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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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hervor.
    »Glaubten Sie etwa, ich hätte was mit ihr?«
    Ich zuckte mit den Schultern und sah aus den Augenwinkeln, dass er grinste.
    »Also doch eifersüchtig«, sagte er triumphierend.
     
    Schalke verließ die A 40 auf Höhe von Hamme und erwischte eine Grünphase, als er auf die Dorstener Straße bog. Mittlerweile hatten meine Lider ein Eigenleben entwickelt und machten unentwegt die Schotten dicht. Erst als die hypnotischen Geräusche des Motors erstarben, merkte ich, dass der Laguna bereits vor meinem Haus parkte. Schwerfällig setzte ich mich auf. Als Alexander mich ansah, gähnte ich.
    »Kommen Sie«, sagte er und schnallte sich ab. »Ich helfe Ihnen hoch.«
    »Ich kann das allein«, motzte ich und löste den Gurt.
    »Genau«, tat er wissend und stieg aus dem Wagen. Als ich meine Tür öffnen wollte, rutschten meine Finger ab. Er erledigte den Job für mich.
    »Mit der Tür stimmt was nicht.«
    »Das ist die Kindersicherung«, log er und ich kicherte.
    Vor der Haustür begann ich, eine Ewigkeit lang nach meinem Schlüssel zu suchen. Ich hatte Probleme, den Boden unter mir zum Stehen zu bringen. Irgendwann wurde Schalkowski des Spiels überdrüssig und nahm mir die Tasche ab. Er fand den Bund und hielt es nicht für nötig, mich nach dem passenden Schlüssel zu fragen, sondern probierte einen nach dem anderen aus. Müde schleppte ich mich die Treppen hinauf und hielt ihn mit wildem Gewinke davon ab, mir zu helfen. Der Weg nach oben dauerte ungefähr dreimal so lange als sonst, aber ich schaffte ihn allein. Er überholte mich auf den letzten Stufen und schloss mir die Wohnungstür auf.
    »Danke«, sagte ich und hielt ihm meine Hand hin. Artig legte er den Schlüssel hinein.
    »Ich helfe gerne.« Ernst sah er mich an und ich fühlte, wie mir eine warme Gänsehaut über den Rücken flog. Ich hielt seinem Blick stand und beobachtete wie in Zeitlupe seine Lippen, die näher und näher kamen. Mein Herz pumpte eifrig den Alkohol durch die Blutbahnen und ein leichter Schwindel schwirrte mir über die Augen. Ich roch sein Aftershave und fühlte die Wärme, die sein Oberkörper abstrahlte, als er sich in meine Richtung neigte. Sein Mund öffnete sich zaghaft und ich spürte seinen sanften Atem auf meinen Lippen. Dann machte es klick, das Flurlicht erlosch und wir standen im vollendeten Dunkeln. Nervös drehte ich mich weg und schaltete die Beleuchtung wieder an. Schalkowski stand wie eine Eins und räusperte sich. Peinliche Stille kam über uns.
    »Ich bin übrigens das ganze Geld losgeworden«, sagte ich schnell und er nickte verständig. Ich ging hinein und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen, ohne mich von ihm zu verabschieden. Ich legte die Holzkiste in dem Korbsessel neben der Tür ab, drehte mich um meine eigene Achse und begann, meine Stirn sachte, aber bestimmt gegen den Türrahmen zu schlagen.
    »Mist. Mist. Mist«, sagte ich immer wieder.
    Als es an der Tür klingelte, rutschte mir das Herz bis unter die Kniescheibe. Ich machte auf und war wenig überrascht, dass Alexander Schalkowski auf der anderen Seite der Fußmatte stand.
    »Möchtest du nicht auf einen Kaffee reinkommen?«, fragte ich ihn, ehe er etwas sagen konnte. Schalke trat durch die Tür, schloss sie leise hinter sich und legte seine Hände vorsichtig, aber entschlossen um meinen Nacken, der augenblicklich an Temperatur gewann. Sachte küsste er mich erst auf die Oberlippe, dann auf die Unterlippe. Anschließend öffnete er seinen Mund und ließ seine warme Zunge durch meine Lippen gleiten. Ein heißer Regen rieselte auf mich hernieder und verursachte tausend wohlige Stiche auf meiner Haut. Ich umarmte seinen Hals und erwiderte seine Küsse mit nicht weniger fordernden Schubsern. Plattfüßig schlich ich rückwärts durch den Flur, Alexander folgte mir mit kleinen Schritten. Der Alkohol kribbelte wie Riesling in meinem Kopf und ich torkelte, kaum wie ich die Augen wieder schloss. Er roch würzig nach Bergamotte, holzig nach Zeder. Ungeschickt drückten wir unsere Nasen aneinander und schnürten uns beinahe gegenseitig die Luft ab. Als wir durch die Schlafzimmertür taumelten, schob er seine Hände unter meine Bluse und fuhr mit den Fingern die knochige Straße meiner Wirbelsäule hinauf. Ich bekam eine Gänsehaut.
    Im Schlafzimmer war es stockduster und ich stieg rückwärts über meinen Wäscheberg. Alexander gelang dieser Aufstieg nicht und er stolperte, noch während er sich sein Hemd über den Kopf zog. Er fiel beinahe vornüber,

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