Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
Vom Netzwerk:
später hörte ich bereits die Sirenen des Krankenwagens. »Wow«, flüsterte ich. »Das ging ja schnell. Letztes Mal hat das länger gedauert.«
    Er räusperte sich. »Letztes Mal?«
    Die Sanitäter stürmten in das kleine Zimmer und drängten die Polizisten in den Flur zurück. Ein Sanitäter leuchtete mit einem Lämpchen in meine Augen, der andere machte sich an meiner Wade zu schaffen.
    »Warum spüre ich plötzlich keinen Schmerz mehr?«, fragte ich.
    »Sie haben einen leichten Schock. Außerdem haben wir Ihnen ein Schmerzmittel gegeben.«
    Ich schaute in seine Augen. Sie waren grau mit Ansätzen von blau. Den Rest seines Gesichtes nahm ich nur verschwommen wahr.
    Der andere Sanitäter schnüffelte an dem T-Shirt. »Was ist das?«, fragte er. »Whiskey?«
    Ich grinste. »Hilft gegen Gasbrand.«
    »Na ja, Sie kennen sich wohl aus«, sagte er und lächelte sanftmütig. »Kommen Sie. Wir bringen Sie ins Krankenhaus.«
     
    Die Versorgung der Wunde geschah auf dem Weg im Krankenwagen und setzte sich stationär bei örtlicher Betäubung fort. Ich hatte keine Ahnung, in was für einem Krankenhaus, geschweige denn in welchem Örtchen ich gelandet war, aber der Zimmerservice war außerordentlich freundlich und zuvorkommend. Ich lag mit einem mehrschichtigen Verband im Krankenbett und löffelte meinen Schokoladenpudding, als Alexander durch die Tür trat.
    »Hallo, Esther.« Seine Stimme klang heiser, seine Augen waren grau schattiert. Die Frisur auf seinem Kopf war nicht seine übliche, denn ihr fehlte es an Trotz und Volumen. Sein Lächeln war vorsichtig.
    »Hallo, Herr Schalkowski.« Ich stellte den Pudding beiseite und er verzog das Gesicht, als hätte ich ihm mit meiner Stichelei eine Ohrfeige gegeben. Dann schlenderte er an mein Bett heran. Er bekam kaum seine Füße hoch.
    »Wie geht es dir?« Mit einer Hand griff er nach der meinigen, mit der anderen streichelte er mir die Strähnen aus der Stirn.
    »Ich lebe noch«, dramatisierte ich.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich habe dich angerufen, bei dir und den Nachbarn Sturm geklingelt. Hab keine Sekunde geschlafen. Heute früh wollte ich schon eine Fahndung rausgeben.« Er fuhr mit seinem Zeigefinger über meinen Handrücken, was mir eine Gänsehaut verpasste. Schlagartig änderte sich etwas in seinem Gesicht und er schaltete auf Kommissarkanal. »Du wurdest angeschossen.«
    »Halb so wild«, flunkerte ich. »Hat kaum wehgetan.«
    Zwischen seinen Brauen bäumte sich die altbekannte Sorgenbeule auf. »Wer war das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Lüg nicht.«
    »Aber ich kenne den Mann nicht!«
    Provokativ holte er einen Block, kaum größer als meine Hand, aus der Hosentasche und begann zu schreiben. »Es war also ein Mann. Wie sah er aus?«
    »Was soll das werden? Ein Verhör?«
    »Wozu hast du mich denn sonst gerufen?« Er musterte mich, doch ich drehte meinen Kopf weg. Missmutig warf er den Block aufs Bett.
    »Warum willst du es mir nicht sagen? Wirst du bedroht? Versuchst du, jemanden zu schützen?«
    Bei der letzten Frage kniff ich die Augen zusammen.
    Er seufzte. »Ich krieg es noch raus.«
    »Und wie willst du das anstellen?«, giftete ich.
    »Für solche Fälle gibt es Beugehaft.«
    Ich stieß ein höhnisches Lachen aus. »Damit kommst du nicht durch!«
    Die Tür des Krankenzimmers wurde aufgedrückt und Gregor trat mit breiten Schritten in den Raum. Er trug noch immer seine Motorradkluft, zwischenzeitlich hatte er sich ein pergamentartiges T-Shirt übergezogen, durch dessen Stoff seine Brusthaare schimmerten. Alexander sah nur kurz zu ihm herüber und bemerkte daher nicht, dass Gregor ihn lange und eingehend musterte.
    »Wir sprechen uns in Bochum«, drohte mir Schalke. Dann ging er zielgerichtet aus dem Zimmer, ohne Gregor auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Polizei?«, fragte Gregor.
    Ich nickte.
    »Wie heißt er?«
    »Warum ist das so wichtig?«
    »Warum ist es dir so wichtig, mir den Namen nicht zu sagen?«
    Ich schwieg, er grinste aufgeklärt und griff wieder nach der Türklinke.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich wollte nur sehen, ob es dir gut geht.«
    Ich setzte mich auf. »Was mache ich mit der Polizei?«
    »Verweigere die Aussage«, sagte er knapp. »Dann können sie dir nichts anhaben.«
    »Das sagst du so leicht. Dieser Polizist da weiß, womit ich meine letzten Tage verbracht habe. Er wird nicht lockerlassen.«
    Gregor haderte mit der Türklinke und starrte zu Boden. Fraglos störte es ihn, dass sich ein fremder Kommissar in diese Angelegenheit

Weitere Kostenlose Bücher