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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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Ach ja, die dürfen ja nicht auf die Autobahn.«
    Nach gefühlten zwölf Stunden, für 180 Kilometer Strecke, erreichen wir endlich unser Ziel. Die Pension direkt am Meer, ruhig gelegen, kinderfreundlich, reichhaltiges Frühstücksbüfett, angekündigt als Vier-Sterne-Wellnessoase, entpuppt sich als eine Kneipencharme ausstrahlende Bruchbude. Hätte diese Pension auch nur einen Stern besessen, wäre dieser wohl vom Kongolesischen Tourismusministerium verliehen worden. Auf dem voll belegten Parkplatz stehen drei Müllwagen, fünf Lastwagen (davon drei Viehtransporter) und zwei mittlerweile in die Jahre gekommene Pkw, die vermutlich die polnische Autoschiebermafia dort hinterlassen hat, weil man die Schrottmühlen nicht mal mehr in der Ukraine zu Geld machen konnte.
    Beate verschlägt es zunächst vor Entsetzen die Sprache, aber nicht lange. »Hier werde ich keine Sekunde übernachten! Was hast du dir dabei gedacht, als du diese Bruchbude gebucht hast?« Merkwürdigerweise setzt das Kurzzeitgedächtnis meiner Frau immer dann aus, wenn es gilt, mir für irgendetwas die Schuld zu geben, für das ich nicht verantwortlich bin, das aber schiefläuft.
    »Schatz, ich habe diese Pension nicht ausgesucht. Du hast mir die Mailadresse gegeben und mich gebeten, ich solle deine Buchung mit den Kreditkartendaten bestätigen«, verteidige ich mich. Sinnlos, denn wenn Frauen erst einmal in Fahrt kommen, gibt’s, was Schuldzuweisungen angeht, kein Halten mehr. Aber wieder meint es das Schicksal gut mit mir, denn plötzlich trommelt jemand wütend gegen die Seitenscheibe unseres Wagens. Renate. Wild gestikulierend, mir den Vogel zeigend, bedeutet sie uns, wir sollen endlich das Fenster öffnen. Klar, der Schuldige kann nur ich sein, und ohne wirklich Atem zu holen, beginnt sie auch sofort mit ihren Schuldzuweisungen. »Wie konntest du nur? Was hast du dir dabei gedacht? Ich wusste es, Beate hätte dich nie heiraten sollen!« Den Rest erspare ich dem geneigten Leser. Nur so viel: Beate springt aus dem Wagen, und ihre gesamte Wut über die geplatzten Urlaubsträume ergießt sich über Renate.
    Folgendes Szenario: Zwischen mehreren Last- und Müllwagen stehen zwei voll beladene Pkw, in denen zwei Kinder, zwei erwachsene Männer (nämlich mein Schwiegervater und ich), ein kleiner struppiger Westie und ein winziger Zwerghamster fasziniert der Auseinandersetzung zweier wütender Frauen lauschen. Gefühlsmäßig neutral, überlege ich, wie diese Auseinandersetzung ausgehen wird, denn zwei Dinge erfüllen mich bereits jetzt mit Glückshormonen: Wir werden wohl in den nächsten zehn Minuten den Heimweg antreten, und Renate wird zumindest für die kommenden drei Monate unserer Familie fernbleiben. Allein dafür haben sich der Stress und diese Reise gelohnt. Ende gut – alles gut!
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Tagebucheintrag: 14. Juli,
14:30 Uhr – Wohnzimmer
    Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlt, morgens erst um zehn Uhr aufzustehen! Im Bett mit den Kindern frühstücken und Zeitung lesen. Das ist Urlaub zu Hause. Herrlich! Und man spart tierisch Geld …
    Gestern habe ich es endlich geschafft, Ryan das Fahrradfahren beizubringen. Um ehrlich zu sein, so ganz hat es nicht geklappt. Er scheint von jedem Lichtmast oder Hindernis auf der Straße magisch angezogen zu werden. Und das bedeutete, dass ich die ganze Strecke neben ihm herlaufen musste. Eine ganze Zeit ging das gut, bis ich dann selbst gegen einen Laternenmast gedonnert bin. Klar, ich hatte mich auf meinen Sohn konzentriert und leider nicht auf die Straße. Danach meinte Ryan, es wäre wohl besser, wenn ich seinen Helm tragen würde …
    Meine Familie findet das unerhört lustig und mag sich vor Lachen gar nicht mehr beruhigen. Besonders mein blaues Auge gefällt Beate. Sie meint, das sehe männlich aus. Ich glaube, sie verarscht mich. Wogegen Ryan eher meine Beule auf der Stirn unterhaltsam findet. Was mich betrifft, so habe ich erst einmal genug vom Fahrradfahren (oder Nebenherlaufen).
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Der Alltag hat uns wieder
    Montagmorgen, 6:45 Uhr, nachtschlafende Zeit. Zuerst schleppen sich die Eltern aus dem Bett. Die Kinder müssen in die Schule und in den Kindergarten.
    Ich wanke in die Küche und taste mich zur Kaffeemaschine vor. Warum eigentlich beginnt hierzulande die Schule schon um acht Uhr? Gefühlte acht Monate lang ist es im Norden um diese Zeit noch tiefste Nacht, und Nachtarbeit ist meines Wissens für Kinder verboten.
    Ich stehe in der Küche und kämpfe mit dem Schlaf. Nicht einmal unser Hund

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