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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Bäcker finde?«
    Belanglos zuckte Olaf mit den Schultern. »Er ist ein Freund.«
    »Und warum lässt du die Polizei nicht einfach ihren Job machen?«
    Er atmete tief durch. »Die verfolgen die falschen Spuren.«
    »Du meinst, die suchen nicht im Casino?«
    Er nickte.
    »Weihe die Schmier doch einfach ein.«
    »Das geht nicht. Dann würden sie neugierig auf seine restlichen schäbigen Arbeiten werden.«
    Da war es wieder, das Wort ›schäbig‹, und ich dachte darüber nach, ob in Olafs Hirn andere Filter vielleicht nicht mehr so gut funktionierten. Schizophrene beispielsweise neigen dazu, in manierierter Sprache zu reden oder die Realität falsch zu beurteilen. Immerhin kamen wir der Sache allmählich näher.
    »Und wennschon!«, erwiderte ich unnachgiebig. »Warum sollte die Polizei nicht seine Arbeiten unter die Lupe nehmen dürfen? Hat er sich mit seiner Berichterstattung etwa irgendwelche Feinde gemacht, die besser nicht aufgescheucht werden sollten?«
    »Nein«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Für wen gilt die Antwort? Für Boris Bäcker oder auch für Christian Ponzo?«
    Aus irgendeinem Grund gab sich Olaf Mühe, nicht allzu überrascht zu wirken. Doch sein stockender Atem und die auffliegenden Lider verrieten ihn. »Ponzo ist sein Pseudonym. Mit ihm hat er Fremdartikel signiert.«
    »Was meinst du mit Fremdartikel?«
    Er knirschte mit den Zähnen. »Artikel, die er nicht für die WAZ geschrieben hat.«
    »Aber in dem Papierhaufen, den du mir gegeben hast, waren zwei Artikel mit chp signiert. Stammten diese also gar nicht aus dem Archiv der WAZ?«
    Er verdrehte die blutunterlaufenen Augen, was wohl bedeuten sollte, dass ich recht hatte.
    Ich zog eine Grimasse. »Und woher hast du sie dann?«
    Seine Hände flogen in die Luft. »Ist doch völlig egal! Willst du mir etwa vorwerfen, dass ich dir einen Gefallen getan und Informationen verschafft habe?«
    Im quietschenden Kinderwagen kam Leben auf. Das Baby meckerte ausgelassen und die Mutter warf uns einen warnenden Blick zu. Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit für eine unheilschwangere Pause war. Also lehnte ich mich zurück und sah ihn lange an. Olaf ließ es schweigend über sich ergehen.
    »Wo bleibt bloß mein Kaffee?«, fragte er schließlich die Hauswand hinter sich.
    »Das Casino ist eine Sackgasse, Olaf«, begann ich meinen Appell. »Ich sehe keinen Grund, warum sich die Spielbank auch nur einen Dreck um ihn scheren sollte. Er hat dort keine Schulden mehr. Und noch nie habe ich davon gehört, dass Casinogorillas in die Wohnungen irgendwelcher Kunden einbrechen.« Ich beugte mich vor. »Und die Tatsache, dass mein Bruder mir etwas verschweigt, macht die ganze Sache nur noch dubioser.«
    Olaf sagte nichts darauf und wich meinem Blick aus. Ich kannte diese Reaktion nur zu gut. Seine Argumentationskette war erschöpft und er begann zu trotzen. Vor 30 Jahren hätte er mit Bauklötzen geschmissen.
    Ich stand auf.
    »Wo gehst du hin?«, fragte er sofort.
    »Zur Polizei.«
    Panik flackerte in seinen Augen auf. »Das tust du nicht!«
    Er erhob sich ebenfalls und wir lieferten uns Käse schmelzende Blicke. »Ich dachte, du bist Detektivin. Detektive arbeiten an der Polizei vorbei. Aber du willst dich immer gleich mit ihnen zusammentun.« Er schüttelte den Kopf. »Du machst deinen Job nicht gut, Esther.«
    Von unserer gestenreichen Unterhaltung genervt, zog die Mutti mit dem plärrenden Kinderwagen ab. Zeitgleich rückte die Kellnerin mit einer Tasse Kaffee aus dem Hinterhalt an und wir setzten uns wieder.
    »Ich möchte nur mit dem Verantwortlichen sprechen, der den Einbruch aufgenommen hat«, beschwichtigte ich. »Ich will wissen, was geklaut wurde.«
    Er schnaubte. »Und du glaubst, die erzählen dir das so einfach.«
    Ich schnalzte mit der Zunge. »Vielleicht kenne ich jemanden, der mir bei der Kontaktaufnahme helfen kann.«
    Mutlos schnipste Olaf mit zwei Fingern gegen den Tassengriff, sodass die braune Brühe hin und her schwappte. »Was ist, wenn sie nach deinem Auftraggeber fragen?«
    Ich verdrehte die Augen. »Ich unterliege einer beruflichen Schweigepflicht.«
    Er nickte, was aber nicht bedeutete, dass er sich damit abgefunden hatte. Daher hielt ich es für das Beste, ihn mit einem anderen Thema bei Laune zu halten. »Seine Artikel über den Pankowiak-Prozess sind sehr detailliert«, lobte ich Bäcker. »Ein Glücksfall, dass er so nah am Geschehen die Berichterstattung machen konnte.«
    Olaf stimmte mir ausgelassen zu. »Boris hat zum

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