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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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unter die Bäume ritten, auch wenn
er wusste, was dort auf sie wartete. Rindenbeißer, Pilzler, Fallensteller,
Krähenmänner - der Schwarze Wald hatte sehr viele unfreundliche Bewohner, auch
wenn die Kaiserin seit Jahren versuchte, ihm seinen Schrecken zu nehmen. Trotz
seiner Gefahren gab es einen regen Handel mit den Hörnern, Zähnen und Häuten
seiner Bewohner. Jacob hatte nie auf die Art sein Geld verdient, aber es gab
viele, die gut davon lebten: fünfzehn Silbertaler für einen Pilzler (zwei
Taler Zuschlag, wenn er Fliegenpilz-Gift spuckte), dreißig für einen
Rindenbeißer (nicht allzu viel angesichts der Tatsache, dass diese Jagd leicht
mit dem Tod endete) und vierzig für einen Krähenmann (der es immerhin nur auf
die Augen abgesehen hatte).
    Viele
Bäume verloren schon ihr Laub, aber das Blätterdach war immer noch so dicht,
dass der Tag sich in herbstgeschecktem Zwielicht verlor. Sie mussten die Pferde
schon bald führen, weil sie sich immer öfter in dem dichten Unterholz
verfingen, und Jacob wies Will und Clara an, die Bäume nicht zu berühren. Aber
die schimmernden Perlen, die ein Rindenbeißer als Köder auf der Borke einer
Eiche hatte sprießen lassen, ließen Clara seine Warnung vergessen. Jacob
konnte ihr den garstigen kleinen Wicht noch gerade rechtzeitig vom Handgelenk
pflücken, bevor er ihr in den Ärmel kroch.
    »Das
hier«, sagte er und hielt Clara den Rindenbeißer so dicht vor die Augen, dass
sie die scharfen Zähne über den borkigen Lippen sah, »ist einer der Gründe,
warum ihr die Bäume nicht berühren sollt. Sein erster Biss macht dich schwindelig,
der zweite lähmt dich, und du bist bei vollem Bewusstsein, wenn seine ganze
Sippschaft anfängt, sich an deinem Blut satt zu trinken. Keine sehr angenehme
Art zu sterben.«
    Siehst du nun ein, dass du sie hättest zurückschicken müssen?
    Will las Jacob
den Vorwurf vom Gesicht, während er Clara an seine Seite zog. Aber von da an
war sie vorsichtig. Als sich das taufeuchte Netz eines Fallenstellers vor ihnen
über den Weg spannte, war es Clara, die Will rechtzeitig zurückzerrte, und sie
scheuchte die Goldraben fort, die ihnen Flüche in die Ohren krächzen wollten.
    Trotzdem. Sie gehörte nicht hierher. Noch weniger als sein
Bruder.
    Fuchs
blickte sich zu ihm um.
    Hör auf, warnten ihre Augen. Sie ist hier, und ich sage es dir noch einmal: Er wird sie brauchen.
    Fuchs.
Sein pelziger Schatten. Die Irrlichter, deren Schwärme überall zwischen den
Bäumen hingen, hatten selbst Jacob mit ihrem Summen schon oft hoffnungslos in
die Irre gelockt, aber die Füchsin scheuchte sie aus ihrem Fell wie lästige
Fliegen und lief unbeirrt voran.
    Nach drei
Stunden tauchte zwischen Eichen und Eschen der erste Hexenbaum auf, und Jacob
warnte Clara und Will gerade vor den Zweigen, die allzu gern nach Menschenaugen
stachen, als Fuchs abrupt stehen blieb.
    Das Geräusch
ertrank fast in dem Summen der Irrlichter. Es klang wie das Schnippschnapp
einer Schere. Kein allzu bedrohliches Geräusch. Will und Clara bemerkten es
nicht einmal. Aber das Fell der Füchsin sträubte sich und Jacob legte die Hand
an den Säbel. Er kannte nur einen Bewohner dieses Waldes, der solch ein
Geräusch machte, und es war der einzige, den er auf keinen Fall treffen wollte.
    »Lass uns
schneller gehen«, flüsterte er Fuchs zu. »Wie weit ist es noch bis zu dem
Haus?«
    Schnippschnapp.
Es kam näher.
    »Es wird
knapp«, flüsterte Fuchs.
    Das
Schnippen verstummte, aber die plötzliche Stille klang ebenso bedrohlich. Kein
Vogel sang. Selbst die Irrlichter waren verschwunden. Fuchs warf einen
besorgten Blick zwischen die Bäume, bevor sie so hastig weiterhuschte, dass die
Pferde in dem dichten Unterholz kaum nachkamen.
    Der Wald
wurde dunkler, und Jacob zog die Taschenlampe aus der Satteltasche, die er aus
der anderen Welt mitgebracht hatte. Immer öfter mussten sie einem Hexenbaum
ausweichen. Schwarzdorn ersetzte die Eschen und Eichen. Tannen erstickten das
spärliche Licht zwischen schwarzgrünen Nadeln, und die Pferde scheuten, sobald
sie das Haus sahen, das zwischen den Bäumen auftauchte.
    Als Jacob
vor Jahren mit Chanute hergekommen war, hatten die Dachschindeln so rot durch
die Bäume geleuchtet, als hätte die Hexe sie mit Kirschsaft gefärbt. Jetzt
waren sie mit Moos bedeckt, und von den Fenstern blätterte die Farbe, aber an
den Mauern und auf dem spitzgiebligen Dach klebten immer noch ein paar Kuchen.
Von der Regenrinne und den Fensterbänken hingen Zapfen aus

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