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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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kaum Zeit für einen Plausch gehabt. Trotzdem bekam ich Herzrasen, als zum gleichen Zeitpunkt mein Handy bimmelte. Das musste Telepathie sein.
    Ich griff nach dem Telefon und überfuhr beinahe die Spurstreifen der Autobahn. Doch es war nur Corinna.
    »Bist du nicht in der Berufsschule?«, fragte ich mit einem mütterlichen Unterton.
    »Klar. Hab gerade Pause.« Sie gab sich lässig. »Ich habe übrigens den Mieter der Garage ausfindig gemacht.«
    Tarek Tozduman! Die Sache hatte ich schon völlig vergessen. »Und?«
    »Die Baracke ist eine von Papas Mietgaragen. Er hat insgesamt drei davon.«
    »Was. Metin?«
    »Jup. Meinst du, er weiß, was sein Sohnemann dort treibt?«, fragte Corinna.
    »Wohl kaum. Ansonsten hätte Jüngelchen seinen Papa schon selbst darum gebeten, Opa von ihm fernzuhalten.«
    »Auch wieder wahr. Also, was machen wir?«
    »Was weiß ich«, nölte ich. Die Aufgabe reizte mich nicht im Geringsten. Ich hatte momentan andere Probleme, als mich einem pickeligen, rebellierenden Teenager an die Fersen zu heften. 2.000 Euro Schulden zum Beispiel. »Wieso hängst du dich eigentlich so rein? Ich dachte, du wärst fertig mit der Familie.«
    »Bin ich auch. Das hier ist eine rein geschäftliche Sache. Zwischen Metin und mir, sozusagen. Also, sollen wir es ihm erzählen?«
    »Nein«, sagte ich sofort.
    »Dachte ich es mir doch.« Ich konnte förmlich sehen, wie Corinna grinste.
    »Erst will ich wissen, was in der Garage ist. Und wenn wir es ihm vorher erzählen, wird er den Job abblasen und wir stehen mit nichts da.« Vielleicht wäre es das Beste gewesen, denn in diesem Fall wäre ich den Job ein für allemal los gewesen. Aber ich hatte das Gefühl, dass in dieser Garage ein paar Insiderinformationen lauerten, mit denen ich Metin gehörig eins reinwürgen konnte. Und an so einer Chance konnte ich auf gar keinen Fall vorbeigehen.
    »Ich werde den Jungs nachher vor der Garage auflauern und mir die Büchse von innen zeigen lassen.«
    »Ich komme mit!«, schrie Corinna in den Hörer.
    »Du hast Berufsschule.«
    »Ich habe aber plötzlich ganz doll Bauchschmerzen«, jammerte sie. »Hol mich um zwei zu Hause ab. Ich will unbedingt dabei sein.«
    Ich legte auf und rief direkt Metin an. »Ich kann nicht ins Büro kommen.«
    »Warum nicht? Wer ist jetzt tot?«
    »Niemand. Ich muss ein paar Dinge erledigen.«
    Er grummelte etwas in den Hörer.
    »Dein Sohn gehört auch dazu. Kannst du mir für heute noch einmal deinen Vater vom Leib halten?«
    Es kam wie aus der Kanone geschossen: »Hab ich schon. Er bekommt Besuch von meiner Tante Esra«, ließ er mich wissen. »Bei der hilft auch kein ›Sesam öffne dich‹. Die lässt niemanden raus.«
    »Von mir aus«, sagte ich nur.
    »Aber hol dir vorher noch deine Glock ab.«
    »Wozu?«
    »Panko ist wieder im Lande.«
    Die Nachricht ging runter wie ein Stapel trockener Toastbrote.
    »Er war gerade hier und hat dich gesucht. Und er war ziemlich angepisst.«
     
    Ich hielt es nicht für nötig, mir meine Glock 38 aus Metins Waffenschrank zu holen. Wie immer übertrieb er maßlos und ich wusste, dass ich von Gregor nichts zu befürchten hatte. Vorsichtshalber rollte ich trotzdem die Dorstener Straße rauf und runter und lugte in jede Gasse, um nach jenem vermaledeiten Taxi zu suchen, welches Gregor gerne spazieren gefahren war. Doch ich wurde nicht fündig. Ich stellte den Twingo in einer Seitenstraße ab und ging, den Schlüsselbund mit dem Reizgas in der Hand, die Straße hinunter. Es war helllichter Tag. Menschen flanierten den von Abgasschwaden getrübten Bürgersteig hinunter. Es gab eigentlich keinen Grund, sich so aufzuführen. Aber meine Fantasie spielte mir einen Streich und ich hatte fast die Befürchtung, dass ich, wenn ich so weitermachte, mal wieder mit Licht schlafen würde.
    Ich schloss die Wohnungstür auf und inspizierte den Flur, achtete auf Ungereimtheiten, öffnete jede Zimmertür, warf sogar einen Blick in meinen Kleiderschrank. Doch der große Schreck blieb aus. Alles war wie immer: Die Wäsche türmte sich vor dem Bett, das Geschirr stapelte sich im Waschbecken und eine Banane bräunte sich auf dem Küchentisch in der Sonne. Doch kaum hatte ich meine Tasche in den Korbsessel geworfen, bimmelte die Klingel unter der Decke und ich zuckte zusammen. Ich öffnete die Wohnungstür und lauschte den beschwerlichen Schritten im Treppenhaus.
    Es war Anastasios. »Das hier wurde gerade für dich abgegeben.« Er hielt mir eine Schachtel hin. Der Absender war aus

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