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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Menschenfresser ihm den Arm abgehackt hatte, war
Albert Chanute der beste Schatzjäger von ganz Austrien gewesen, und Jacob war
viele Jahre bei ihm in die Lehre gegangen. Chanute hatte ihm gezeigt, wie man
es hinter dem Spiegel zu Ruhm und Reichtum brachte, und Jacob hatte zum
Ausgleich verhindert, dass der Menschenfresser dem alten Schatzsucher auch noch
den Kopf abschlug.
    Die Wände
des Schankraums waren bedeckt mit Andenken an Chanutes ruhmreichere Tage: der
Kopf eines Braunwolfs, die Ofentür aus einem Lebkuchenhaus, ein
Knüppelausdemsack, der von der Wand sprang, wenn ein Gast sich nicht benahm,
und, gleich über dem Tresen, aufgehängt an den Ketten, mit denen er seine Opfer
gefesselt hatte, ein Arm des Menschenfressers, der Chanutes Schatzjägertage
beendet hatte. Die bläuliche Haut schimmerte immer noch wie Echsenleder.
    »Sieh an!
Jacob Reckless.« Chanutes mürrischer Mund verzog sich tatsächlich zu einem
Lächeln. »Ich dachte, du wärst in Lothringen, auf der Suche nach einem
Stundenglas.«
    Chanute
war eine Legende als Schatzjäger gewesen, aber Jacob hatte inzwischen einen
mindestens ebenso guten Ruf auf diesem Gebiet, und die drei Männer, die an
einem der fleckigen Tische saßen, hoben neugierig die Köpfe.
    »Werde
deine Kundschaft los!«, raunte Jacob Chanute über den Tresen zu. »Ich muss mit
dir reden.«
    Dann stieg
er hinauf zu der Kammer, die seit Jahren der einzige Ort war, den er in dieser
oder der anderen Welt sein Zuhause nannte.
     
    Ein
Tischleindeckdich, ein Gläserner Schuh, der Goldene Ball einer Prinzessin -
Jacob hatte schon vieles in dieser Welt gefunden und für viel Geld an Fürsten
und reiche Händler verkauft.
    Aber in
der Truhe, die hinter der Tür der schlichten Kammer stand, bewahrte er die
Schätze auf, die er für sich behalten hatte. Sie waren sein Handwerkszeug und
Rettung in vielen Notlagen gewesen, aber Jacob hätte nie gedacht, dass sie ihm
eines Tages würden helfen müssen, seinen eigenen Bruder zu retten.
    Das
Taschentuch, das er als Erstes aus der Truhe nahm, war aus einfachem Leinen,
aber wenn man es zwischen den Fingern rieb, brachte es zuverlässig ein bis zwei
Goldtaler hervor. Jacob hatte es vor Jahren von einer Hexe bekommen, für einen
Kuss, der ihm noch Wochen auf den Lippen gebrannt hatte. Die anderen Dinge, die
er in seinem Rucksack verstaute, sahen ebenso unscheinbar aus: eine silberne
Schnupftabakdose, ein Schlüssel aus Messing, ein Zinnteller und ein Fläschchen
aus grünem Glas. Doch jedes einzelne hatte ihm schon mindestens einmal das
Leben gerettet.
     
    Die
Schankstube war leer, als Jacob die Treppe wieder herunterstieg, und Chanute
saß an einem der Tische und schob ihm einen Becher Wein hin, sobald er sich zu
ihm setzte.
    »Also?
Welchen Ärger hast du diesmal?« Chanute warf dem Wein einen begehrlichen Blick
zu, aber er selbst hatte nur ein Glas Wasser vor sich stehen. Früher war er so
oft betrunken gewesen, dass Jacob die Flaschen vor ihm versteckt hatte, obwohl
Chanute ihn dafür jedes Mal verprügelt hatte. Der alte Schatzjäger hatte ihn
oft geschlagen - auch wenn er nüchtern gewesen war -, bis Jacob eines Tages
seine eigene Pistole auf ihn gerichtet hatte. Chanute war auch in der Höhle des
Menschenfressers betrunken gewesen, und vermutlich hätte er seinen Arm
behalten, hätte er damals geradeaus sehen können. Danach hatte er das Trinken
aufgegeben. Der Schatzjäger war ein lausiger Vaterersatz gewesen, und Jacob war
immer etwas auf der Hut vor ihm, aber wenn irgendjemand wusste, was Will retten
konnte, dann war es Albert Chanute.
    »Was
würdest du tun, wenn einer deiner Freunde die Klauen der Goyl zu spüren
bekommen hätte?«
    Chanute
verschluckte sich an seinem Wasser und musterte Jacob, als wollte er
sichergehen, dass er nicht von sich selbst sprach.
    »Ich hab
keine Freunde«, grunzte er. »Und du auch nicht. Man muss ihnen trauen und darin
sind wir beide nicht gut. Wer ist es?«
    Aber Jacob
schüttelte nur den Kopf.
    »Ach ja.
Jacob Reckless liebt es geheimnisvoll! Wie konnte ich das vergessen?« Chanutes
Stimme klang bitter. Er hielt Jacob trotz allem für den Sohn, den er nie gehabt
hatte. »Wann haben sie diesen Freund erwischt?«
    »Vor vier
Tagen.«
    Die Goyl
hatten sie unweit eines Dorfes angegriffen, in dem Jacob nach dem Stundenglas
gesucht hatte. Er hatte unterschätzt, wie weit ihre Stoßtrupps schon in kaiserliches
Gebiet vordrangen, und Will hatte nach dem Angriff solche Schmerzen gehabt,
dass sie Tage für den

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