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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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einen Schritt vorwärts und hielt mir den Vibrator vor die Brust. Aus reinem Selbstschutz sprang ich zur Seite. Bocholt lachte.
    »Haben Sie Angst vor batteriebetriebenem Plastik?«
    Günther grummelte, Toni kicherte. Das war psychologische Kriegsführung. Aber ich war weder verklemmt noch hatte ich Angst vor Plastikware. Daher hielt ich dieses Mal still und Bocholt tat einen Schritt zur Seite. Leidenschaftslos umfasste sie den Plastikschniedel am Schaft und bewegte ihn wieder bis vor meine Brüste. Mit der anderen Hand machte sie eine Bewegung, als wollte sie mir den Kopf abschneiden.
    »Ein Foto von hier bis zum Bauchnabel.«
    »Und der da?« Ich schielte auf den Vibrator.
    »Kopfüber rein.«
    »Wo rein?«
    »In den Ausschnitt.«
    Ich musste sie wie ein wildes Nashorn angeguckt haben, denn prompt trat sie wieder zur Seite.
    »Nein.«
    »Sie tragen einen qualitativ hochwertigen Push-up-BH dabei.«
    Ich schüttelte mit dem Kopf.
    »Den können Sie nach der Aufnahme behalten. Im Laden kostet der mindestens 40 Euro.«
    »Nein, danke.«
    »Ich kann Sie in einer Modelkartei eintragen. Für andere Aufnahmen dieser Art«, handelte sie weiter.
    Mir blieb die Luft weg. »Auf gar keinen Fall.«
    Ich schlängelte mich an ihrem Arm vorbei und drehte mich um. Auf dem Weg fielen mir wieder die zahllosen unbeschrifteten Kartons in den Regalen auf. Es mussten hunderte dieser Vibratoren sein.
    »200 Euro?«, rief mir Bocholt hinterher. »Für fünf Aufnahmen.«
    Ein Bein blieb in der Luft stehen, während ich mich umdrehte. Ich atmete durch. »Drei Aufnahmen. Und der da«, ich zeigte auf Günther, »verschwindet.«
     
    Nach einer Dreiviertelstunde verließ ich mit sonnengepudertem Dekolleté, einer auf Prada machenden Tasche sowie einem Barscheck die Villa. Den Push-up-BH durfte ich wie versprochen ebenfalls behalten. Günther war nicht begeistert gewesen, dass er des Raumes verwiesen worden war, aber durch die Gegenwart von Homo-Elvis war ich nicht wesentlich entspannter – was mir allerdings nicht zu verübeln war; hatte die Bocholt ihren Dauerfreund aus Plastik alles andere als würdevoll zwischen meine Brüste gestopft. Sie gab mir einen Hinweis darauf, wo die Bilder zu sehen sein würden, doch ich war abgelenkt von der Plastikgurke, die sich gegen mein Brustbein quetschte, und hörte nicht richtig zu. Bocholt schien es mir nicht übel zu nehmen. Anscheinend hatte sie bereits ähnliche Erfahrungen mit anderen, von der Straße geholten Möchtegern-Models gemacht.
    Äußerst dankbar stieg ich zu Anastasios in den Wagen. »Danke, dass du gewartet hast.«
    Er rümpfte die Nase. »Du riechst komisch.«
    »Das kommt von dem Potpourri.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist es nicht.«
    Meine Wangen wurden heiß.
    »Es riecht nach Gummi. Nach Latex«, spekulierte Anastasios.
    »Gummi«, sagte ich sofort. »Das war Gummi. Die Weichmacher.«
    »Was hast du da noch gleich gemacht?«
    »Meine Miete verdient.« Oder zumindest einen Teil davon.
    »Echt? Ein Nebenjob?« Er strahlte und vergaß den Gedanken an Latex sofort. »Kann ich da auch mitmachen?«
    Das bezweifelte ich. Und ich ging sogar so weit zu glauben, dass Bäcker ebenfalls keinen Fuß in diese Villa gesetzt hatte. So lukrativ die kleine Aufgabe auch für mich war. In Bezug auf den Fall war der Job eine Sackgasse.
     
    Von Anastasios erntete ich anrüchige Blicke, als er mich in Lütgendortmund vor dem Casino absetzte. Zwar löcherte er mich nicht deswegen – und das rechnete ich ihm hoch an –, aber er hatte nicht nur das Gedächtnis eines Elefanten, sondern er war auch sehr nachtragend. Ich konnte davon ausgehen, dass er mir in den kommenden 20 Jahren kein Geld mehr leihen würde aus Angst, ich könnte es in der Spielhölle verprassen.
    Der Parkplatz des Lütgen-Casinos war wie leer gefegt. Lediglich drei Fahrzeuge, mein Twingo eingeschlossen, standen auf dem Gelände. Es war halb elf und die Sonne schien mir beharrlich auf die Schultern. Die Spielbank würde erst um sieben wieder die Tore öffnen und ihr Teufelswerk verrichten.
    Mein Auto stand im Schatten der Buchshecke, sodass die Temperatur im Innenraum einigermaßen auszuhalten war. Mit halb offenen Fenstern fuhr ich auf den Ruhrschnellweg und fühlte, kaum wie ich 100 Stundenkilometer auf dem Tacho hatte, ein leichtes Kribbeln in der Magengegend, als ich die Ausfahrt Bochum-Langendreer passierte. Gerne hätte ich Alexander angerufen, aber der turnte gerade in Münster in der Polizeihochschule herum und hätte

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