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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Niemand kann ihm helfen. Ihr Blick
sagte es immer noch. Wir werden
sehen, Fuchs.
    Die Pferde
waren unruhig. Will strich ihnen beruhigend über die Nüstern. Sein sanfter
Bruder. Jeden streunenden Hund hatte Will früher mit nach Hause gebracht und
Tränen um die vergifteten Ratten im Park vergossen. Aber das, was in seinem
Fleisch wuchs, war alles andere als sanft.
    »Wohin
reiten wir?«
    Er blickte
zum Turm hinauf.
    Jacob gab
ihm eine der Flinten, die am Sattel des Packpferds hingen.
    »Zum
Schwarzen Wald.«
    Fuchs hob
den Kopf.
    Ja, ich weiß, Fuchs. Kein angenehmer Ort.
    Seine
Stute stieß ihm die Schnauze in den Rücken. Jacob hatte Chanute den Verdienst
eines Jahres für sie bezahlt, aber sie war jeden Taler wert. Er zog den
Sattelgurt fest, als Fuchs neben ihm ein warnendes Knurren hören ließ.
    Schritte.
Sie wurden langsamer. Und blieben stehen.
    Jacob
drehte sich um.
    »Egal, was
das hier für ein Ort ist...« Clara stand zwischen den verrußten Säulen. »Ich
gehe nicht zurück. Will braucht mich. Und ich will wissen, was passiert ist.«
    Fuchs
musterte sie so ungläubig wie ein fremdes Tier. Die Frauen in ihrer Welt trugen
lange Kleider und steckten sich das Haar hoch oder flochten es wie
Bauerntöchter. Die hier trug Hosen und ihr Haar war fast so kurz wie das eines
Jungen.
    Das Heulen
eines Wolfes drang durch die Dunkelheit und Will zog Clara mit sich. Er sprach
auf sie ein, aber sie griff nur nach seinem Arm und folgte den steinernen Adern
in seiner Haut mit den Fingern.
    Du bist nicht mehr der Einzige, der auf Will aufpasst, Jacob.
    Clara
blickte zu ihm herüber und für einen Moment erinnerte ihn ihr Gesicht an das
seiner Mutter. Warum hatte er ihr nie von dem Spiegel erzählt? Was, wenn die
Welt dahinter ihr wenigstens etwas von der Traurigkeit vom Gesicht gewischt
hätte?
    Zu spät, Jacob. Viel zu spät.
    Fuchs
wandte den Blick immer noch nicht von dem Mädchen. Manchmal vergaß Jacob, dass
sie auch eines war.
    Ein
zweiter Wolf heulte. Die meisten waren friedlich, aber manchmal war ein Brauner
unter ihnen, und die fraßen allzu gern Menschenfleisch.
    Will
lauschte besorgt in die Nacht. Dann redete er erneut auf Clara ein.
    Fuchs hob
die Schnauze. »Wir sollten aufbrechen«, raunte sie Jacob zu.
    »Nicht,
bevor er sie zurückschickt.« Fuchs blickte ihn an. Augen aus Bernstein. »Nimm
sie mit.«
    »Nein!«
    Sie würde
sie nur aufhalten, und Fuchs wusste ebenso gut wie er, dass seinem Bruder die
Zeit davonlief. Auch wenn Jacob das Will noch nicht erklärt hatte.
    Fuchs
wandte sich um.
    »Nimm sie
mit!«, sagte sie noch einmal. »Dein Bruder wird sie brauchen. Und du auch. Oder
traust du meiner Nase nicht mehr?«
    Dann
verschwand sie in der Nacht, als wäre sie es leid, auf ihn zu warten.
     
    7
     
    DAS HAUS
DER HEXE
     
    E in
Dickicht aus Wurzeln, Dornen und Blättern. Baumriesen und junge Bäume, die
sich nach dem Licht streckten, das allzu spärlich durch das dichte Laubdach
fiel. Irrlichterschwärme über fauligen Tümpeln. Lichtungen, auf denen
Fliegenpilze ihre giftigen Kreise zogen. Jacob war zuletzt vor vier Monaten im
Schwarzen Wald gewesen, um dort nach einem Menschenschwan zu suchen, der ein
Hemd aus Nesseln über den Federn trug. Aber nach drei Tagen hatte er die Suche
aufgegeben, weil er unter den dunklen Bäumen nicht mehr hatte atmen können. Sie
erreichten den Waldrand erst um die Mittagszeit, weil Will wieder Schmerzen
hatte. Der Stein wucherte inzwischen den ganzen Hals hinauf, aber Clara tat,
als sähe sie ihn nicht. Liebe macht blind. Sie schien das Sprichwort beweisen
zu wollen. Sie wich nicht von Wills Seite und schlang den Arm um ihn, wenn der
Stein erneut wuchs und Will sich im Sattel krümmte. Aber wenn sie sich
unbeobachtet fühlte, sah Jacob die Angst auch auf ihrem Gesicht. Auf ihre
Frage, was er über den Stein wusste, hatte er ihr dieselben Lügen erzählt wie
seinem Bruder: dass sich nur Wills Haut änderte und es in dieser Welt ein
Leichtes sein würde, ihn zu heilen. Es war nicht schwer gewesen, sie zu
überzeugen. Sie glaubten ihm beide allzu gern jede tröstliche Lüge, die er
ihnen erzählte.
    Clara ritt
besser als erwartet. Jacob hatte unterwegs auf einem Markt ein Kleid für sie
gekauft, aber sie hatte es ihn gegen Männerkleider eintauschen lassen, nachdem
sie vergebens versucht hatte, mit dem weiten Rock auf ihr Pferd zu steigen. Ein
Mädchen in Männerkleidern und der Stein auf Wills Haut - Jacob war froh, als
sie Dörfer und Straßen hinter sich ließen und

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