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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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ein
Kronleuchter aus Sandstein hing er von der Höhlendecke. Jacob schwindelte, als
er sich zwischen zwei Läden über die Brückenbrüstung beugte und hinuntersah.
Tief unter ihm endete der Stalaktit in einer Krone aus Kristallen, die
schimmernde Spitze ins Nichts gestreckt.
    »Welches
sind die Fenster der Dunklen Fee?«
    »Die aus
Malachit.« Valiant sah sich nervös um.
    Es waren
viele Soldaten auf der Brücke, nicht nur als Wachen vor den Palasttoren,
sondern auch in der Menge, die an den Läden vorbeischlenderte. Viele der
Goylfrauen trugen Kleider, die mit dem Stein bestickt waren, dem ihre Haut
glich. Er war zu so hauchdünnen Schuppen geschliffen, dass der Stoff wie Schlangenhaut
schimmerte, und Jacob ertappte sich dabei, dass er sich fragte, wie Clara in
einem solchen Kleid aussehen würde. Wie lange wirkt
es?
    Die
Fenster der Fee klafften wie grüne Augen in dem hellen Sandstein. Die
Eisenträger der Brücke waren kaum zwanzig Meter darüber in der Mauer
verankert, aber die Palastfassade war spiegelglatt und bot im Gegensatz zu den
anderen Stalaktiten keinen Halt zum Klettern.
    Trotzdem.
Er musste es versuchen.
    Valiant
murmelte hinter ihm etwas über die Beschränktheit des menschlichen Verstandes,
aber Jacob zog die Schnupftabakdose aus der Tasche. Darin war einer der
praktischsten magischen Gegenstände, die er je gefunden hatte: ein sehr langes
goldenes Haar. Der Zwerg verstummte, als Jacob begann, es zwischen den Fingern
zu zwirbeln. Das Haar trieb Faser um Faser, fein wie die Fäden einer Spinne.
Schon bald war es so dick wie Jacobs Mittelfinger und fester als jedes Seil in
dieser oder der anderen Welt.
    Aber nicht
nur seine Festigkeit machte es so nützlich. Es hatte noch andere, weit
wunderbarere Eigenschaften. Das Seil wuchs zu jeder Länge, die man brauchte,
und machte sich genau dort fest, wohin man blickte, wenn man es warf.
    »Ein
Rapunzelhaar. Nicht dumm!«, raunte Valiant, als Jacob das Seil in die Hand nahm
und hinunter zu den grünen Fenstern blickte. »Aber das wird dir nicht gegen die
Wachen helfen! Sie werden dich so deutlich sehen wie einen Käfer, der ihnen
übers Gesicht kriecht!«
    Zur
Antwort zog Jacob das Fläschchen aus grünem Glas aus der Tasche. Er hatte es
einem Stilz gestohlen, und es war gefüllt mit dem Schleim einer Schnecke, der
für ein paar Stunden unsichtbar machte. Die Raubschnecken, die ihn
produzierten, schlichen sich dank dieses Hilfsmittels sehr erfolgreich an
alles heran, was ihnen schmeckte, und Stilze und Däumlinge züchteten sie, um
ebenso unsichtbar auf die Jagd zu gehen. Man strich sich den Schleim unter die
Nase - eine sehr unappetitliche Prozedur, auch wenn er geruchlos war -, aber er
wirkte auf der Stelle. Das einzige Problem war, dass er stundenlange Übelkeit
zur Folge hatte und Lähmungen hervorrief, wenn man ihn allzu oft benutzte.
    »Schwindschleim
und Rapunzelhaar.« Jacob hörte eine Spur von Bewunderung in der Stimme des
Zwergs. »Ich gebe zu, du bist bestens ausgerüstet. Trotzdem. Ich will wissen,
wo dein Goldbaum wächst, bevor du dort hinuntersteigst.«
    Aber Jacob
rieb sich schon den Schleim unter die Nase.
    »O nein«,
sagte er. »Was, wenn du mir wieder irgendetwas verschwiegen hast und da unten
schon die Wachen auf mich warten?
    Das Seil
trägt nur einen, also kannst du hierbleiben, aber falls die Wachen Alarm
schlagen, sorg besser für Ablenkung, oder du kannst deinen Goldbaum vergessen.«
    Er schwang
sich über die Brückenbrüstung, bevor der Zwerg protestieren konnte. Der Schleim
ließ seinen Körper bereits verschwinden, und als Jacob sich zu den
Eisenträgern hinunterhangelte, sah er die eigenen Hände nicht mehr. Er
klammerte sich an eine der Streben und warf das Seil. Es wand sich durch die
Luft, als schwämme es durch Wasser, bis es sich an einem Sims zwischen den
Malachitfenstern festmachte.
    Und was, wenn du Will tatsächlich dahinter findest, Jacob? Selbst wenn du
den Fluch der Dunklen Fee brichst - er schläft! Wie willst du ihn aus der
Festung schaffen? 'Er wusste die Antwort nicht. Er wusste nur, dass
er es versuchen musste. Und dass er Claras Lippen immer noch auf den eigenen
spürte.
    Es
kletterte sich leicht an Rapunzelhaar. Das Seil schmiegte sich in seine Hände
und Jacob versuchte, die Tiefe unter sich zu vergessen. Alles wird gut. Der Stalaktit wuchs ihm entgegen,
sehnig wie ein Muskel aus Stein. Er spürte die Übelkeit, die der Schwindschleim
brachte. Nur ein paar Meter noch, Jacob. Sieh
nicht nach unten. Vergiss

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