwohl seit
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