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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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Ich brauche keinen Führerschein im Augenblick. Ich mag erst wieder fahren, wenn meine Kinder selbst den Schein haben. Bus oder Zug zu fahren ist doch viel angenehmer und stressfreier. Man kann die Augen schließen und kurz wegnicken, man kann in Ruhe lesen, ungestört Musik hören, aber nein, der verdammte Einschreibbrief vom Gericht kommt und kommt nicht. Ich bin so müde …
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Kinder können zaubern
    Können Sie sich noch an Pan Tau erinnern? Den Mann im schwarzen Anzug mit der Melone? Als Kind habe ich immer davon geträumt, so wie Pan Tau zu sein. Ich wollte auch zaubern können und die Fähigkeit besitzen, unsichtbar zu werden. Ich glaube, das ist der Wunschtraum eines jeden Kindes.
    Ich versuchte, Pan Tau nachzuahmen, trug schwarze Klamotten und den alten Hut meines Vaters, aber meine Freunde haben mich immer ausgelacht. Ich kannte nur einen einzigen Zaubertrick, der mir aber nie wirklich gelang.
    Auch die Fähigkeit, unsichtbar zu werden, klappte natürlich nicht. Einige Jahre später wurde mir klar, dass ich einer Illusion hinterhergejagt war. Lächerlich! Unsichtbar werden, wie naiv war ich nur gewesen. Viel später, als ich dann Kinder hatte, lehrte mich das Leben, dass auch das Undenkbare möglich ist.
    Meine Kinder können beide zaubern. Mehr noch, sie können sogar unsichtbar werden.
    Ein Beispiel? Gerne. Gestern drohten wir unseren Kindern mit der Höchststrafe (kein Nintendo – kein Fernsehen) für den Fall, dass ihre Zimmer bis mittags nicht in einem akzeptablen Ordnungszustand sein würden.
    Was für ein herrlicher Sonntagvormittag stand uns bevor! Beide Kinder beschäftigt in ihren Zimmern und wir, die Eltern, in ruhiger Atmosphäre mit der Sonntagszeitung und einem leckeren Kaffee noch im Bett.
    Ich gebe allen Eltern den dringenden Rat: Lassen Sie es ruhig zu, dass Ihre Kinder die ganze Woche lang ihre Zimmer vermüllen, und regen Sie sich bis Sonntag nicht über das Chaos auf – es wäre sowieso sinnlos. Aber dann nutzen Sie Ihr Recht auf Erziehung und stellen Sie knallharte Forderungen. So sichern Sie sich einige Stunden Harmonie und Ruhe. Beate und ich handhaben das schon seit einigen Jahren so, und es ist zu einer schönen Gewohnheit geworden.
    Nun aber zurück zur Zauberei. Es dauerte ganze vier Monate, in denen wir tatsächlich glaubten, es wäre ein Wunder geschehen und unsere Kinder hätten ihre Zimmer tatsächlich aufgeräumt. Bis eines Tages Beate Bügelwäsche in den Schrank von Clara räumen wollte. Ich breite den Mantel des Vergessens über dieses Ereignis. Nur so viel: Sie öffnete die Schranktür, und schmutzige Wäsche, Papiere, Spielzeug, alte Verpackungen und sogar altes Essbesteck ergossen sich über sie. Erstaunlich ist, mit welcher übermenschlichen Kraft es Clara gelungen war, nahezu ihr gesamtes Zimmer in einem relativ kleinen Schrank unterzubringen. Das muss Zauberei sein!
    Noch heute fragen wir uns auch, wie es unserem Sohnemann gelungen ist, selbst seinen großen giftgrünen Traktor in seinen Schrank zu stopfen. Auch das ist Zauberei.
    Aber unsere Kinder können noch mehr. Sie können sichauch unsichtbar machen. Wenn Sie mir nicht glauben, probieren Sie es selbst einmal mit Ihren Kindern aus.
    Stellen Sie sich zum Beispiel in die Diele und rufen laut: »Ich muss den Keller aufräumen. Kommt jemand und hilft mir dabei?«
    Ich garantiere Ihnen: Ihre Kinder sind, bevor Sie den Satz beendet haben, unsichtbar geworden …
    Pan Tau lässt grüßen.
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Tagebucheintrag: 4. September,
11:30 Uhr – Küche
    Der Brief von der Behörde ist da! Die wollen meinen Führerschein für drei Monate! Yeah!! Leider wollen sie zusätzlich 470 Euro Bußgeld. Das finde ich ein bisschen übertrieben und mittlerweile überflüssig. Bea hat von ihren Eltern einen Mini geschenkt bekommen, und seitdem düst sie ständig mit Clara durch die Gegend, und ich kann zu Hause in Ruhe entspannen. Jetzt wäre es doch besser, wenn ich meinen Schein noch hätte, denn nur zu Hause rumhängen ist auch öde.
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Aufklärung
    Misstrauen macht sich in unserer Familie breit. Ich spüre es deutlich.
    Ein Hauch von DDR weht durch die Räume.
    Jeder Blick, den ich Beate zuwerfe, jede Berührung wird durch meine frühpubertierende Tochter Clara misstrauisch beäugt. Auf meine Frage, was denn los sei, immer die gleiche Antwort: »Wieso? Kann ich nicht einfach gucken, ohne dass du ständig an mir rummeckerst?«
    Ich rekapituliere. Meine Frage lautete: »Clara-Maus, was ist denn los? Bedrückt dich etwas?«,

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