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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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schauspielerischer Einsatz zeigte Wirkung und Dübel sich einsichtig. »Es waren neun«, verkündete er.
    »Neun?«, wiederholte ich.
    Er nickte. »9.000 Euro.«
    Ich war völlig perplex. »So viel hat er nicht von mir.«
    Als ich keine Anstalten machte, das Büro zu verlassen, wurde Dübel ungeduldig. Er stand auf und seine Kniekehlen rückten den Stuhl zurück, bis er gegen einen Stapel Druckerpapier stieß.
    »Sie können sich glücklich schätzen, dass er seine Schulden wenigstens bei Ihnen beglichen hat«, trotzte ich schnell weiter. »Das macht er beileibe nicht bei jedem.«
    Der Buchhalter nickte erneut. »Bitte gehen Sie jetzt«, sagte er und starrte auf die Tür.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt.
    »Haben Sie die Polizei eingeschaltet?«, fragte Dübel noch schnell.
    Ich zögerte. »Nein. Der wird schon irgendwann wieder auftauchen.«
     
    Mit tauben Füßen verließ ich das Casino und ein bleicher Vollmond, bekleidet mit dünnen Wolken, schien mir auf den Kopf. Ein paar Jugendliche folgten mir auf dem Fuße und ihren grauen Gesichtern nach zu urteilen, waren auch sie nicht vom Glück geküsst worden.
    9.000 Euro. Das musste ich mir erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Für 9.000 Euro musste ein Mensch wie ich verdammt lange ackern. Oder er musste ausgesprochen viele Fragen beim Kreditsachbearbeiter beantworten. Nachdenklich lauschte ich dem Geleier der abgezehrten Motorkolben in meinem Twingo, als ich mit ihm über den Ruhrschnellweg rollte. Kaum war in Hamme die Wohnungstür hinter mir ins Schloss gefallen, rief ich, das Telefon in der einen und die Schuhe in der anderen Hand, meinen Bruder in Lünen an.
    »9.000?« Olaf bekam eine Quäkstimme. »Heiliger Bimbam.«
    »Hast du seine Kontodaten herausgefunden?«, keuchte ich und warf die Schuhe in die Ecke.
    Olaf fauchte mir seinen Atem in den Hörer.
    »Olaf?«
    »Ja?«
    »Die Kontodaten!«
    Er seufzte. »Ich habe sie in den Lohnabrechnungen gefunden. Aber warum ist das noch wichtig? Er hat seine Schulden doch bezahlt!«
    »Ich möchte wissen, wie.«
    »Wie bitte?«
    Ich verdrehte die Augen. »Olaf«, sagte ich langsam. »9.000 Euro bezahlt man nicht aus der Portokasse. Selbst wenn er am Ende eine Glückssträhne hatte. Etwas ist da faul.«
    »Und was glaubst du zu finden?«
    »Ich weiß nicht. Irgendetwas.«
    Erneut war ein genervtes Aufstöhnen zu vernehmen. »Er hatte sein Konto bei der Sparkasse. Ich schicke dir eine E-Mail. Aber ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«
    Ich legte auf und warf die Beine über die Sofalehne. Auf meinen nackten Fußrücken prangten die Abdrücke viel zu enger Riemchensandalen. Ich starrte auf meine Zehen, während ich sie wackeln ließ, und versuchte zu verstehen, wie man 9.000 Euro Schulden machen konnte. Wie man 9.000 Euro Schulden machen durfte. Und wie man es schaffte, sie mit einem Wimpernschlag wieder zu begleichen.
    Plötzlich hatte ich einen Lichtblitz und ich rief Sascha auf dem Handy an. Sascha Richter war ein befreundeter Polizeiobermeister beim Polizeipräsidium in Bochum. Er saß im polizeilichen Innendienst und verließ den Dienststuhl nur für Kaffee und Gießwasser. Seit ein paar Wochen herrschte zwischen uns Funkstille. Zwar waren wir nicht im Streit auseinandergegangen, aber ich hatte eine gewisse Teilschuld daran, dass er seinerzeit vom Dezernatsleiter 11, Edgar Ansmann, einen Einlauf bekommen hatte, weil er mich ein paar Mal mit Informationen versorgte. Seiner Karriere hatte dies zum Glück nicht geschadet. Ganz im Gegenteil, wie ich gleich erfahren sollte.
    »Hallo, Sascha«, begrüßte ich ihn.
    »Fräulein Roloff. Lange nichts mehr von dir gehört. Wie komme ich zu der Ehre?«
    »Ich brauche deinen Rat.«
    »Ganz falscher Ansatz«, unterbrach er mich sofort. »Aber ich will dir unter die Arme greifen. Wie wäre es mit: ›Tut mir leid, Sascha, dass ich dich so in die Scheiße geritten habe.‹?«
    »Tut mir leid, dass ich dich so in die Scheiße geritten habe.«
    »Na, also. Geht doch.«
    Ich blies mir den Pony aus der Stirn. »Und, wie geht es dir?«
    »Gut«, sagte er. »Ich wurde befördert.«
    »Was? Ist nicht dein Ernst!«
    »Darf ich vorstellen? Polizeihauptmeister Richter beim Kriminalkommissariat 22.«
    Ich setzte mich auf. »Polizeihauptmeister. Und du willst mir erzählen, ich hätte dich in die Scheiße geritten?«
    Er lachte. »Also, warum rufst du an? Es geht doch hoffentlich nicht wieder um irgendeine Leiche.«
    »Keine Leiche. Es geht um Computer.«
    »Computer hört sich

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