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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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die Tiefe.
    Er
klammerte sich an das straff gespannte Seil und kletterte weiter, bis seine
unsichtbaren Hände endlich die glatte Mauer berührten. Seine Füße fanden Halt
auf dem Sims, und er schöpfte für einen Moment Atem, während er sich gegen den
kühlen Stein presste. Links und rechts von ihm schimmerten die Fenster der Fee
wie erstarrtes Wasser. Was nun, Jacob?
Willst du sie einschlagen? Das würde sämtliche Wachen
herbeirufen.
    Er zog
Chanutes Messer aus dem Gürtel und setzte die Klinge an das Glas. Die mit
Mondstein eingefassten Löcher bemerkte er erst, als die Schlange herausschoss.
Mondstein, so blass wie ihre Schuppen oder die Haut ihrer Herrin. Sie wand sich
Jacob um den Hals, bevor er begriff, wie ihm geschah. Er versuchte, ihr das
Messer in den Leib zu stoßen, aber sie umschlang ihn so unerbittlich, dass
seine Finger den Messerknauf losließen und sich nur noch verzweifelt in den
schuppigen Körper krallten. Seine Füße rutschten ab, und er hing so hilflos
über dem Abgrund wie ein gefangener Vogel, um den Hals die würgende Schlange.
Zwei weitere krochen aus einem Loch neben ihm und schlangen sich um seine Brust
und seine Beine. Jacob rang nach Luft, aber er konnte nicht mehr atmen, und das
Letzte, was er sah, war das Goldene Seil, das sich von dem Sims löste und über
ihm in der Dunkelheit verschwand.
     
    38
     
    GEFUNDEN UND VERLOREN
     
    S andsteinmauern und eine vergitterte Tür. Ein Stiefel aus
Echsenleder, der ihm in die Seite trat. Graue Uniformen, umgeben von dem roten
Nebel, der ihm den Kopf füllte. Aber wenigstens waren die Schlangen fort und er
konnte atmen. Der Zwerg hatte ihn wieder verkauft. Das war der einzige Gedanke,
der in dem Nebel existierte. Wo hatte er es getan? In einem der Läden, vor denen du wie ein Schaf gewartet hast, Jacob?
    Er wollte
sich aufsetzen, doch sie hatten ihm die Hände gefesselt, und sein Hals
schmerzte so sehr, dass er Schwierigkeiten hatte zu schlucken.
    »Wer hat
dich von den Toten zurückgeholt? Ihre Schwester?«
    Der
Jaspisgoyl löste sich aus der Dunkelheit.
    »Ich habe
der Fee nicht geglaubt, dass du noch lebst. Schließlich war es ein guter
Schuss.« Er sprach den Dialekt des Kaiserreichs mit schwerem Akzent. »Es war
ihre Idee, verbreiten zu lassen, dass dein Bruder bei ihr ist, und du bist ihr
wie eine Fliege ins Netz gegangen. Dein Pech, dass die Schlangen selbst
Schwindschleim nicht täuscht. Aber du hast dich wesentlich geschickter
angestellt als die beiden Onyxgoyl, die zu den Räumen des Königs
hinunterklettern wollten. Wir mussten ihre Reste von den Dächern der Stadt
kratzen.«
    Jacob
stemmte den Rücken gegen die Mauer und schaffte es, sich aufzusetzen. Die
Zelle, in die sie ihn geworfen hatten, unterschied sich in nichts von den
Zellen in Menschengefängnissen: dieselben Gitter, dieselben verzweifelten
Kritzeleien an den Wänden.
    »Wo ist
mein Bruder?« Seine Stimme war so heiser, dass er sich kaum selbst verstand,
und ihm war übel von dem Schleim. Der Goyl antwortete ihm nicht.
    »Wo hast
du das Mädchen gelassen?«, fragte er stattdessen.
    Er sprach
sicher nicht von Fuchs. Aber was wollten sie von Clara? Was denkst du, Jacob? Dein Bruder schläft. Und sie können ihn nicht
wecken. Das sind gute Nachrichten, oder?
    Und dass
Valiant Clara nicht auch verraten hatte, bewies wohl, dass der Zwerg
tatsächlich eine Schwäche für sie hatte.
    Also. Stell dich dumm, Jacob.
    »Was für
ein Mädchen?« Die Frage brachte ihm einen Tritt in den Magen ein, der ihm fast
ebenso die Luft nahm wie die Schlange. Der Soldat, der zutrat, war eine Frau.
Ihr Gesicht kam Jacob bekannt vor. Natürlich, er hatte sie bei den Einhörnern
aus dem Sattel geschossen. Es würde ihr eine Freude sein, ihn weiter zu treten.
Aber der Jaspisgoyl hielt sie zurück.
    »Lass das,
Nesser«, sagte er. »So dauert es bei ihm Stunden.«
    Jacob
hatte von ihren Skorpionen gehört.
    Nesser
ließ sich den ersten fast zärtlich über die steinernen Finger kriechen, bevor
sie ihn Jacob auf die Brust setzte. Der Skorpion war farblos und kaum länger
als Jacobs Daumen, doch die Scheren glänzten silbrig wie Metall.
    »Auf
Goylhaut richten sie nicht viel an«, sagte der Jaspisgoyl, als der Skorpion
Jacob unters Hemd kroch, »aber eure Haut ist so viel weicher. Also noch mal: Wo
ist das Mädchen?«
    Der
Skorpion grub ihm die Zangen in die Brust, als wollte er ihn bei lebendigem
Leibe fressen. Aber Jacob verbiss sich die Schreie, bis er ihm den Stachel ins
Fleisch stieß. Das Gift

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