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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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er.
    »Warum
sollten sie vergittert sein?«, raunte Valiant zurück. »Nur Vögel und
Fledermäuse kommen in ihre Nähe. Aber offenbar hältst du dich ja für eines von
beiden.«
    Eine Schar
Kinder drängte an der Gasse vorbei. Jacob hatte nie zuvor ein Goylkind gesehen,
und für einen verrückten Augenblick glaubte er, in einem der Jungen seinen
Bruder zu erkennen. Als sie vorbei waren, starrte Valiant immer noch hinauf zu
der Brücke.
    »Warte!«,
zischte er. »Jetzt weiß ich, was du vorhast! Das ist Selbstmord!«
    Jacob
schob das Fernrohr zurück in die Manteltasche. »Wenn du den Goldbaum willst,
bring mich zu der Brücke.«
    Er würde
Will finden. Auch wenn er sein Mädchen geküsst hatte.
     
    36
     
    DER FALSCHE NAME
     
    »Fuchs?«
Da. Sie rief sie schon wieder. Und Fuchs stellte sich vor, wie der Wassermann
sie in den Tümpel zerrte. Wie die Wölfe ihr die Haut zerbissen. Oder der Zwerg
sie auf einem Sklavenmarkt verkaufte. Die Rote Fee hatte Fuchs nie so fühlen
lassen. Oder die Hexe, in deren Hütte Jacob vor Jahren fast jede Nacht
verschwunden war. Oder die Zofe der Kaiserin, deren süßliches Parfüm sie
wochenlang an seinen Kleidern gerochen hatte. »Fuchs? Wo bist du?«
    Sei still!
    Fuchs
duckte sich unter den Büschen und wusste nicht mehr, ob sie Haut oder Fell
hatte. Sie wollte ihr Fell nicht mehr. Sie wollte Haut und Lippen, die er
küssen konnte, so, wie er Claras Lippen geküsst hatte. Sie sah sie in seinen
Armen. Immer wieder. Jacob.
    Was war
das nur? Dieses Sehnen, das in ihr riss und schmerzte wie Hunger oder Durst.
Nicht Liebe. Liebe war warm und weich wie ein Bett aus Laub. Aber das hier war
dunkel wie die Schatten unter einem Giftbusch - und hungrig.
    So
hungrig.
    Es musste
einen anderen Namen haben. Es konnte nicht dasselbe Wort für Leben und Tod
geben, denselben Namen für Sonne und Mond.
    Jacob.
Selbst sein Name schmeckte plötzlich anders. Und Fuchs spürte, wie der kalte
Wind ihr wieder über Menschenhaut strich.
    »Fuchs?«
Clara kniete sich vor ihr in das feuchte Moos.
    Ihr Haar
war wie Gold. Fuchs' Haar war immer rot, rot wie das Fell der Füchsin. Sie
konnte sich nicht erinnern, ob es jemals anders gewesen war.
    Sie stieß
Clara zur Seite und richtete sich auf. Es tat gut, genauso groß zu sein wie
sie.
    »Fuchs.«
Clara versuchte, sie festzuhalten, als sie sich an ihr vorbeischob. »Ich weiß
nicht mal deinen Namen. Deinen wirklichen Namen.«
    Wirklich?
Was war wirklich an ihm? Und was ging er sie an? Nicht einmal Jacob kannte
ihren Menschennamen. »Celeste, wasch
dir die Hände. Kämm dir das Haar.«
    »Und?
Spürst du es noch?« Fuchs starrte ihr in die blauen Augen. Jacob konnte einem
in die Augen sehen und dabei lügen. Er war sehr gut darin, doch der Füchsin
konnte selbst er nichts vormachen.
    Clara
wandte den Blick ab, aber Fuchs roch, was sie fühlte: all die Angst und die
Scham.
    »Hast du
je Lerchenwasser getrunken?«
    »Nein«,
antwortete Fuchs verächtlich. »Keine Füchsin wäre so dumm.« Auch wenn das eine
Lüge war.
    Clara
blickte zum Bach. Die toten Lerchen klemmten immer noch zwischen den Steinen.
Clara. Ihr Name klang nach Glas und kühlem Wasser, und Fuchs hatte sie sehr
gemocht - bis sie Jacob geküsst hatte.
    Es tat
immer noch weh.
    Ruf das Fell zurück, Fuchs. Aber sie konnte nicht. Sie wollte
ihre Haut fühlen, ihre Hände und die Lippen, mit denen man küssen konnte. Fuchs
wandte Clara den Rücken zu, aus Angst, ihr Menschengesicht könnte all das
verraten. Sie wusste nicht mal genau, wie es aussah. War es hübsch oder
hässlich? Ihre Mutter war hübsch gewesen, aber ihr Vater hatte sie trotzdem
geschlagen. Oder gerade deshalb.
    »Warum
bist du lieber ein Fuchs?« Die Nacht färbte Clara die Augen schwarz. »Ist die
Welt so leichter zu verstehen?«
    »Füchse
versuchen nicht, sie zu verstehen.«
    Clara
strich sich über die Arme, als fühlte sie Jacobs Hände immer noch dort. Und
Fuchs sah, dass sie sich auch ein Fell wünschte.
     
    37
     
    DIE FENSTER DER DUNKLEN FEE
     
    Schlachter,
Schneider, Bäcker, Juweliere. Die Brücke, die auf
den hängenden Palast zuführte, war eine Einkaufsstraße in schwindelerregender
Höhe, in deren Ladenfenstern Edelsteine neben Echsenfleisch und schwarzblättrigem
Kohl schimmerten, der ohne Sonne wuchs. Brot und Früchte aus den oberirdischen
Provinzen lagen neben getrockneten Käfern, die bei den Goyl als Delikatesse
galten. Doch das Einzige, was Jacob interessierte, war der Palast am Ende der
Ladenfronten.
    Wie

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