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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Hand aufs Knie, als ob ich einen Scherz gemacht hatte. Ich bestellte einen Caipirinha und bemühte mich, kaum dass Theo bezahlt hatte, seine quirlige Hand von mir fernzuhalten.
    »Ich mag Ihr Muttermal«, ließ er mich unvermittelt wissen.
    »Welches? Ich habe zwei.« Ich verzichtete auf das Geplänkel mit dem Strohhalm und trank direkt aus dem Glas. Als ich den Kübel zurück auf den Tresen stellte und meinen Kopf drehte, merkte ich, dass ich bereits ordentlich einen im Tee hatte.
    »Dieses«, präzisierte Theo und berührte mit seinem Finger das Muttermal auf meiner linken Wange. Reflexartig schlug ich seine Hand weg, wie eine lästige Fliege. Es stieß ihm sauer auf.
    »Zeit, dass ich gehe«, sagte ich und stand auf. Der Boden bewegte sich. Ich ging ein paar Schritte vorwärts, aber der Laden arbeitete gegen mich.
    Theo stand wieder neben mir. »Ich fahre Sie nach Hause.«
    »Ich nehme ein Taxi«, erwiderte ich.
    »Auf gar keinen Fall. Die Taxifahrer sind eine echte Katastrophe.«
    Unweigerlich musste ich bei diesem Satz an Gregor denken und mich überfiel spontane Trübsal.
    Ich ging durch die Eingangshalle und wartete nicht darauf, dass der Portier mir die Tür öffnete, sondern stieß sie mit der Schulter auf, die Holzkiste fest unter den Arm geklemmt.
    Theo packte mich ruppig am Arm. »Sie sind betrunken.«
    »Und Sie sind lästig«, giftete ich ihn an und stolperte die Marmortreppe hinunter. Die Treppenbeleuchtung flimmerte dabei wie Glühwürmchen vor meinen Augen. Unten angekommen zog Theo mich unwirsch zu sich heran und drückte mir seine Lippen auf den Mund. Seinen Versuch, die Zunge zwischen meine Lippen zu schieben, konnte ich im Keim ersticken. Ich stieß ihn weg und angelte mit einem Fuß in der Luft in der Hoffnung, sein Schienbein zu treffen, doch ich trat nur ins Leere. Schnellen Schrittes entfernte ich mich von ihm. Währenddessen wurde ich im Kopf klar genug, um in meiner Handtasche nach dem Reizgas am Schlüsselbund zu suchen. Mit einem Mal hörte ich eine zweite Stimme, die ich nur zu gut kannte.
    »Wer sind Sie?«, pöbelte Theo ihn an.
    »Kriminalpolizei«, sagte Schalke. Er war in Zivil gekleidet, relativ chic, aber ohne Jackett oder ähnlichen Firlefanz. Theo merkte, dass ich Schalkowski kannte. »Sind Sie der Beamte, der die beschlagnahmten Drogen verscheuert?«
    Schalkowski war verblüfft und gab sich entsprechend wortkarg. Ich war allerdings wieder dem Rausch des Alkohols erlegen und begann, laut und schallend zu lachen. Ich hörte nicht mehr, was die beiden besprachen. Doch es dauerte nicht lange und Theo zog ab. Als Mr. Kripo auf mich zukam, schien er ziemlich verärgert.
    »Sind Sie gekommen, um mir Hausverbot zu erteilen?«, teilte ich sofort aus.
    Er wich aus. »Ist der Kerl da handgreiflich geworden?«
    »Nein. Und dem hätte ich es schon gegeben«, nuschelte ich. »Kerle wie den esse ich zum Frühstück.«
    Schalkowski nickte. »Sie wollten doch nicht etwa Auto fahren?«
    »Quatsch«, winkte ich ab und verlor dabei beinahe die Holzkiste.
    »Kommen Sie. Ich bringe Sie nach Hause.«
    »Fahren wir mit Blaulicht?«, fragte ich sofort und trottete hinter ihm her.
    »Ich bin doch nicht mit dem Streifenwagen hier.«
    »Schade«, sagte ich traurig. »Ich steh auf Blaulicht.«
    Schalke fuhr einen Renault Laguna und ich versank sofort in den weichen Velourspolstern, als ich mich hineinsetzte. »Ich steh auf Renault«, gackste ich.
    Er fuhr den Lütgendortmunder Hellweg hinunter. Das vorbeifliegende Licht der Laternen schlug wie Blitze gegen sein Gesicht und brachte seine Augen zum Funkeln. Bei mir funkelte gar nichts mehr. Er stierte konzentriert auf die Straße. Seine Züge waren durch das Lichtspiel im Dunkel markant in Szene gesetzt. Als er zu mir herübersah, lächelte er.
    »Was wollten Sie im Casino?«, fragte ich ihn.
    »Ich hatte eine Verabredung.«
    Ich glotzte ihn an. »Etwa mit der minderjährigen Brünetten in Rot?«
    »Nein. Und Annette ist nicht minderjährig«, verteidigte er sie sofort.
    »Annette. So, so«, wiederholte ich schnippisch. »Wie alt ist sie denn?«
    »22.«
    »Ist sie nicht ein bisschen zu jung?«
    »Zu jung für was?« Er guckte mich an. »Und für wen? Ich bin 29. Und auch wenn es Sie nichts angeht: Annette und ich haben darauf angestoßen, dass sie nach meinem Spiel, auf das sie gesetzt hatte, quasi ihr Bafög verdoppeln konnte. Das war alles.«
    »Bafög. Aha. Was studiert sie denn?«
    »Kunstgeschichte.«
    Ich stieß einen quäkenden Ton

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