Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
Vom Netzwerk:
goss ihm Feuer unter die Haut und ließ ihn keuchen vor
Angst und Schmerz.
    »Wo ist
das Mädchen?«
    Die Goyl
setzte ihm drei weitere Skorpione auf die Brust.
    »Wo ist
das Mädchen?« Immer wieder dieselbe Frage. Aber Will würde schlafen, solang er
es ihnen nicht verriet, und Jacob schrie sich heiser vor Schmerz und wünschte
sich Jadehaut. Er fragte sich, ob das Gift wenigstens das Lerchenwasser
verbrennen würde, bevor er endlich das Bewusstsein verlor.
    Als Jacob
aufwachte, konnte er sich nicht erinnern, ob er den Goyl gesagt hatte, was sie
wissen wollten. Er war in einer anderen Zelle, durch deren Fenster man den
hängenden Palast sah. Sein ganzer Körper schmerzte, als hätte er sich die Haut
verbrüht, und sein Waffengürtel war ebenso fort wie alles, was er in den
Taschen gehabt hatte, aber zum Glück hatten sie ihm wenigstens das Taschentuch
gelassen. Glück, Jacob? Was sollen dir nun ein
paar Goldtaler nützen? Goylsoldaten waren berüchtigt für
ihre Unbestechlichkeit.
    Er
schaffte es, auf die Knie zu kommen. Seine Zelle war nur durch ein Gitter von
der nächsten getrennt, und als er durch die Stäbe blickte, vergaß er seine
Schmerzen.
    Will.
    Jacob
stemmte die Schulter gegen die Wand und schaffte es, sich aufzurichten. Sein
Bruder lag da wie tot, aber er atmete, und an Stirn und Wangen waren immer noch
Spuren von Menschenhaut zu sehen. Die Rote Fee hatte ihr Versprechen erfüllt
und die Zeit angehalten.
    Draußen
auf dem Korridor näherten sich Schritte, und Jacob wich an das Gitter zurück,
hinter dem sein Bruder schlief. Der Jaspisgoyl kam mit zwei Wächtern den Gang
hinunter. Hentzau. Inzwischen kannte Jacob seinen Namen - und als er sah, wen
sie hinter ihm herzerrten, wollte er den Kopf gegen die Stäbe schlagen.
    Er hatte
ihnen gesagt, was sie wissen wollten.
    Clara
hatte eine blutige Schramme auf der Stirn und ihre Augen waren weit vor Angst. Wo ist Fuchs?, wollte
Jacob sie fragen, aber sie bemerkte ihn gar nicht. Sie sah nur seinen Bruder.
    Hentzau
stieß sie zu Will in die Zelle. Clara machte einen Schritt auf ihn zu und blieb
wie verloren stehen, als hätte sie sich daran erinnert, dass sie erst vor ein
paar Stunden den anderen Bruder geküsst hatte.
    »Clara.«
    Sie drehte
sich zu ihm um. Jacob sah so viel auf ihrem Gesicht: Erschrecken, Sorge,
Verzweiflung, ... Scham.
    Sie trat
zu ihm ans Gitter und strich über die Würgemale an seinem Hals. »Was haben sie
mit dir gemacht?«, flüsterte sie.
    »Es ist
nichts. Wo ist Fuchs?«
    »Sie haben
sie auch gefangen.«
    Sie griff
nach seiner Hand, als die Goyl vor den Zellen Haltung annahmen. Selbst Hentzau
straffte die Schultern, auch wenn er es deutlich widerstrebend tat, und Jacob
wusste sofort, wer die Frau war, die den Gang hinunterkam.
    Das Haar
der Dunklen Fee war heller als das ihrer Schwester, aber Jacob fragte sich
nicht, wie sie zu ihrem Namen kam. Er spürte ihre Dunkelheit wie einen Schatten
auf der Haut, doch sein Herz schlug nicht vor Angst schneller.
    Du musst sie nicht mehr finden, Jacob. Sie kommt zu dir!
    Clara wich
zurück, als die Fee in Wills Zelle trat, aber Jacob schloss die Finger um die
Gitter, die ihn von ihr trennten. Komm näher! Na,
komm schon!, dachte er. Eine Berührung nur und die drei Silben, die
ihre Schwester ihm verraten hatte. Doch das Gitter machte die Fee so
unerreichbar, als läge sie im Bett ihres königlichen Liebhabers. Ihre Haut
schien aus Perlen gemacht, und ihre Schönheit ließ sogar die ihrer Schwester
verblassen.
    Sie
musterte Clara mit der Abneigung, die ihresgleichen für alle Menschenfrauen
empfanden.
    »Liebst du
ihn?« Sie strich Will über das schlafende Gesicht. »Nun sag schon.«
    Als Clara
zurückwich, wurde ihr eigener Schatten lebendig und legte ihr schwarze Finger
um die Knöchel.
    »Antworte
ihr, Clara«, sagte Jacob.
    »Ja!«,
stammelte sie. »Ja, ich liebe ihn.«
    Ihr
Schatten wurde erneut nichts als ein Schatten und die Fee lächelte.
    »Gut. Dann
willst du doch sicher, dass er aufwacht. Du musst ihn nur küssen.«
    Clara
blickte sich Hilfe suchend zu Jacob um.
    Nein!, wollte er sagen. Tu es nicht! Aber seine
Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Seine Lippen waren so taub, als hätte die Fee
sie ihm versiegelt, und er konnte nur hilflos zusehen, wie sie nach Claras Arm
griff und sie sanft an Wills Seite zog.
    »Sieh ihn
dir an!«, sagte sie. »Wenn du ihn nicht weckst, wird er für immer so daliegen,
weder tot noch lebendig, bis selbst die Seele in seinem verwelkten Körper zu
Staub

Weitere Kostenlose Bücher