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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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lieber gewesen als Boris Bäcker.
    »Esther«, seufzte er nur.
    Ich legte auf, klickte auf den Ordner und gab den Löschbefehl. Das System fragte noch einmal, ob ich dies wirklich tun wollte und ich bejahte. Ich sah zu, wie Gregors Vergangenheit durch den Datenschredder ratterte und richtete insgeheim ein kleines Stoßgebet an ihn, dass er mich nicht enttäuschen würde.
    Hoffentlich hatte ich keinen Fehler gemacht.
     
    Ich wusste selbst nicht, warum ich am späten Abend im Casino aufkreuzte. Ich hatte meine Suche nach Boris Bäcker offiziell aufgegeben. Ich hasste Boris Bäcker. Und ich hasste das Glücksspiel. Ich war dem Geklimper der Elfenbeinkügelchen überdrüssig geworden und ging, ohne einen Euro in Plastik zu tauschen, direkt an die Bar. Ich musste eine wirklich traurige Gestalt abgegeben haben, denn der schöne Barmann nahm sich meiner sofort an.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte er mich.
    »Um genau zu sein: Mir geht es außerordentlich schlecht.«
    »Kann ich Ihnen einen Drink zubereiten?«
    »Tut mir leid, aber ich habe kein Geld mehr.«
    Er zwinkerte und das Lichtgeflimmer hinter meinem Rücken brachte seine Augen zum Funkeln. »Kein Problem. Der geht aufs Haus.«
    Aufmunternd tätschelte er mich am Handgelenk und wandte sich postwendend seinen Flaschen zu. Ausgelassen mischte und schüttelte er, warf Eis in das Glas und ließ diesmal das Schirmchen weg. Er gab mir das Glas direkt in die Hand; es war eiskalt. Ich sog an dem Strohhalm und der Drink rann mir wie kalter Brennspiritus die Kehle hinunter. Ich schüttelte mich und er lachte auf.
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Ein Spezialrezept. Ich nenne es den Muntermacher.«
    Das Zeug wirkte. Ich war auf der Stelle munter.
    »Es möchte Sie jemand sprechen«, sagte der Barmann gedämpft.
    »Ach ja, wer denn?«
    Prompt erschien ein Mann in einem schwarzen Zweireiher neben mir. Es war offensichtlich, dass er zum Casinopersonal gehörte. Mit einem kalten Ausdruck sah er an mir herunter.
    »Hat Schalkowski Sie angerufen? Habe ich Hausverbot?«
    Argwöhnisch neigte er seinen Kopf. »Herr Dübel bat mich, Ihnen auszurichten, dass wir Sie als treue Kundin zu schätzen wissen. Herr Dübel hält Sie für eine zuverlässige und liquide Person und wäre bereit, Ihnen mit einem Darlehen auszuhelfen.«
    Augenblicklich war mein Eifer neu entfacht und meine Lauscher stellten sich auf. Nicht nur, dass ich Bäcker wieder einmal ein paar Zentimeter auf die Fersen gerückt war. Es roch außerdem nach einer guten Gelegenheit, Schalke von meinen Kompetenzen zu überzeugen.
    »Ich bin Herrn Dübel sehr dankbar.«
    Es machte den Anschein, als hätte er die Antwort bereits erwartet. »Wir dachten an 2.000 Euro. Wäre Ihnen dies angenehm?«
    Ich war völlig perplex, nickte aber artig und der Mann winkte irgendjemanden heran. Kaum zehn Sekunden später trat ein schmalspuriger blonder Heini mit einer Holzkiste sowie Papier und Kugelschreiber aus dem Hintergrund.
    »Unterschreiben Sie hier.«
    Ich hatte Skrupel. Die Vorderseite war übersichtlich gestaltet, doch die Rückseite quoll vor Kleingedrucktem nur so über.
    Bankgeschwafel, beruhigte ich mich und setzte meinen Otto drunter.
    Der Schmalspurige überreichte mir die Holzkiste. Dann zogen beide getaner Dinge ab.
    Der Barmann prostete mir zu. »Wohl bekomm’s.«
    Ich hob mein Glas und schlurfte vom gezuckerten Rand.
    Schlagartig wurde mir klar, dass ich soeben 2.000 Euro Schulden gemacht hatte. Hoffentlich war das keine blöde Idee gewesen.
     
    Wie ein Fremdkörper ruhte die Holzschachtel auf meinem Hüftknochen. Planlos streifte ich zwischen den Spieltischen umher und beobachtete die Leute.
    2.000 Euro.
    Es war nicht so, dass ich nicht mit der Summe umgehen konnte. Immerhin hatte ich bereits ähnliche Beträge verprasst. Aber diesmal handelte es sich um mein Geld. Und um echte Schulden.
    Zaghaft legte ich einen Jeton auf das Tableau an jenen Tisch vier, den ich am Anfang des Abends rigoros gemieden hatte. Wider Erwarten saß Fräulein Vu nicht auf dem Croupierstuhl, sondern eine Korkenzieherlockenblondine mit glockenheller Stimme. Ihre Gestalt war filigran, beinahe zerbrechlich. Doch die Grobmotorik, die sie auf die Cuvette anwendete, verlieh ihr eine maskuline Note. Blondie ließ die Kugel senkrecht in die Schüssel plumpsen und konnte von Glück reden, dass sie den gleichen Weg nicht wieder nach draußen nahm. Mit hohen Sprüngen suchte sich die Murmel ihren Weg zwischen den Zahlenreihen und landete schlussendlich auf

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